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Panorama: 4000 Menschen unter Quarantäne in China

Weltgesundheitsorganisation: Ländliche Regionen besonders gefährdet / Noch keine Übertragung in Deutschland

Peking/Berlin (dpa). Der Kampf gegen die Lungenkrankheit Sars in China wird nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation WHO noch mehrere Monate dauern oder gar nicht mehr zu gewinnen sein. Peking stellte mindestens 4000 Menschen unter Quarantäne und isolierte eine zweite Klinik komplett. Eine besondere Gefahr ist laut WHO die Ausbreitung der Viren in rückständigen ländlichen Gebieten. In Deutschland besteht dagegen nach Einschätzung des Robert Koch Instituts (RKI) derzeit kein Grund, wegen Sars besonders besorgt zu sein.

„Ärzte, Gesundheitsämter und Fluglinien sind aufmerksam“, sagte RKI-Präsident Reinhard Kurth am Freitag in Berlin der dpa. „Wir werden jedoch mit weiteren Einschleppungen der Krankheit nach Deutschland rechnen müssen.“ Eine Übertragung innerhalb Deutschlands hat die WHO noch nicht registriert. Alle sieben gemeldeten Patienten hatten sich im Ausland angesteckt.

Geplante Flugreisen in besonders betroffene Gebiete sollten laut Kurth überdacht, aber nicht generell ausgeschlossen werden. „Das Risiko bei Reisen in die Epidemie-Städte ist sehr gering, zumal die Behörden umfangreiche Quarantänemaßnahmen verfügt haben“, fuhr Kurth fort. „Aber das Risiko ist natürlich nicht Null, das kann Ihnen kein Wissenschaftler garantieren.“ Es hänge von den Reisenden ab, welches Restrisiko sie auf sich nehmen wollten. „Wenn ich einen wichtigen Grund hätte, würde ich auch nach Peking, Hongkong oder Toronto fahren.“ Der Reiseveranstalter Studiosus will wegen Sars bis Ende Mai alle China-Reisen mit Abstechern nach Hongkong und Peking absagen.

Weltweit gab es nach Auskunft der WHO bis Donnerstagabend 4439 Fälle mit 263 Toten. Die Steigerungen bei den registrierten Sars- Fällen in China führt Kurth auf die offenere Informationspolitik der chinesischen Behörden zurück. „Außerdem sind sie eine Quittung für das anfängliche Wegschauen. Wären die Krankheitsfälle von den chinesischen Behörden bereits Anfang des Jahres eingedämmt worden, hätte sich Sars nicht so rasch ausbreiten können“, meinte er.

„Toronto, Hongkong, Singapur und Taiwan scheinen die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen.“ Wolfgang Preiser, deutsches Mitglied eines WHO-Teams in China, fürchtet, dass Chinas ländlichen Regionen nicht gegen eine Ausbreitung der Krankheit gewappnet sind. Dennoch hat die WHO die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Sars komplett auszurotten. Preisers Kollege Daniel P. Chin unterstrich die Schlüsselrolle Chinas im Kampf gegen das Virus. „Wenn China die Krankheit nicht unter Kontrolle bringt, wird Sars zum Problem für die ganze Welt.“

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