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Alter: Lebenserwartung steigt auf 100 Jahre

Noch feiern nur wenige Menschen ihren 100. Geburtstag, doch im 22. Jahrhundert könnte dies nach Ansicht von Rostocker Bevölkerungswissenschaftlern Normalität sein. Das Pflegerisiko soll aber nicht steigen.

Rostock - Die Lebenserwartung der Menschen in den Industriestaaten werde weiter um zwei bis drei Jahre pro Dekade steigen, prognostizierten Forscher des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung und der Universität Rostock in einer neuen Studie. Dies belegten auch Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. Demnach sei die Lebenserwartung für neugeborene Jungen im vergangenen Jahr um fast fünf und für Mädchen um dreieinhalb Monate gewachsen.

Derzeit liegt die Lebenserwartung in Deutschland bei 76,6 Jahren für Jungen und 82,1 Jahren für Mädchen. Wie alt ein Mensch werden könne, entscheide schon die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft, sagte die Demographin Gabriele Doblhammer-Reiter.

Eine Reihe von Alterskrankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck ließen sich mitunter auf früheste Lebenseinflüsse zurückführen. Später spielten die soziale und finanzielle Lage, Bildung und Lebensstil die entscheidende Rolle. Die Gene wirkten sich vermutlich nur zu 25 Prozent auf die Lebenserwartung aus.

Das Altern in den Industriestaaten ist laut der Studie auch immer weniger mit den früher üblichen Beschwerden verbunden. Dank Antibiotika und Impfungen stürben die Menschen nur noch selten an Infektionskrankheiten. Bessere Hygiene und Ernährung wirkten sich ebenfalls positiv aus. Todesursachen seien heute vor allem chronische Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen sich die Behandlungsmöglichkeiten aber auch ständig verbesserten.

„Die Menschen bleiben immer länger gesund und werden älter“, sagte Doblhammer-Reiter.

Entgegen einer verbreiteten Annahme wächst nach Erkenntnissen der Rostocker Wissenschaftler mit zunehmender Lebenserwartung nicht unbedingt auch der Pflegebedarf. In den letzten zwanzig Jahren sei der Pflegebedarf nicht proportional zur Alterung der westdeutschen Bevölkerung angestiegen. „Vielmehr sank das Risiko leicht, im Alter pflegebedürftig zu werden“, stellten Doblhammer-Reiter und ihre Mitarbeiterin Uta Ziegler fest.

Die Studie zeige auch, dass der Pflegebedarf der Frauen ab dem Alter von 84 Jahren zunehme, der der Männer aber abflache. „Frauen leiden öfter und länger an Krankheiten, werden im Durchschnitt aber älter als Männer.“ Umgekehrt stürben alte Männer eher als Frauen, wenn sie erkranken. „In den höchsten Altersgruppen bleiben daher nur die stärksten Männer übrig“, schlussfolgerte Doblhammer-Reiter. dpa

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