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Panorama: Aufatmen

Diego Maradona geht es besser – das freut die Fans

Diego Maradonas Zustand hat sich stabilisiert. Es besteht keine Lebensgefahr mehr für den einst besten Fußballdpieler der Welt. Die Fans freuen sich. Denn Maradona, der „argentinischste unter den Argentiniern", wird vom Volk geliebt wie kaum ein anderer.

Die normalerweise säuberlich geschrubbte Eingangsfront der edlen Privatklinik „Maternidad Suiza“ im Zentrum von Buenos Aires ist übersäht von Plakaten – selbst gemalte oder auch kommerzielle Plakate des Fußballvereins Boca, der argentinischen Nationalelf und natürlich von Diego Maradona selbst, in seinen besten Momenten auf dem Spielfeld oder auch in späteren, schwierigeren Zeiten, als das von dunklen Locken umrahmte Gesicht schon deutlich die Drogenexzesse, das Übergewicht und die angegriffene Gesundheit widerspiegelte.

Während drinnen in der Klinik die engsten Angehörigen, die geschiedene Frau, die Eltern und die beiden Töchter des 43-jährigen Ex-Fußballers warten, halten draußen tagsüber einige Hundertschaften Fans Wache. Ein paar Dutzend Menschen hielten gar die ganze, recht kühle Nacht vor der Klinik aus, während die einstige Nummer 10 der Nationalmannschaft sich langsam von einer Lungeninfektion und Herzschwäche erholte. Diego ist außer Lebensgefahr und werde in Kürze wieder allein atmen können, gaben die Ärzte am Dienstag bekannt. Seine Herztätigkeit sei fast normal, die infizierten Lungen auf dem Weg der Heilung.

„Diego, halte durch“, „Fuerza, numero 10“, „Danke Diego“, war auf den Plakaten zu lesen, während die Fans Lieder anstimmten, die argentinische Rockmusiker für das Fußballidol geschrieben haben. Wenn Maradona stirbt, würde die Volkstrauer ähnliche Ausmaße annehmen wie einst beim Tod von Evita Peron, meinen viele. „Maradona ist ein sehr menschliches Idol, er ist mit all seinen Fehlern ein typischer Argentinier. Jeder seiner Siege ist unserer, aber auch seine Trauer, seine Probleme“, beschreibt ein argentinischer Fernsehjournalist das Phänomen Maradona.

Unvergessen seine zwei Tore im WM-Spiel 1986 gegen die Engländer, eine Art persönliche Revanche eines Volkes, nur wenige Jahre nach dem Falklandkrieg, den Argentinien schmählich gegen die Briten verloren hatte. Unvergessen die „Hand Gottes“, Maradonas linke, die den Ball ins gegnerische Tor beförderte. Unvergessen auch der Ausschluss Maradonas von der Fußball-WM 1994, nachdem Doping-Kontrollen Kokainspuren ergeben hatten. Und dann der langsame Abstieg des Mannes, der aus tiefer Armut aufgestiegen war und am Ende seiner Karriere durch die Hölle der Drogensucht ging. „Er stieß immer wieder an seine Grenzen, lebte ein Leben der Exzesse, der Polemik. Aber er war immer authentisch, hat sich nie auch nur ein bisschen verstellt", sagt ein Fernsehreporter. „Er vereint sie alle, die Reichen und die Armen."

Anne Grüttner[Buenos Aires]

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