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Wirtschaft: „Vor Ort kommt immer weniger an“

Spendenexperte Frevel: Mehr für die Verwaltung

Spendenexperte Frevel: Mehr für die Verwaltung Herr Frevel, das Deutsche Sozialinstitut für soziale Fragen (DZI) meldet auch in diesem Jahr eine anhaltend hohe Spendenbereitschaft der Deutschen. Wie beurteilen Sie die Arbeit der Hilfsorganisationen in Deutschland?

Sehr unterschiedlich. Wir beobachten eine hohe Professionalisierung in der Spendenbeschaffung, während das Spendenvolumen seit Jahren etwa konstant ist. Wenn man sich vor Augen führt, dass immer mehr Organisationen immer professioneller arbeiten und mehr Mittel in die Spendenbeschaffung stecken, bedeutet das natürlich auch höhere Verwaltungskosten. Das heißt, mit zunehmender Professionalisierung bleibt dann auch mehr Geld in Deutschland, statt am Bestimmungsort anzukommen.

Gespendet wird vor allem bei Themen, die von den Medien aufgegriffen werden: Keine spektakulären Bilder – keine Spenden?

Das gilt für den Bereich der Nothilfe, bei Katastrophen, weniger für die Spendenbereitschaft in der Vorweihnachtszeit. Die Menschen haben den kleinen Jesus in der Krippe vor Augen, sie sehen notleidende Menschen auf der Straße. Es ist ihnen ein Bedürfnis, nicht nur die Herzen zu öffnen, sondern auch die Börsen.

Bleiben manche Krisen dabei auf der Strecke?

Was auf der Strecke bleibt, sind die alltäglichen Katastrophen. Die Bischöfliche Aktion Adveniat richtet ihr Augenmerk in diesem Jahr auf das Thema Migration, Schwerpunktland ist Mexiko. 1,5 Millionen Menschen versuchen jährlich, unter schwierigsten und teils unmenschlichen Bedingungen in den reichen Norden Amerikas auszuwandern. Diese Katastrophe spielt sich zumeist im Verborgenen ab, man hört und sieht davon wenig.

Wie erkennt man als Spender, dass eine Organisation seriös arbeitet?

Wir lehnen es wie die meisten Spendenorganisationen ab, mit gefälschten Bildern zu arbeiten. Es gibt Fälle, wo Bilder mit Kindern in Steinbrüchen in Deutschland nachgestellt werden. Solche Praktiken lehnen wir strikt ab. Ansonsten sollten Spender wissen, dass DZI-Siegel nicht gleich DZI-Siegel ist. Es lohnt sich, Informationen zu den Verwaltungskosten anzufordern, seriöse Organisationen händigen solche Daten aus. Bei uns liegen diese Kosten bei knapp sieben Prozent – laut DZI-Leitlinien dürfen sie aber bei bis zu 30 Prozent liegen. Und natürlich legen wir großen Wert auf Transparenz. Der Spender hat einen Anspruch darauf zu wissen, wie seine Gelder verwendet werden.

Das Interview führte Alexander Heinrich.

Christian Frevel

ist Abteilungsleiter

Öffentlichkeitsarbeit bei Adveniat. Adveniat besteht seit 1961 und ist das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland.

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