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Panorama: 40° – so überstehen wir den Tag

Die Hitze senkt die körperliche Leistungsfähigkeit, die Konzentration und die Reaktionsschnelligkeit. Und bringt viele Menschen um den Schlaf

Für heute sagen die Meteorologen den heißesten Tag des Jahres voraus. Bis zu 40 Grad soll das Thermometer in einigen Teilen Deutschlands steigen. Wie kann man diesen Tag überleben?

Salat essen

Die meisten Menschen essen im Winter mehr als im Sommer. Das scheint ganz vernünftig, schließlich ist Nahrung auch Brennstoff und Kalorien erzeugen Wärme. Im Sommer braucht man etwas weniger davon. Schwere Mahlzeiten zu verdauen ist außerdem Arbeit und erhöht das Hitzegefühl. Salate, Obst und Gemüse der Saison sind die erfrischende Alternative. Jetzt finden es außerdem viele schön und erholsam, die südeuropäischen Sitten zu übernehmen und am Abend erst später zu essen.

Trinken – aber keinen Alkohol

Die Menge macht’s: Bei Hitze sollte man vor allem viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Beim Schwitzen wird dem Körper Wasser entzogen. Das sollte ihm in kurzen Abständen wieder zugeführt werden, ob nun in Form von Mineralwasser oder gutem Berliner Leitungswasser. Fruchtsaftschorlen, bei Sportlern und Kindern beliebt, machen das Durstlöschen genussvoller. Auch Softdrinks sollte man verdünnen – schon wegen der vielen Kalorien, die sie enthalten. Aber auch Tees passen zu den heißen Tagen – und sind in orientalischen Ländern sehr beliebt. Zum Espresso oder Cappuccino sollte man sich ein Glas Wasser bestellen – wenn es nicht ohnehin stilgerecht dazu gereicht wird. Auch wenn das Bier den Durst so gut zu löschen scheint: Alkoholische Getränke passen besser in die Abendstunden, denn sie wirken tagsüber stärker und können bei Hitze dem Kreislauf schnell zusetzen. Angesichts der drei bis vier Liter Flüssigkeit, die man an heißen Tagen zu sich nehmen sollte, ist auch beim Wein die Schorle eine gute Alternative.

Langsam fahren

Hochsommerliche Hitze ist – gleich nach winterlicher Strassenglätte – der zweitwichtigste Einflussfaktor, der die Reaktionsgeschwindigkeit von Autofahrern negativ beeinflusst. Das hat eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen ergeben. Wer langsamer fährt, kommt sicherer ans Ziel. Wer eine Klimaanlage im Auto hat, ist weniger beeinträchtigt. Aber Vorsicht: Wer die Klimaanlage zu hoch stellt, kann sich erkälten. Außerdem drohen Kreislaufprobleme, wenn man aus dem kalten Auto in die schwüle, drückende Luft tritt. Es gibt dann zudem unangenehme Gefühle. Am angenehmsten aber ist es an heißen Sommertagen auf dem Fahrrad, schon weil der Fahrtwind eine natürliche Klimaanlage darstellt. Man sollte sich nur nicht zu sehr anstrengen.

Sich beschatten lassen

An den Hundstagen handeln wir instinktiv meist richtig: Wer irgend kann, sucht den Schatten, auch im Schwimmbad oder am See. Für den Aufenthalt in der Sonne gilt: Niemals in der Mittagshitze und nie zu lang, Sonnenschutzmittel mindestens 30 Minuten vor dem Sonnenbad auftragen und immer wieder erneuern. Babys gehören mit ihrer zarten Haut überhaupt nicht in die Sonne.

Sport – mit Bedacht

Bei Hitze droht der „Sonnenstich“ mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Kreislaufkollaps bis hin zur Bewusstlosigkeit. Viele Menschen leiden bei Hitze unter allgemeiner Schlappheit und niedrigem Blutdruck. Das bodennahe Ozon, das bei sommerlichen Schönwetterlagen ansteigt, kann in höherer Konzentration die Schleimhäute reizen und Atembeschwerden auslösen. Für sportliche Höchstleistungen ist das nicht der geeignete Augenblick. Andererseits bringt aber Bewegung den Kreislauf in Schwung und Trainierte leiden augenblicklich auch weit weniger unter der Hitze. Es scheint also der Mittelweg zu sein, der jetzt die beste Wirkung verspricht: Mit dem Fahrrad zum See fahren und dort ein paar Runden schwimmen. Bälle und Federballschläger nicht vergessen. Im Fitnessstudio die „Aufwärmphase“ etwas kürzer gestalten als sonst - und es dann bewusst genießen, dass an den Geräten so wenig Andrang herrscht. Am Wochenende mal wieder ein Ruder- oder Paddelboot mieten. Und keinesfalls die Wasserflasche vergessen.

Vorsicht beim Sex

Es sind Sommertage und Sommernächte zum Verlieben. Händchenhalten wird vielleicht nach kurzer Zeit unangenehm, aber das beeinträchtigt die Lust kaum. Von Medizinern aber können wir erfahren, dass sexuelle Aktivität mit einer natürlichen Herz-Kreislauf-Belastung einhergeht. Puls, Blutdruck und Atemfrequenz steigen deutlich an. Die Anstrengung ist der Belastung bei leichten sportlichen Tätigkeiten vergleichbar. Ob sie ihn oder sie bei der Hitze überfordert, kann normalerweise jeder gut selbst beurteilen. Hitze steigert Lust. Gleichzeitig kann sie für Leute mit Herz-Kreislauf-Problemen zum Herzinfarkt führen. Solche Leute sollten beim Sex eine eher passive Rolle übernehmen und wilden Sex vermeiden, sagte Professor Norbert Bachl, Sportmediziner in Wien. Nachts sei die Gefahr geringer, weil es kühler sei, doch rate er von „Übertreibungen“ ab. Gefährdet sind Männer, die wegen Erektionsstörungen Viagra einnehmen. Da sie häufig unter chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Gefäßerkrankungen leiden, belastet sie Hitze stärker.

Wie finden wir Schlaf?

Schlafforscher bestätigen, dass Menschen dort, wo die Jahreszeiten sich eindeutig unterscheiden, im Winter deutlich tiefer und länger schlafen als im Sommer. Ihr Blut enthält, wie der Regensburger Schlafforscher Jürgen Zulley berichtet, im Winter deutlich mehr Melatonin, das als Müdemacher wirkt. Vor allem die „Morgentypen“, die abends schlagartig müde werden und morgens gleich putzmunter aufwachen, ändern im Hochsommer ihr Schlafverhalten: Auch sie gehen jetzt freiwillig später ins Bett und genießen die lauen Abende draußen. Irgendwann aber will der Mensch auch in solchen Sommernächten Schlummer finden. Ein leichter Luftzug kann dabei Wunder wirken. Als Decke genügt ein Laken aus Leinen oder leichter Baumwolle. Das aber sollte sein, damit nicht das Abkühlen nach dem Schwitzen einen Infekt begünstigt. Manche genießen es, jetzt mit ihrer Matratze auf den Balkon umzuziehen oder ihr Zelt im Garten aufzubauen. Wenn die Nachbarn noch länger feiern, hilft Ohropax beim Einschlafen. Ein Glas Wein oder ein Bier wirken entspannend und schlaffördernd. Zu viel davon führt allerdings zu flacherem Schlaf vor allem gegen Morgen – und damit bei manchen Menschen zu Albträumen. Mancher, der es sich leisten kann, macht auch mit der Siesta am frühen Nachmittag gute Erfahrungen. Das Nickerchen macht fit für lange Nächte.

Adelheid Müller-Lissner

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