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Guido Barilla.

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Update

Äußerungen über Schwule: Barilla-Chef löst Empörungswelle aus

Für den Satz "wir werden nie Werbung mit Homosexuellen schalten", erntet Konzernchef Guido Barilla harsche Kritik - denn die homophoben Äußerungen gingen im Nu um die Welt. Und lösten Boykott-Aufrufe aus. Jetzt entschuldigte er sich.

Weil er nach eigenen Angaben niemals Werbung mit einer homosexuellen Familie machen würde, hat der Chef des italienischen Nudelkonzerns Barilla einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Nach einer Reihe von Boykottaufrufen entschuldigte sich Guido Barilla am Donnerstag, einen Tag später legte der Konzern in den sozialen Netzwerken noch mal nach. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das längst überkommene Familienbild in Italiens Werbung.

Guido Barilla hat seine Äußerung bitter bereut

In einem Interview mit dem Sender Radio 24 hatte Barilla am Mittwoch gesagt, sein Konzern habe andere Vorstellungen von Familie als Homosexuelle. Zu Klagen von Parlamentspräsidentin Laura Boldrini über Stereotypen in der italienischen Werbung befragt, sagte Barilla in dem Interview, er werde niemals einen Spot mit einer homosexuellen Familie schalten.

Die Werbung seines Unternehmens ziele auf die „traditionelle“ Familie, „in der die Frau eine fundamentale Rolle spielt“. Von den Moderatoren der politischen Satiresendung „La Zanzara“ (Die Stechmücke) in die Enge getrieben, fügte er hinzu: Wenn es ihnen nicht passe, „sollen sie halt andere Nudeln essen. Man kann nicht immer allen gefallen“. Zugleich versicherte er, er habe nichts gegen die Homoehe – allerdings gegen ein Adoptionsrecht für Homosexuelle.

Die LGBT-Bewegung droht trotz Entschuldigung von Guido Barilla weiter mit einem Boykott

Nach einem Sturm der Entrüstung bat Barilla in der Erklärung vom Donnerstag um Verzeihung, „sollten meine Erklärungen Missverständnisse und Kontroversen hervorgerufen oder Empfindlichkeiten verletzt haben“. Mit seinen Äußerungen habe er nur die „zentrale Rolle der Frau“ in der Familie unterstreichen wollen. Er habe „für alle höchsten Respekt, und das unterschiedslos“. Die Schwulenverbände konnte dies jedoch nicht besänftigen. Sie riefen weiter zum Boykott auf. Aktivisten der LGBT-Bewegung – der Bewegung der Lesben, der Schwulen, der Bisexuellen und Transgender – verteilten zudem vor Supermärkten Flugblätter, in denen sie Barilla vorwarfen, ein Italien widerzuspiegeln, „das es nicht mehr gibt“.

Dario Fo fordert Barilla-Werbung mit "unterschiedlichen Familienmodellen"

Der Konzern, der im vergangenen Jahr weltweit einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro verzeichnete, bekam kalte Füße. Am Freitag verbreitete er eine weitere Entschuldigung – dieses Mal über die sozialen Netzwerke: „Die jüngsten Bemerkungen lassen sich nicht mehr rückgängig machen, aber wir können uns für sie entschuldigen. Gegenüber allen unseren Freunden, Familien, Angestellten und Partnern, die wir verletzt oder beleidigt haben, bedauern wir das zutiefst“, schrieb der Konzern auf seiner US-Facebook-Seite.

Da war der Schaden jedoch schon angerichtet. In einem Kommentar zu der Facebook-Entschuldigung hieß es: „Ich bin Italiener, schwul, mit einem Mann verheiratet, habe drei adoptierte Kinder. Gestern gab es Nudeln von Barilla zum Abendessen. Heute, morgen und in Zukunft werde ich eine andere Marke nehmen.“ In einer Petition für die Bewegung Change.org forderte der Literaturnobelpreisträger Dario Fo als früherer Barilla-Werbeträger den Konzern auf, in den kommenden Wochen Spots mit unterschiedlichen Familienmodellen zu schalten.

In Italien herrschen immer noch die traditionellen Familienmodelle vor

Schon seit langem klagen Experten, Politiker und Frauenaktivistinnen über das veraltete Familienbild in der italienischen Werbung, in der Hundertschaften von lächelnden Hausfrauen ihren Männern und dem zahlreichen Nachwuchs das Essen servieren.

Noch vor dem Barilla-Skandal hatte Parlamentspräsidentin Boldrini gefordert, diese „Stereotypen“ müssten endlich überwunden werden.

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