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Ägypten: Reeder drei Jahre nach Fährunglück verurteilt

Es war das schlimmste Schiffsunglück in der Geschichte Ägyptens. Mehr als 1000 Menschen starben. Jetzt hat ein Berufungsgericht den Besitzer der Fähre "Salam 98" zu sieben Jahren Haft verurteilt - für die Angehörigen ein enttäuschendes Urteil.

Und zwar nicht nur wegen des aus ihrer Sicht niedrigen Strafmaßes, sondern vor allem, weil der ägyptische Schiffseigner Mamduh Ismail und sein ebenfalls angeklagter Sohn bei der Urteilsverkündung an diesem Mittwoch nicht im Gerichtssaal in der Stadt Safaga saßen. Sie hatten ihre Heimat direkt nach der Katastrophe in Richtung London verlassen. Die "Salam 98" war am 3. Februar 2006 im Roten Meer gekentert, nachdem es auf dem Schiff gebrannt hatte.

Ismail war Abgeordneter der zweiten Kammer des ägyptischen Parlaments und hatte vor seiner Ausreise enge Beziehungen zu Präsidentenberater Sakarija Asmi. Sein Sohn wurde von dem Berufungsgericht nach Angaben von Prozessbeobachtern freigesprochen. Zwei Angestellte des Reeders sollen nun Haftstrafen von jeweils drei Jahren verbüßen. Der ägyptische Kapitän eines Schiffes, das sich in der Nähe der Unglücksfähre befunden hatte, soll wegen unterlassener Hilfeleistung für sechs Monate ins Gefängnis.

Gute Beziehungen zur Regierung

Kein anderer Prozess hat in Ägypten in den vergangenen Jahren soviel Aufsehen erregt wie der Prozess gegen den Reeder, von dem es heißt, er habe sich nur dank seiner guten Beziehungen zur Regierung mit einem Teil seines Vermögens ins Ausland absetzen können. Im vergangenen Juli waren Ismail und seine ehemaligen Mitarbeiter von einem ägyptischen Gericht freigesprochen worden. Angehörige der Opfer des Unglücks hatten anschließend den Berufungsprozess angestrengt.

Auf der überladenen Fähre war zunächst ein Feuer ausgebrochen. Als die Besatzung versuchte, den Brand zu löschen, bekam das Schiff, das laut Anklageschrift zahlreiche Sicherheitsmängel aufwies, durch das Gewicht des Löschwassers Schlagseite und kenterte. Einige der rund 360 Überlebenden gaben später an, es habe viele Stunden gedauert, bis die ersten Rettungskräfte gekommen seien. (küs/dpa)

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