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Statistik: Verbraucher machen im Schnitt 37.000 Euro Schulden

Immer mehr Verbraucher kommen nicht mehr klar. Rund 3,5 Millionen Haushalte sind überschuldet, vor fünf Jahren waren es noch 1,13 Millionen.

Berlin - Der Aufschwung geht an Millionen Deutschen vorbei. „Die Überschuldung nimmt zu“, sagte Werner Sanio, Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, dem Tagesspiegel.

Ohne Hilfe kommen die meisten von ihren Schulden nicht los. Das zeigt eine neue Untersuchung, die das Statistische Bundesamt am Donnerstag veröffentlicht hat. Die Statistiker hatten im vergangenen Jahr 124 Schuldnerberatungsstellen mit insgesamt 47 000 betreuten Schuldnern untersucht. Diese hatten im Schnitt 37 000 Euro Schulden und damit deutlich mehr, als sie von ihrem Nettoeinkommen zurückzahlen konnten. Im Schnitt lag dieses bei 1150 Euro, knapp 60 Prozent der Betroffenen hatten sogar weniger als 900 Euro im Monat.

Hauptauslöser für das Abrutschen in die Überschuldung ist Arbeitslosigkeit. Aber auch Scheidungen und Trennungen sind oft der Einstieg in die Schuldenfalle, hinzu kommen Erkrankungen, Unfälle und Sucht-Probleme. In einigen Fällen sind die Probleme aber auch hausgemacht, weil die Menschen nicht haushalten können und auf Pump leben. Besonders häufig landen Singles im finanziellen Aus, vor allem alleinerziehende Mütter. Sie machen 14 Prozent der überschuldeten Privatpersonen aus, während ihr Anteil an den erwachsenen Deutschen nur drei Prozent beträgt. Wer überschuldet ist, kann zunächst mit Hilfe der Schuldnerberatungsstellen versuchen, sich mit den Gläubigern außergerichtlich zu einigen. Klappt das nicht, können die Betroffenen ein Verbraucherinsolvenzverfahren beantragen. Seit Einführung der neuen Insolvenzordnung im Jahr 1999 haben rund 400 000 Verbraucher einen Insolvenzantrag gestellt. Der Vorteil des Verfahrens: Nach einer sechsjährigen Wohlverhaltensperiode, in der sich die Schuldner um eine ordentliche Haushaltsführung bemühen, werden ihnen die Schulden erlassen.

Die Bundesregierung will das Verfahren jetzt vereinfachen. Ein neues Gesetz soll im Frühjahr in Kraft treten. Dann sollen die Schuldner kein gerichtliches Verfahren mehr durchlaufen müssen. Allerdings müssen Schuldnerberatungsstellen oder Rechtsanwälte den Betroffenen bescheinigen, dass eine Einigung mit den Gläubigern aussichtslos ist. Das Problem: Statt der rund 750 Beratungsstellen, die derzeit Insolvenzberatungen durchführen, sind dann nach Schätzung Sanios zehnmal so viele Anlaufstellen nötig. Schon heute gäbe es Wartezeiten von bis zu zehn Monaten. Heike Jahberg

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