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Affären: Frauen schlagen zurück

Früher standen Frauen regungslos dabei, wenn ihre Männer öffentlich Untreue beichteten – das ist vorbei.

Washington - Bis vor wenigen Jahren noch galten Affären bei US-Politikern und -Prominenten meist als Kavaliersdelikt. Wurde ein Seitensprung publik, so mussten die Männer höchstens öffentlich Abbitte leisten, während die Ehefrauen vornehm schwiegen und dem Untreuen die Treue hielten. Oberstes Gebot war es, die Fassade aufrechtzuerhalten. Inzwischen brechen einige Frauen mit dieser ehernen Regel: Im besten Fall überlassen sie es ihren prominenten Gatten selbst, den angeschlagenen Ruf zu retten. Im schlimmsten Fall ruinieren sie seine Karriere.

Jüngstes Beispiel ist die 29-jährige Elin Nordegren, Frau des Golfprofis Tiger Woods. Bei einem nächtlichen Ehekrach im Auto demolierte sie angeblich mit einem Golfschläger seinen Cadillac, was möglicherweise dazu führte, dass Woods die Kontrolle über den Wagen verlor. Der öffentlich ausgetragene Streit setzte eine Medienjagd in Gang, die zahlreiche Affären enthüllte. Am Ende war Woods’ sorgfältig aufgebautes Image als Saubermann des Sports gründlich demontiert.

„Die Sanftmütigen mögen vielleicht eines Tages die Erde besitzen, wie es in der Bibel heißt, aber für das Seelenheil ist es besser, einen Golfschläger zu schwingen“, schreibt die Online-Kommentatorin Mary Papenfuss. „Angesichts der demütigenden Seitensprünge des Gatten den Mund zu halten und zu lächeln, gehört anscheinend der Vergangenheit an.“ Auf der Website „The Daily Beast“ kommentiert Rebecca Dana: „Beim Feminismus geht es um Chancengleichheit: Die Chance, erhobenen Hauptes aus einer schlechten Beziehung zu gehen, oder seinen funkelnden Cadillac kaputtzuschlagen. Vorbei sind die Pressekonferenzen, auf denen die betrogene Politikerfrau mit verquollenen Augen auf ihre Füße starrt, während der Mann öffentlich seine fleischlichen Sünden gesteht. Vorbei sind auch die Pseudoehen, die nur noch für die Fans zum Nacheifern aufrechterhalten werden. Vorbei sind die Zeiten, in denen vornehm geschwiegen und einfach weitergemacht wurde.“

Tiger Woods verliert Sponsoren, seit jeden Tag neue Eskapaden ans Licht kommen. Seine Frau Elin mied die Öffentlichkeit seit dem Eklat vor gut zwei Wochen – im Gegensatz zu ihrem Mann, der bislang drei Stellungnahmen herausgab. Vergangene Woche teilte er schließlich mit, dass er sich vorerst aus dem Golfsport zurückziehen und um seine beiden Kinder kümmern wolle. Zuletzt wurde berichtet, Elin habe sich ein Haus mit sechs Schlafzimmern auf einer kleinen Insel bei Stockholm gekauft.

Auch Elizabeth Edwards wollte sich das Fremdgehen ihres Mannes nicht gefallen lassen. Die Frau des früheren demokratischen US-Vizepräsidentschaftsbewerbers John Edwards schrieb in ihrem Buch „Resilience“ (Ausdauer), ihr sei schlecht geworden, als sie von seiner Affäre mit einer Kamerafrau erfuhr. „Ich weinte und schrie. Dann ging ich ins Bad und übergab mich.“ Sie hatte ihren Mann trotz ihrer Krebserkrankung im Wahlkampf unterstützt. Nach Bekanntwerden der Affäre blieb sie der Kampagne fern und drängte ihn zum Rückzug.

Jenny Sanford nahm den Ehebruch ihres Mannes ebenfalls nicht hin. Mark Sanford, republikanischer Gouverneur des US-Bundesstaats South Carolina, war derart der Kopf verdreht worden, dass er zu seiner Geliebten nach Argentinien flog, ohne seiner Frau oder seinem Amt etwas zu sagen. Er galt tagelang als vermisst, bis er reumütig zurückkehrte und seine Affäre gestand. Seine Frau forderte ihn öffentlich zum Auszug aus dem gemeinsamen Haus auf. „Ich wollte meinen Söhnen in die Augen schauen können und meine Würde, meine Selbstachtung und meinen Sinn für Recht und Unrecht behalten“, sagte sie. Vergangene Woche reichte Jenny Sanford die Scheidung ein. AFP

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