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Attentatsplan: Kölner Polizei-Strategie in der Kritik

Ihren Attentatsplan hatten die beiden Schüler schon seit Wochen aufgegeben. Nun richtet sich die Debatte auf das Vorgehen der Polizei und den Suizid des 17-jährigen Rolf B.. Während ein Polizeipsychologe von "handwerklichen Fehlern" spricht, nimmt die Gewerkschaft der Polizei die Ermittler in Schutz.

Nach der überraschenden Wende im Fall von zwei Kölner Jugendlichen, die ein Blutbad an ihrer Schule geplant hatten, ist die Diskussion über das Vorgehen der Polizei neu angefacht worden. Am Montagabend war bekanntgeworden, dass die 17 und 18 Jahre alten Schüler ihren Attentatsplan bereits vor Wochen aufgegeben hatten. Der jüngere Schüler hatte am Freitag nach einer Vernehmung Selbstmord begangen.

"Das Verhalten der Polizei war korrekt", sagte GdP-Chef Konrad Freiberg der "Berliner Zeitung". "Es hat am Freitag keine Hinweise auf eine Suizidgefahr des Schülers gegeben, auch nicht nach einem Gespräch der Schulleitung mit seiner Mutter." Auch der Vorsitzende des Bundes der Kriminalbeamten, Klaus Jansen, verteidigte das Vorgehen der Kölner Beamten. Sie hätten bei den Vernehmungen, nach denen sich der 17-Jährige vor eine Straßenbahn warf, noch nicht einmal gewusst, ob wirklich eine Straftat geplant sei, sagte Jansen der "Passauer Neuen Presse".

Fahnder: Es ging nur um den Ermittlungserfolg

Der Münchner Polizeipsychologe Georg Sieber kritisierte das Verhalten der Ermittler dagegen scharf. "Die Fahnder wollten rasch einen publikumswirksamen Erfolg präsentieren. Wenn es ihnen um den Jugendlichen gegangen wäre, hätten sie anderes reagiert", sagte er der "Berliner Zeitung". Grund für das Verhalten sei der gestiegene Erwartungsdruck, sagte der Psychologe.

Die Gewerkschaft für Bildung und Erziehung (GEW) machte den ihrer Meinung nach "enormen Leistungsdruck an deutschen Schulen" für die Pläne der Jugendlichen mitverantwortlich. "Das sind Hilferufe, die uns nachdenklich machen müssen", sagte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Wir haben ein Bildungswesen, das überhaupt erst Gewinner und Verlierer produziert." Jugendliche müssten soziale Kompetenzen erwerben können und bräuchten kreative Pausen. "Schule muss weg vom reinen Paukwissen."

Die Polizei war auf die Attentats-Fantasien des 17-Jährigen in einem Schüler-Internetportal aufmerksam geworden und hatte ihn zur Rede gestellt. Noch am Sonntagabend hieß es, der 17-Jährige und ein 18-jähriger Mitschüler am Georg-Büchner-Gymnasium hätten zahlreiche Mitschüler und Lehrer töten wollen. Am Montag erklärte Staatsanwalt Alf Willwacher, der 18-Jährige habe glaubhaft dargelegt, dass er die Tat doch nicht hatte begehen wollen. In einem früheren Stadium sei das Massaker aber durchaus detailliert geplant worden. (mit dpa)

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