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Amoklauf: "Ich bin im Krieg"

Der 18-jährige Amokläufer von Emsdetten hat ein in englischer Sprache verfasstes Abschiedsvideo hinterlassen. Darin sagt Bastian B., er habe das Massaker geplant.

Hamburg/Emsdetten - Nach dem Amoklauf von Emsdetten sind am Donnerstag mehr Details zu den Beweggründen der Tat bekannt geworden. Das Video, das den schwarz gekleideten Amokläufer zeigt, wurde von mehreren Fernsehsendern gezeigt. Die Diskussion über die Konsequenzen nach dem Amoklauf gehen unterdessen weiter. Die Union forderte eine Überprüfung des Waffenrechts und mehr Internetkontrollen.

"Seit der 1. Klasse war ich ein Verlierer", erklärt Bastian B. in dem Video und beendet die Aufnahme mit dem Satz: "Das ist Krieg, ich bin im Krieg. " Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung hatte der Amokläufer in seinem Tagebuch unter der Überschrift "primäre Personenziele" außerdem eine Liste mit 14 Namen von Lehrern und Schülern notiert, die er in der Nacht vor der Tat im Internet verschickt habe. Der zuständige Oberstaatsanwalt in Münster, Wolfgang Schweer, sagte, der Täter habe eine Vielzahl von Videomaterial im Internet hinterlassen. Zu weiteren Einzelheiten wollte er sich nicht äußern.

In einer Resolution äußerte sich der Rat der Stadt Emsdetten "tief betroffen von den unfassbaren Geschehnissen" an der Geschwister-Scholl-Realschule. Die Ratsmitglieder sprachen allen Betroffenen und Angehörigen ihr Mitgefühl aus und schlossen dabei ausdrücklich auch die Familie des Täters ein, die um ihren Sohn und Bruder trauere.

Bosbach: Waffenrechte überprüfen

In der Debatte um die Konsequenzen aus der Tat forderte Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) eine Überprüfung der Waffengesetze. Wenn das Waffenrecht zunehmend unterlaufen werde, "müssen wir das rechtliche Instrumentarium überprüfen", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Bayerns Innenminister Günter Beckstein (CSU) sprach sich für eine stärkere Internetüberwachung durch die Polizei aus. Schwere Straftaten wie unerlaubter Waffenverkauf und die Beschaffung von Drogen über das Internet sollten verfolgt werden, sagte er der "Financial Times Deutschland". Die Überwachungspraxis, die bisher "stark auf Terrorismus und Kinderpornographie fokussiert" sei, solle zudem ausgeweitet werden.

Die Forderungen vor allem aus Bayern nach einem Verbot so genannter Killerspiele stoßen teilweise auf Ablehnung. Die medienpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Gietje Bettin, und der jugendpolitische Sprecher Kai Gehring forderten ein Ende der "Scheindebatte". Es gebe bereits klare Vorgaben durch die bestehende Gesetzeslage, erklärten sie in Berlin. Killerspiele "in einer Größenordnung von Kinderpornographie einzuordnen", wie es Beckstein fordere, zeuge von "purem Aktionismus und Populismus". Nordrhein-Westfalens Familienminister Armin Laschet (CDU) sagte der Netzeitung, das Verbot, Gewalt zu verherrlichen, stehe bereits im Strafgesetzbuch.

Medienkompetenz fördern

Das Deutsche Kinderhilfswerk forderte eine langfristige Ursachenbekämpfung. Ein Verbot von Killerspielen gehe an der Lösung des Problems vorbei, erklärte Bundesgeschäftsführerin Heide-Rose Brückner in Berlin. Sie forderte mehr Psychologen, Sozialarbeiter und Medienpädagogen an Schulen und Freizeiteinrichungen, um einen kompetenten Umgang mit Medien zu fördern. Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz sprach sich für eine verstärkte Medienpädagogik und Aufklärung aus. Lehrer, Eltern und Mitarbeiter in der Jugendhilfe müssten stärker sensibilisiert werden, um mit Jugendlichen über die problematischen Seiten ihres Medienkonsums zu sprechen. Bayern und Niedersachsen hatten Bundesratsinitiativen für ein Verbot von Killerspielen angekündigt, wie sie der 18-jährige Amokläufer intensiv gespielt haben soll.

Nordrhein-Westfalens Schulministerin Barbara Sommer (CDU) will die Videoüberwachung an Schulen im Einzelfall prüfen. Es wäre denkbar, an bestimmten Schulen die Videoüberwachung zu ermöglichen, wenn aus Sicht der Einrichtung Bedarf bestehe, sagte sie der Tageszeitung "Die Welt". (tso/ddp)

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