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Panorama: Auch München plant Werkstattwagen

Anders als auf der Teststrecke im Emsland sollen aber hier Unfälle technisch ausgeschlossen werden

Im Morgengrauen wird auch in München ein Werkstattwagen jeden Morgen vor Betriebsbeginn den Fahrweg der Magnetschwebebahn auf Hindernisse und technischen Zustand prüfen, wenn dort die Magnetschwebebahn zwischen der Innenstadt und dem Flughafen gebaut werden sollte. Einen vergleichbaren Unfall wie am Freitag auf der Transrapid-Teststrecke im Emsland – wo der Transrapid auf einen Werkstattwagen auffuhr – befürchtet Pressesprecher Ulrich Krenn von der DB Magnetbahn GmbH in München nicht: „Befindet sich ein Werkstattwagen auf der Strecke, gibt das System den Weg für die Magnetschwebebahn selbst dann nicht frei, wenn das vom Verantwortlichen verlangt wird.“ Zur Erklärung schildert Ulrich Krenn erst einmal, wie bei der Deutschen Bahn Unfälle verhindert werden: Ein Sensor zählt am Anfang eines Streckenabschnittes die Achsen des vorbei- fahrenden Zuges. Auch am Ende des Streckenabschnittes, der in der Stadt zwischen 1000 und 1500 Meter lang ist und außerhalb 2,5 bis fünf Kilometer lang sein kann, registriert ein solcher Achsenzähler, was an ihm vorbeifährt. Nur wenn genauso viele Achsen aus der Strecke wieder herausgefahren sind, gibt das System diesen Abschnitt für den nächsten Zug frei. Fahren weniger Achsen heraus, könnte ein Wagen aus welchen Gründen auch immer auf der Strecke liegen geblieben sein und der nächste Zug sieht ein rotes Haltesignal. Sollte der Zugführer dieses Signal überfahren, bremst ein Sicherheitssystem den Zug automatisch.

Nicht viel anders funktioniert das System auch beim Transrapid, der allerdings keine Räder und Achsen hat. Vielmehr treiben dreißig oder vierzig Zentimeter lange „Statoren“ im Fahrweg die Bahn an. Diese Statoren ähneln mit ihren Metallplatten dem Inneren einer Autobatterie und liefern ein elektrisches Feld. In der Magnetschwebebahn wiederum gibt es Magnete, die vom elektrischen Feld dieser Statoren angezogen werden. Sobald die Magnetbahn ihn erreicht, schaltet der jeweilige Stator ab und das nächste Magnetfeld zieht den Zug weiter. Im Fahrzeug zählen gleichzeitig Sensoren diese Statoren. Der Rest funktioniert genauso wie bei der Bahn: Erst wenn alle Statoren eines Streckenabschnittes passiert sind, darf der nächste Zug einfahren. Da vorher auch kein Verantwortlicher die Strecke „per Hand“ freigeben kann, scheint das System „idiotensicher“.

In dieses System ist auch der Werkstattwagen miteinbezogen, der nicht von einem Magnetfeld gezogen wird, sondern von einem Dieselmotor getrieben auf ganz normalen Rädern über den Fahrweg fährt. Erst wenn der Servicewagen einen Streckenabschnitt verlassen hat, kann die Magnetschwebebahn dort einfahren, versichert Ulrich Krenn von der DB Magnetbahn. Niemand im Leitstand hat daher die Möglichkeit, ein Signal auf Grün zu stellen, wenn der Servicewagen noch auf der Strecke steht.

Was aber passiert, wenn ein Hindernis auf die Fahrbahn fällt? Schließlich könnte ein Sturm Bäume umwerfen, kräftiger Schneefall den Fahrweg unter sich begraben, Jugendliche sich einen Streich ausdenken, oder Bahngegner einen Anschlag planen. Ist ein solches Hindernis niedriger als 15 Zentimeter, passiert gar nichts. Die Bahn schwebt ja 15 Zentimeter über dem Fahrweg und „überfliegt“ solche niedrigen Hindernisse einfach. Höhere Gegenstände auf dem Fahrweg können von Sensoren erfasst werden, die pausenlos die Strecke überwachen und Alarm schlagen, sobald ein Baum quer liegt oder Übeltäter den Bahnverkehr mit einem größeren Hindernis lahmlegen wollen. Kleinere Bäume würde die Magnetschwebebahn ohnehin zur Seite fegen ohne selbst nennenswert beschädigt zu werden, versichert der Hersteller Thyssen-Krupp.

Führt die Trasse unmittelbar neben einer Autobahn entlang, schirmt ein sogenannter Abkommensschutzwall den Fahrweg von schweren Sattelschleppern oder anderen Autos ab, die ins Schleudern kommen und vor die Magnetschwebebahn stürzen könnten.

Frontalzusammenstöße zwischen Magnetschwebebahnen sind aus technischen Gründen schlicht unmöglich. Die Statoren im Fahrweg können die Bahn ja nur in eine Richtung ziehen. Und da ohne Statoren die Bahn nicht schweben kann, geht in die Gegenrichtung gar nichts.

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