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Wirtschaft: Teures neues Jahr

Die Steuern sinken – aber viele müssen bei Strom, Gas, Wasser und Abfall draufzahlen. Neue Belastungen sind schon beschlossen

Berlin - Seit drei Tagen ist das Werk vollendet, und der Schöpfer ist stolz. „Die Dimension der Steuerreform ist einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik“, sagt Finanzminister Hans Eichel. Seit Jahresanfang gilt die dritte Stufe der 1998 begonnenen Entlastung – das bedeutet 6,5 Milliarden Euro mehr für die Bürger. „Davon profitieren alle Steuerzahler, insbesondere Familien mit Kindern.“

Viel kaufen können sich etwa die Berliner davon aber nicht. Denn die Entlastung wird oft von steigenden Kosten an anderer Stelle aufgezehrt. So werden Strom, Wasser oder Abfall teurer. Zudem ist die Tabaksteuer im Dezember angehoben worden. Das alles trifft nach Berechnungen des Nürnberger Steuer-Dienstleisters Datev in erster Linie Menschen mit einem nur mäßigen Monatseinkommen. So muss etwa eine vierköpfige Berliner Familie mit einem Bruttoeinkommen von 3500 Euro 12,50 Euro mehr bezahlen. Dabei sind die höheren Rundfunkgebühren ab April bereits berücksichtigt. Und Kinderlose ab 23 Jahren müssen einen Aufschlag von 0,25 Prozentpunkten für die Pflegeversicherung einkalkulieren.

Auch Rentner werden erneut zur Kasse gebeten. 2004 stiegen die Sozialbeiträge auf die Rente, hinzu kamen für viele die Praxisgebühr und höhere Arzneizuzahlungen. 2005 beginnt für die Senioren mit der schrittweisen Besteuerung ihrer Altersbezüge. Ein Ausgleich in Form steigender Renten ist nicht in Sicht – wie schon 2004 dürfte es eine Nullrunde geben.

Mehr Geld bleibt nur Gutverdienern – dank der Senkung des Spitzensteuersatzes. Der Tagesspiegel hat daher anhand zweier Beispielrechnungen verdeutlicht, dass sie die Mehrbelastungen bei den Nebenkosten locker abfedern können (siehe die Kästen rechts). Zahlenmäßig sind indes Durchschnittsverdiener in Berlin in der Mehrheit (siehe die Kästen links). Und die nächsten Belastungen sind bereits beschlossen: Zwar sinken zum 1. Juli die Krankenkassenbeiträge um 0,9 Prozentpunkte. Im Gegenzug müssen die Versicherten aber Zahnersatz und Krankengeld allein tragen, ohne Hilfe des Arbeitgebers. Das bedeutet 0,45 Punkte Aufschlag – oder 15,75 Euro für die Familie mit 3500 Euro Einkommen.

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