zum Hauptinhalt
Strom

© ddp

Strompreise: Öko wird teurer

Zum 1. Januar wartet auf viele Verbraucher eine böse Überraschung. Rund ein Drittel der Stromanbieter hebt die Preise drastisch an, darunter auch Ökostromanbieter. Tagesspiegel.de hat nachgefragt: Warum wird auch Ökostrom teurer? Und lohnt sich ein Wechsel?

Insgesamt 326 Stromanbieter erhöhen zum Jahreswechsel ihre Preise – nach Angaben des Verbraucherportals Verivox um durchschnittlich 6,6 Prozent. Wahrscheinlich werden deshalb viele Verbraucher den Anbieter oder ihren Stromtarif wechseln. Schon Mitte des Jahres brach eine solche Welle los: Laut dem Verband der Elektrizitätswirtschaft wechselten 47 Prozent der Haushalte den Stromtarif. 37 Prozent entschieden sich für ein günstigeres Produkt. Beim Wechsel spielten für viele Kunden neben dem Preis auch ökologische Überlegungen eine wichtige Rolle. Jeder fünfte Kunde, der den Anbieter wechselte, entschied sich für grünen Strom. Beim Tarifwechsel innerhalb eines Unternehmens hatte jeder siebte Kunde auf Ökostrom umgesattelt.

Was ist Ökostrom?

Ökostrom wird aus erneuerbaren Energien gewonnen. Dazu zählen Wasserkraft, Windenergie, Energie aus Biomasse, Kraft-Wärme-Kopplung (Abwärmenutzung), Sonnenenergie und die Nutzung der Erdwärme (Geothermie). Es gibt Anbieter, die einen Mix verschiedener Energiequellen verkaufen und andere, die sich auf eine Energiequelle wie zum Beispiel Windkraft beschränken.

Welche Anbieter gibt es?

In Deutschland bieten sechs Dienstleister ausschließlich Ökostrom an: Greenpeace Energy, Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Lichtblick, Nordstrom AG, Naturstrom und die Strommixer GmbH. Obwohl Ökostrom im Durchschnitt heute teurer als Strom aus Kohle-, Öl oder Atomkraftwerken ist, kündigten drei Anbieter zum Jahreswechsel ebenfalls eine Teuerung ihrer Stromtarife an. So kostet bei Naturstrom eine Kilowattstunde in Zukunft nicht mehr 19,25 Cent sondern 19,90 Cent. Lichtblick erhöht die Preise um sieben Prozent auf 20,25 Cent, die Elektrizitätswerke Schönau auf 22,99 Cent, das sind ebenfalls sieben Prozent.

Warum wird Ökostrom teurer?

Als Begründung für die steigenden Preise führen alle Anbieter die gestiegenen Einkaufskosten an der Leipziger Strombörse an. Sie werfen den vier großen Versorgern Eon, RWE, EnBW und Vattenfall vor, die Preise gezielt nach oben zu treiben. Lichtblick und EWS machen außerdem geltend, dass im kommenden Jahr die Gebühren für die Durchleitung durch die Netze der großen Anbieter ansteigen.

Ein weiterer Grund für die Preiserhöhung von Ökostrom ist die gestiegene Nachfrage nach erneuerbaren Energien. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass die Rohstoffpreise für Stahl, Biomasse oder Silizium steigen. Diese Rohstoffe werden zum Bau bzw. Betrieb von Kraftwerken benötigt. Werden diese teurer, kostet auch der Bau von Kraftwerken mehr, was sich schließlich wieder auf den Strompreis schlägt. Über diese spiralförmige Entwicklung wundert Stefan Kohler von der Deutschen Energie-Agentur nicht: "Das ist eine ganz normale Marktentwicklung, die in den nächsten Jahren noch anhalten wird".

Warum wechseln?

Auch wenn Ökostrom vergleichsweise teuer ist, lohnt sich ein Wechsel für ökologisch bewusste Verbraucher. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien wird die Umwelt geschont. So spart Deutschland momentan durch die Nutzung von Ökostrom jährlich mehr als 70 Millionen Tonnen an umweltschädlichem Kohlendioxid (CO2) ein, bei einer Verdopplung grünen Stroms sogar bis zu 200 Millionen Tonnen. Außerdem entzieht jeder Kunde, der sich für Ökostrom entscheidet, der herkömmlichen Stromindustrie Geld. Dadurch wird der Abbau und Einsatz fossiler und nuklearer Quellen gesenkt, dafür steht für den Neubau von Wasserkraft- oder Windkraftanlagen mehr Geld zur Verfügung.

Wie wechseln?

Nutzen Sie den Stromtarif-Rechner von tagesspiegel.de und informieren Sie sich über einen Wechsel Ihres Stromanbieters. Mit dem Stromrechner können Sie sich Ihren persönlichen Stromtarif berechnen lassen. Sie müssen nur Ihren Jahresverbrauch und Ihre Postleitzahl angeben. Haben Sie einen Anbieter gewählt, genügt in der Regel ein Anruf. Sie bekommen ein Formular zugeschickt, welches Sie ausgefüllt und unterschrieben an den neuen Anbieter schicken. Schneller geht die Anmeldung auf den Internet-Seiten der Anbieter. Um alle weiteren Schritte, auch um die Kündigung und das Ablesen des Zählerstandes, kümmert sich der neue Anbieter. Der Wechsel dauert meist sechs bis acht Wochen. Ausnahme: Der alte Vertrag ist noch nicht kündbar. Verbraucherschützer raten zu Verträgen mit kurzer Laufzeit von maximal zwölf Monaten. Während eines Wechsels müssen Sie keine Angst haben, im Dunkeln zu sitzen. In Deutschland ist es laut Gesetz vorgeschrieben, dass für jeden Bürger zu jedem Zeitpunkt eine Versorgung mit Strom garantiert ist.

Susanna Gotsch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false