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Abenteuer Fliegen

© dpa

Abenteuer Fliegen: Urlauber saßen zwei Tage in Antalya fest

Ein Leser des Tagesspiegels erzählt, was er auf seiner Rückreise aus Antalya erlebt hat. Der Vorgang ist auch ein Beispiel dafür, wie Fluggesellschaften künftig um Entschädigungszahlungen herumkommen werden, wenn die EU eine Ankündigung wahr macht.

Zwei Tage lang saßen 263 deutsche Urlauber im türkischen Urlaubsort Antalya fest. Wegen eines technischen Defekts konnte ihre Maschine des Ferienfliegers Condor nicht, wie geplant, am Mittwoch nach Hamburg starten. Erst gestern Nachmittag wurden sie von einem Ersatzflugzeug abgeholt.

Immer wieder wurden die Passagiere vertröstet

Das ist außergewöhnlich lange. Ein Leser des Tagesspiegels erzählte, dass die Maschine schon auf dem Weg zur Startbahn war, als der Pilot erklärte, dass ein gelbes Lämpchen auf einen technischen Defekt hinweise. Die Maschine rollte zurück. Später probierte es der Pilot ein zweites Mal. Auch diese Versuch musste abgebrochen werden. Wegen des Nachtflugverbots am Zielflughafen Hamburg mussten die Passagiere das Flugzeug verlassen. Sie mussten ihre Duty-Free-Geschäfte rückabwickeln und wieder zurück durch den Immigration-Schalter, damit sie in ein Hotel gebracht werden konnten. Beim Duty-Free und am Immigration-Schalter waren spätabendliche Notbesetzungen, es bildeten sich jeweils lange Schlangen für die 263 Urlauber. Ähnlich war es im Hotel, wo ebenfalls nur eine nächtliche Notbesetzung anwesend war. Normalerweise gibt es in solchen Fällen am nächsten Morgen eine Ersatzmaschine. Nicht hier. Um 11 Uhr 30 wurden die Passagiere informiert, dass die Maschine repariert werde und es um 16 Uhr neue Informationen gebe, um 17 Uhr 30 hieß es, dass die Passagiere eine weitere Nacht im Hotel verbringen sollten. Mehrere Passagiere erklärten, dass sie sich weigern würden, in der offenbar länger reparaturbedürftigen Maschine zu fliegen. Sie bestanden auf einer Ersatzmaschine. Die wurde am nächsten Morgen bereitgestellt.

Ein Condor-Sprecher bestätigte die Angaben

Ein Condor-Sprecher bestätigte die Angaben des Lesers. Demnach hatte es eine nicht vorhersehbare Fehlermeldung zur Justierung des Leitwerkes der Boeing 757 gegeben. Um die Fehlfunktion zu finden und zu beheben, sei ein spezielles Prüfgerät erforderlich, das erst am Donnerstagmorgen aus Frankfurt eingeflogen werden konnte. Wie sich herausstellte, war eine Reparatur am selben Tag nicht mehr möglich. Daraufhin wurde eine Ersatzmaschine organisiert, mit der die Urlauber abgeholt wurden.

Dass technische Probleme einen geplanten Flug verhindern, ist selten, kommt aber immer wieder einmal vor. Große Gesellschaften halten für solche Fälle zum Teil eigene Flugzeuge in Reserve. Das ist sehr kostenintensiv. Eine Alternative ist es, kurzfristig eine Ersatzmaschine einer anderen Gesellschaft anzumieten. Manche Airlines sind auf solche Charter spezialisiert. In den Hauptreisezeiten sind hier allerdings die Ressourcen begrenzt. Das gilt auch für die Umbuchung betroffener Passagiere auf andere Fluggesellschaften.

Die EU plant ein Schlupfloch für die Fluggesellschaften

Europäische Fluggäste haben bei einer Verspätung oder Annullierung ihres Fluges umfangreiche Ansprüche. So besteht bei einer von der Länge der Flugstrecke abhängigen Verspätung ab zwei, drei oder vier Stunden ein Anrecht auf eine Entschädigungszahlung von 250, 400 oder 600 Euro. Gestrandete Passagiere müssen adäquat versorgt und untergebracht werden. Derzeit diskutiert das Europaparlament eine von der EU-Kommission vorgeschlagene Neufassung dieser Richtlinie. Sie soll Fluggesellschaften unter anderem bei technischen Defekten, die nach Beginn des Fluges auftreten, weitgehend von Ersatzansprüchen freistellen. Der vorliegende Fall ist ein Beispiel dafür, weil der technische Defekt erst auf dem Weg zur Startbahn sichtbar wurde. Verbraucherschützer protestieren gegen die geplante Lockerung der Passagierrechte. Die Frage ist, ob Fluggesellschaft künftig zuerst ein paar Meter fahren, damit sie keine Entschädigung zahlen müssen.

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