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Absturz des Heißluftballons in Ägypten: Das ganze Ausmaß des Unglücks

© dpa

Ägypten: 19 Touristen sterben bei Heißluftballon-Absturz

Unfall in 300 Meter Höhe: Über dem ägyptischen Luxor ist ein Heißluftballon abgestürzt, dabei starben 19 Menschen. Es ist nicht die erste Katastrophe dieser Art.

Erst gab es einem heftigen Knall. Sekunden später stand der Ballon in Flammen und raste zu Boden. 19 Touristen in der Passagiergondel verloren ihr Leben, als am Dienstag früh in Luxor Brenner und Gasflasche ihres Heißluftballons in etwa 300 Meter Höhe explodierten. Die meisten Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Mena stammen neun der Opfer aus Hongkong, vier aus Japan, zwei aus Frankreich und drei aus Großbritannien. Eine ägyptische Reiseleiterin befindet sich ebenfalls unter den Toten. Drei  Insassen, der Pilot und zwei britische  Touristen, konnten sich letzter Sekunde mit einem Sprung aus dem brennenden Wrack retten. Die britische Botschaft in Kairo erklärte, zwei ihrer Staatsbürger lägen im Krankenhaus, einer allerdings erlag wenig später seinen schweren Verletzungen. Auch der Ballonfahrer schwebt nach ägyptischen Angaben in Lebensgefahr. Die beiden Überlebenden sollen  mit einem Ambulanzflugzeug in ein Spezialkrankenhaus für Brandwunden nach Kairo verlegt werden. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Der Gouverneur  der Provinz Luxor verhängte bis auf weiteres für alle Firmen ein absolutes Startverbot.

Die Fahrten mit dem Heißluftballon zum Sonnenaufgang über dem Tal der Könige, dem Hatschepsut-Tempel oder den Kolossen von Memnon gehören zu den populärsten Attraktionen für Luxor-Besucher. Sie werden seit etwa 15 Jahren angeboten. In der Vergangenheit gab es zwar einige wenige Unfälle, bei denen jedoch niemand zu Tode kam. So streifte im Mai 2009 ein Ballon vor der Landung einen Handymast, 16 Touristen erlitten Arm- und Beinbrüche. Im Februar 2008 stießen drei Heißluftballons zusammen, dabei wurden sieben Menschen verletzt.

Umso härter trifft das katastrophale Unglück vom Dienstag die seit zwei Jahren am Boden liegende Tourismus-Industrie Ägyptens. Seit dem Sturz von Hosni Mubarak und den regelmäßigen Gewaltwellen im Land ist die Zahl der ausländischen Gäste stark zurückgegangen. Sie sank nach offiziellen Angaben von 14,7 Millionen Besuchern im Jahr 2010 auf gut 9 Millionen in den beiden Folgejahren - statistische Angaben, die sehr wahrscheinlich geschönt sind. Denn selbst im oberägyptischen Luxor, der pharaonischen Hauptstadt Theben, mit seinen weltberühmten Tempeln und Königsgräbern, kämpfen viele Hotels mit Belegungsraten zwischen zehn und zwanzig Prozent. Von den 270 Hotelschiffen, die auf dem Nil zwischen Luxor und Assuan verkehren, sind momentan höchstens zehn im Einsatz. Auch in Kairo sind die Pyramiden von Giza seit zwei Jahren praktisch verwaist. Für weitere verheerende Schlagzeilen sorgten zuletzt bewaffnete Banden nahe dem Tahrir-Platz, die in das an der Nil-Corniche gelegene Fünf-Sterne-Hotel Semiramis eindrangen, Gäste bedrohten, die Lobby verwüsteten und die Luxusgeschäfte im Erdgeschoss plünderten.

In Luxor teilen sich acht Ballonfirmen das Geschäft. Einige von ihnen sind bei lokalen Tourismusmanagern schlechter beleumundet, weil sie die Ballonkörbe überladen, mit Sicherheitsregeln lax umgehen oder ihre Piloten gerne an Bord den Macho spielen. Die Mehrheit der Firmen dagegen arbeitet zuverlässig und professionell, ihre Ballonfahrer haben eine offizielle Ausbildung und müssen regelmäßig ein Sicherheitstraining der zivilen Luftfahrtbehörde auf dem Flughafen von Luxor absolvieren. Die Unglücksfirma „Sky Cruise“ genießt einen guten Ruf. Der Reiseveranstalter Kuoni, bei dem die neun getöteten chinesischen Touristen aus Hongkong gebucht hatten , gab an, man arbeite mit dem Unternehmen seit vielen Jahren ohne Probleme zusammen.

Der amerikanische Fotograf Christopher Michel, der von einem anderen Ballon aus Fotos machte und dessen Bilder vom Start am Unglücksmorgen sich bereits kurz danach per Twitter über den ganzen Globus verbreiteten, berichtete gegenüber der BBC, er habe einen Knall gehört und eine große  Rauchwolke gesehen. Erst am Boden habe er von dem ganzen Ausmaß des Unglücks erfahren. Ein Hotelier auf der Westbank, wo sich der Startplatz befindet, sprach von einer lauten Explosion, die die Fensterscheiben habe erzittern lassen. Nach Angaben der Ballonfirma dagegen könnte das Unglück durch ein Leck in der Leitung zwischen Gasflasche und Brenner ausgelöst worden sein. Die drei Überlebenden seien kurz vor der Landung aus dem Korb gesprungen, bevor die Explosion den Ballon für einen Moment noch einmal hoch in die Luft geschleudert habe.

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