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Aprilscherze: Wenn Berlin Winterspiele ausrichtet

Aprilscherze haben es immer schwerer heutzutage, gegen die wahre Realität anzukommen. Hier ein paar Beispiele vom gestrigen Tag.

Sämtliche Meldungen am heutigen 2. April auf der gedruckten Weltspiegel-Seite des Tagesspiegels wären tags zuvor wahrscheinlich als Aprilscherze betrachtet worden. Einige standen auch online: Die Lehrer in den USA, die den Schülern zu gute Noten gaben, die Katze Meiteli in Zürich, die eine Diät machen muss, weil die Behörden das verlangen, Shakespeare der Gauner, ein Dinosaurier namens Lenin. Es sind aber keine Aprilscherze gewesen. Die Realität ist drauf und dran, den Aprilscherz abzulösen, und das das ganze Jahr über. Fast scheint es, als hätte der Aprilscherz heutzutage kaum eine Chance mehr, die Realität zu toppen. Das brandenburgische Innenministerium versuchte es mit einer Ankündigung, wonach der neue Polizei-Hörfunksender „Voice of Security“ am Morgen mit einem dreistündigen Informationsprogramm auf Sendung gegangen sei. Highlights des Programms seien die Rubriken „Tipps vom Profi“ und „Der Alte“, wo Polizisten Alltagshinweise aus ihrem Fachbereich gäben.

Etwas origineller war da schon die Berliner Industrie- und Handelskammer. IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder begrüßte die Bewerbung der Stadt um die Olympischen Winterspiele 2022. „Während in Sotschi bereits Schnee eingelagert werden muss, haben wir bei uns eine Schneegarantie bis Ostern.“ Immerhin könne die Landebahn des geplanten Großflughafens BER für die Eiskunstlaufwettbewerbe genutzt werden. „Um die Eiskunstläufer während ihrer Kür vor Seitenwinden zu schützen, wird die East Side Gallery am Ostbahnhof ab- und auf dem BER wieder aufgebaut.“

Der Konzern Google kündigte das Ende von Youtube an, weil der Dienst seine Aufgabe erfüllt habe – es sei nur ein mehrjähriger Videowettbewerb gewesen. Jetzt habe man genug Material, um am 1. April endlich den Sieger zu küren und die Website dichtzumachen, hieß es in einem Blogeintrag. Demnach sollte die Familie der Google-Angebote am 1. April auch einen Zuwachs erhalten – „Google Nose“, einen Dienst, der Gerüche erkennen kann. Die Kamerawagen, die Aufnahmen für den Straßenatlas Google Street View machten, hätten dabei auch Gerüche eingefangen.

Der britische Milliardär Richard Branson kündigte an, seine Airline Virgin werde bald ein Flugzeug mit Glasfußboden in Dienst nehmen. Der Vatikan wolle den Euro kündigen, schrieb ein Scherzbold unter Berufung auf Radio Vatikan in einer E-Mail. Stattdessen strebe der Kirchenstaat eine Währungsunion mit der Schweiz an, vermuteten Experten dieser Meldung zufolge. Der belgische Rundfunk meldete, Nicolas Sarkozy habe ein Luxusappartement in Brüssel gekauft und plane bereits den Umzug. Das Nachrichtenportal „EurActiv“, das Europanachrichten verbreitet, meldete, alle 27 Mitglieder der EU-Kommission hätten einer Kürzung ihrer Gehälter um 25 Prozent zugestimmt, aus Solidarität mit den schwachen Euro-Ländern.

Zeitungen erschienen nicht am 1. April. Der Tagesspiegel brachte online einen Bericht über einen Tübinger Investor, der in Kreuzberg statt Luxuslofts bezahlbare Wohnungen bauen will. Seine Häuser sind eine klare Absage an die Gentrifizierung. Außenklos für zwei oder drei Wohneinheiten, niedrige Decken, kein Warmwasser und das alles für eine Schnäppchenmiete von zwölf Euro pro Quadratmeter. os/dpa

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