zum Hauptinhalt

@-Zeichen: Jung und schon Museum

Das @-Zeichen hat jetzt einen Platz im New Yorker Museum of Modern Art. Dabei handelt es sich um ein bereits Jahrhunderte altes Symbol.

New York/Vancouver/Berlin - Die meisten Menschen benutzen es, fast jeder kennt es und nun gehört das Ding neben Werken von Picasso, van Gogh und dem Formel-Eins-Ferrari sogar zu den Kunstwerken im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA): Das @-Zeichen.

Schon lange hat kein Exponat mehr die Besucher so beschäftigt wie das Ausstellungsstück aus der virtuellen Welt, dessen Anschaffung nach Angaben der MoMA-Kuratorin Paola Antonelli noch nicht mal etwas gekostet hat. Internetuser aus aller Welt schreiben sich im MoMA-Forum zum At-Zeichen die Finger wund. Wer hätte schon gewusst, dass es sich bei dem Klammeraffen, der heutzutage beispielsweise Namen und Anbieter bei E-Mail-Adressen verbindet, um ein bereits Jahrhunderte altes Symbol handelt?

Nun gehört das kleine „A im Kringel“ also zur MoMA-Abteilung „Architecture and Design“. Es hängt dort mit Verweis auf den amerikanischen Elektroingenieur Ray Tomlinson, der Ende der 60er Jahre das erste E-Mail-System der Welt von Nutzer zu Nutzer vorm Bildschirm kreierte. Im Januar 1971, berichtet Kuratorin Antonelli, belebte Tomlinson das auf der Tastatur befindliche Kombisymbol aus den Buchstaben „a“ und „d“ (Lateinisch ad: an, zu, bei. Englisch: „at“) neu. Es sollte helfen, Adressat und Computer unterscheiden zu helfen.

Aber das @ ist noch viel, viel älter, berichtete Antonelli im kanadischen Radiosender CBC Radio One Vancouver, der dem Symbol eine lange Sondersendung widmete. So soll das schwungvolle Zeichen schon im sechsten oder siebten Jahrhundert als Abkürzung für die lateinische Präposition ad gedient haben. „Im 16. Jahrhundert wurde es in Italien beim Handel benutzt und meinte eine Maßeinheit, eine volle Terracotta-Amphore der damals gebräuchlichen Standardgröße“, erzählt die MoMA-Kuratorin. 1885 dann tauchte es als das „kommerzielle ,a’ auf der Schreibmaschinentastatur auf. Auf der amerikanischen Standardtastatur war es 1963 noch im selben Sinne gebräuchlich wie das französische „à“ – etwa für drei Laptops à (@) 499 Euro.

Heute ist das kleine Runde längst über sich hinausgewachsen. Jeden Tag wird es billionenfach in E-Mail-Betrefffelder getippt. Läden und Restaurants nehmen es als Stilmittel im Namen auf. Und in Spanien wird es schon ähnlich wie das große „I“ im Deutschen verwendet: „Hola l@s amig@s, schreibt man im Spanischen, und grüßt damit ebenso weibliche wie männliche Freunde.

Antonelli sieht das Ganze eher künstlerisch-philosophisch: Die Museumsmacher schätzen am At-Zeichen seine „Eleganz, Wirtschaftlichkeit und intellektuelle Klarheit“. Es habe die Auszeichnung als Exponat ebenso verdient wie vor ihm etwa die Büroklammer.

Das neue Museumsstück hat überall auf der Welt ganz eigene Spitznamen. So wird es etwa in Polen und Südafrika „Affenschwanz“ genannt, Chinesen nennen es „kleine Maus“, Italiener und Franzosen die „Schnecke“. Die Finnen sehen darin eine schlafende Katze, die sich gemütlich eingerollt hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false