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Blumen, Kuscheltiere und Kerzen liegen am MIttwoch in Lampersdorf (Sachsen) an der Hofeinfahrt des Bauernhofes, in dem die Polizei die entführte und ermordete 17-jährige Anneli gefunden hat. Die mutmaßlichen Entführer sind in Haft.

© dpa

17-Jährige Unternehmertochter aus Meißen umgebracht: Schnell und doch zu spät - Wie die Ermittler Annelis Entführer fanden

Die mutmaßlichen Entführer und Mörder von Anneli aus Sachsen sind gefasst. Wie die Polizei so schnell auf ihre Spur kam - und warum das doch nicht reichte, um die 17-Jährige zu retten: einige Antworten.

Kein Plan - aber auch keine Skrupel. „Dilettantisch“ nennt die Polizei das Vorgehen der Entführer im Fall der 17-jährigen Anneli aus Sachsen. Die beiden verdächtigten Männer im Alter von 39 und 61 Jahren sollen die junge Frau getötet haben, als ihnen nichts anderes mehr einfiel. Weil sie viele Spuren hinterlassen, geraten die zwei Männer danach schnell ins Visier der Ermittler. Wie genau ist die Polizei den Entführern auf die Spur gekommen?

Den Durchbruch, so bezeichnet es Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll, hat eine DNA-Spur am Fundort des Fahrrades der entführten Anneli gebracht. Das hatten die Täter zurückgelassen, als sie die 17-Jährige am vergangenen Donnerstag in ihr Auto zerrten. Hätten sie das nicht getan, wäre der Tatort also nicht bekannt gewesen, wäre die Spurensuche wohl erheblich schwieriger geworden, wie Peter Guld vom Bund Deutscher Kriminalbeamter in Sachsen erklärt.

Inwieweit half die DNA-Spur?

Ein Abgleich der gefundenen Spuren mit den Datenbanken der Polizei ergab schließlich einen Treffer: Die DNA des 39-Jährigen war gespeichert. „Wir hatten ab Sonntag, 11.18 Uhr, einen potenziellen Tatverdächtigen“, sagte Kroll. In vielen Fällen dauert so ein Abgleich recht lange. Geht es wie bei Anneli um Leben und Tod, bekommt die Auswertung aber Priorität. „Solche Spuren werden sofort analysiert“, sagt Guld - trotzdem brauche das seine Zeit.

Die 17-jährige Anneli (undatiertes Polizeifoto) war im sächsischen Meißen entführt worden. Die Polizei bat um Hinweise.
Die 17-jährige Anneli (undatiertes Polizeifoto) war im sächsischen Meißen entführt worden. Die Polizei bat um Hinweise.

© Polizei Dresden/dpa

Wie ging die Polizei dann weiter vor?

Als die Ermittler erst einmal wussten, nach wem sie suchen müssen, wurden sie sehr schnell fündig. Das Handy des 39-Jährigen wurde nur gute vier Stunden später in Bayern geortet. Außerdem kommt die Polizei durch die Auswertung der Daten und Observationen dem zweiten mutmaßlichen Täter auf die Spur, dem 61-Jährigen aus Dresden. Beide werden festgenommen, einer gibt später den entscheidenden Hinweis, wo Annelis Leiche zu finden ist.

Warum war der 39-Jährige überhaupt in der Datenbank erfasst?

Für die Polizei war der Mann kein Unbekannter. Wegen Ermittlungen wegen Brandstiftung, Versicherungsbetrug und auch wegen eines Sexualdelikts war er aktenkundig. Wie sind die Entführer auf Anneli gekommen? Nicht zufällig, was bei einer Entführung nach Auskunft von Experten aber auch ungewöhnlich wäre. Wer Geld erpressen will, sucht sich sein Opfer meist gezielt aus. Annelis Vater ist ein in der Gegend bekannter und erfolgreicher Unternehmer. Und einer der mutmaßlichen Täter, der in Bayern festgenommene 39-Jährige, hat bis vor kurzem dort gelebt - auf dem Hof, wo später Annelis Leiche gefunden wurde. Zumindest vom Sehen hat er Anneli deshalb gekannt. Ob die 17-Jährige umgekehrt auch ihn kannte, ist nach Angaben der Ermittler noch unklar. „Wir wissen auch, dass täterseitig die Möglichkeit genutzt wurde, sich über Facebook mal anzuschauen, wen man denn da so vor sich hat“, sagte Polizeichef Kroll. Was genau die Entführer in dem sozialen Netzwerk über ihr Opfer erfahren haben, ließ er offen.

Warum konnte Anneli trotz des schnellen Fahndungserfolgs nicht gerettet werden?

Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass die 17-Jährige bereits am Tag nach ihrer Entführung, also am Freitag, ermordet wurde.

Da waren die Ermittlungen gerade erst richtig in Gang gekommen. Am Freitagmittag meldeten sich die Entführer noch einmal und forderten die Übergabe der verlangten 1,2 Millionen Euro per Online-Überweisung - in dieser Höhe „eine Sache der Unmöglichkeit“, wie Kroll sagte. Geld gab es also nicht - und danach auch keinen Kontakt mehr zu den Entführern. Das letzte Lebenszeichen von Anneli hatte es kurz nach der Entführung am Donnerstag gegeben - der Vater hörte wohl Schreie seiner Tochter am Telefon. (dpa)

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