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In dieser Holzhütte lebten die Täter, ein Cherokee-Indianer und ein Weißer.

© dapd

Amerikanische Farbenlehre: Nach den Morden an Schwarzen geht die Debatte um Rassismus weiter

Schon wieder wurden in den USA drei Schwarze erschossen – die Debatte um Rassismus hält an. Nicht immer sind die Fronten klar. Viele Täter sind nicht weiß. Und können trotzdem Rassisten sein.

Nach einer Reihe von Todesopfern durch Schusswaffen in verschiedenen Teilen der USA diskutiert Amerika, welchen Einfluss Hautfarbe und Rasse bei solchen Gewaltakten haben. Verschärft wurde die Kontroverse über Ostern durch Schüsse auf fünf Afroamerikaner, von denen drei starben, in Tulsa, Oklahoma, durch zwei Männer hellerer Hautfarbe. Zuvor hatte die Erschießung des 17-jährigen Schwarzen Trayvon Martin in Florida durch einen hellhäutigen Nachbarschaftswächter, der ihn irrtümlich für einen Einbrecher hielt, Amerika aufgewühlt. In der Karwoche erschoss ein koreanischer Immigrant in Oakland, Kalifornien, sieben Menschen in einem christlichen College und verletzte drei weitere. In Hattiesburg, Mississippi, zog ein weißer Amerikaner in einem mexikanischen Lokal seine Waffe und verletzte fünf Gäste.

Die jeweiligen Umstände machen es den Ermittlern schwer, zu entscheiden, ob Rassismus das Hauptmotiv oder ein Nebenmotiv gewesen sein mag. Die Fälle zeigen, was für ein diverses Land die USA durch ihre Einwanderungsgeschichte geworden sind. Die tatsächlichen Identitäten von Opfern und Tätern sind komplizierter als das verbreitete Bild einer in Schwarze und Weiße gespaltenen Gesellschaft. Zudem haben auch die Minderheiten untereinander ein gespanntes Verhältnis und pflegen rassistische Vorurteile übereinander.

In Tulsa hat die Polizei zwei Männer verhaftet. Sie haben gestanden, auf die fünf Schwarzen geschossen zu haben. Haupttäter ist der 19-jährige Jacob England. Er ist ein Cherokee-Indianer, sieht nicht aus wie ein Angelsachse, wird von den Ermittlern aber als „Weißer“ bezeichnet. Sein mutmaßliches Motiv ist Rache für die Erschießung seines Vaters vor zwei Jahren durch einen schwarzen Einbrecher, den er in der Wohnung seiner Tochter überrascht hatte. 2011 verübte Englands Verlobte Selbstmord, angeblich wegen der psychischen Folgen der Tragödie. Auf Facebook hatte England den Verlust dieser beiden Menschen beklagt; am Jahrestag des Todes seines Vaters falle es ihm „schwer, nicht auszurasten“. Mittäter ist der 32-jährige Weiße Alvin Watts. Nach Schilderung seines Bruders hatte er England nach dem Tod von dessen Vater bei sich aufgenommen, um ihm in seiner psychischen Notlage zu helfen. Die Ermittler warnen vor voreiligen Schlüssen. Sie hätten keine ausreichenden Belege, dass die Tat „rassistisch motiviert sei“.

US-Medien berichten ausführlicher über Todesfälle, wenn Konflikte zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe eine Rolle zu spielen scheinen. Das Verbrechen mit den meisten Opfern der jüngsten Zeit, das Massaker in Oakland, bei dem Täter und Opfer Koreaner waren, gehörte nur etwa 36 Stunden zu den Hauptnachrichten. Die Debatte um einen möglichen rassistischen Hintergrund beim Tod des 17-jährigen Trayvon Martin in Florida ist seit drei Wochen ein Topthema in Amerika. Der Schütze George Zimmerman hat eine gemischte Identität, die Mutter ist Peruanerin, der Vater Angelsachse. 72 Prozent der Schwarzen glauben, dass Rassismus eine Rolle spielte, als er auf Trayvon schoss. Unter Nicht-Schwarzen meinen das 31 Prozent.

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