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Panorama: Alle Wetter

Warum nur ist es in Europa so kalt? Das ist ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Pfingsten wird es besser

Von Andreas Oswald

Was ist bloß mit dem Wetter los? Die Kälte lässt die Menschen wieder ihre Wintermäntel hervorholen. Vor allem der Sonntag ließ die Ausflügler frösteln. Nachts herrscht verbreitet Bodenfrost. Im Harz, im Thüringer Wald, im Erzgebirge und im Bayerischen Wald fiel in den letzten drei Tagen Schnee.

Und das Ende Mai. Eigentlich sind alle von Kopf bis Fuß auf Sommer eingestellt, noch verwöhnt vom letzten Jahr und den Schreckensmeldungen der Klimaforscher, die uns für die nächsten Jahre immer schöneres Wetter versprechen, bevor alles umkippt und die nächste Eiszeit kommt.

Stattdessen jetzt schon Kälte, Frost, Schnee. Fast scheint es, als ob Hollywood-Regisseur Roland Emmerich das Wetter rechtzeitig zum Start seines neuen Films „The Day After Tomorrow“ bestellt hätte. In dem Klimakatastrophenstreifen, der am Donnerstag weltweit in die Kinos kommt, erstarrt die Nordhalbkugel in bitterer Kälte, nachdem das Gleichgewicht durch den Treibhauseffekt durcheinandergeraten ist.

So weit ist es noch nicht. Aber die Meteorologen sind überrascht. „Bodenfrost am 24. Mai, das ist ungewöhnlich“, sagt Thomas Globig von Meteomedia. Die Eisheiligen sind längst vorbei, da müsste sich die Wetterlage längst umgestellt haben.

Es gibt einen Grund dafür, warum Europa um diese Zeit unter schlechtem Wetter stöhnt. Über dem Nordatlantik steckt seit vielen Tagen ein Hoch fest. Eigentlich bedeutet ein Hoch um diese Jahreszeit schönes Wetter, aber: Es dreht sich im Uhrzeigersinn. Das heißt, dass östlich des Hochs kalte Luft aus dem Norden im Uhrzeigersinn nach unten geschaufelt wird. Damit nicht genug: Nordöstlich sitzt ein Tief fest. Das dreht sich gegen den Uhrzeigersinn. Das heißt: Westlich davon wird Kaltluft aus dem Norden nach unten geschaufelt.

Zwei große drehende Schaufeln schieben also koordiniert riesige kalte Luftmassen von Norden nach Süden genau zu uns. Fast ganz Europa war in den letzten Tagen davon betroffen.

Diese stabile Wetterlage müsste eigentlich die Wettervorhersage einfach machen. Das tut sie aber nicht. Die Schaufeln eines Tiefs und eines Hochs sind tatsächlich angeordnet wie bei einem Mühlrad. Wenn gerade eine Schaufel Kaltluft und Regen zu uns geschleudert hat, ist anschließend kurz Ruhe, die Sonne scheint. Dann kommt die nächste Schaufel. Für die Meteorologen ist es außerordentlich schwierig, den Zeitpunkt der nächsten Dusche genau zu bestimmen.

Beispiel Samstag: Da gingen viele Menschen in Winterklamotten nach draußen. Tagsüber war es schön, in der Sonne gar warm. Die angekündigten Schauer kamen erst spät und am nächsten Tag. Insofern sollte man den Wetterbericht mit einer gewissen inneren Toleranz lesen.

Und wie wird es in den nächsten Tagen? Thomas Globig verspricht besseres Wetter, mit mehr Sonne und etwas höheren Temperaturen. „Pfingsten wird schön“, sagt er. „25 Grad sind möglich.“

Warum? Ursache ist ausgerechnet ein Tief, das vom Atlantik her ostwärts zu uns kommt. Vor dem Tief liegt eine Warmluftmasse, weil es entgegen dem Uhrzeigersinn östlich vor sich Luft aus dem Süden nach Norden schaufelt.

Und wie wird der Sommer? So wie im letzten Jahr bestimmt nicht. Das war ein Ausnahmesommer. Globig macht dennoch Hoffnung: Sind Mai und Juni eher kühl, dreht der Sommer oftmals anschließend richtig auf.

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