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Steinzeitfriedhof

© AFP

Ausgrabungen: Steinzeitfriedhof zeugt von grüner Sahara

Mitten in der Sahara haben Forscher ein eindrucksvolles Zeugnis aus einer Zeit entdeckt, in der die riesige Wüste noch grün war. In der Ténéré-Wüste im Niger fanden sie etwa 200 Gräber mit Überresten von Menschen, die vor tausenden von Jahren lebten.

Schädelknochen, Armreife und Harpunen haben Archäologen in Steinzeitgräbern der Sahara entdeckt. Die bis zu 10.000 Jahre alten Grabstätten - die größten aus dieser Zeit in der Sahara - liegen im afrikanischen Niger. Forscher um Paul Sereno von der University of Chicago waren bei der Suche nach Dinosauriern auf den Fundort gestoßen und beschreiben ihn im Online-Journal "PLoS ONE". Zu jener Zeit war das Gebiet noch grün. Die Gräber gehen auf zwei menschliche Siedlungen an einem großen See zurück, die etwa 1000 Jahre auseinanderliegen. "Überall wohin man sich wendete, gab es Knochen von Tieren, die nicht in der Wüste leben", sagte Sereno. "Mir wurde klar, dass wir in der grünen Sahara sind." Insgesamt öffneten die Forscher etwa 200 Gräber.

Jäger, Fischer, Viehzüchter

Sie entdeckten Kiefer mit fast vollständigen Zahnreihen, eine kleine Hand mit intakten Fingerknochen, Scherben, Perlen und Werkzeuge aus Stein. Die Fundstelle war den Angaben zufolge makellos, anscheinend nie zuvor besucht. Die ältere Siedlungsgruppe bestand nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler vor allem aus Jägern, die die grüne Sahara in ihrer feuchtesten Zeitspanne bewohnten - vor etwa 10.000 und 8000 Jahren. Die groß gewachsenen Menschen erbeuteten wilde Tiere und töteten mit ihren Speeren Barsche.

Vor etwa 7000 bis 4500 Jahren lebte in der Region ein Volk, das vermutlich jagte, fischte und Vieh züchtete. In ihren Gräbern entdeckten die Wissenschaftler häufig Schmuck: So trägt ein Mädchen einen Oberarmreifen, geschnitzt aus dem Zahn eines Flusspferds.

"Auf den ersten Blick ist es schwer, sich vorzustellen, wie zwei so unterschiedliche Gruppen ihre Toten an dem gleichen Ort bestattet haben", sagte Chris Stojanowski, Bioarchäologe von der Arizona State University. "Das größte Mysterium besteht darin, wie sie das offensichtlich schafften, ohne ein einziges Grab zu beschädigen." Vor etwa 8000 Jahren begann allmählich eine Trockenperiode: Der See verschwand nach und nach, die Anlage wurde aufgegeben.

Auf Blumen gebettet

In einem Grab der jüngeren Siedlungsgruppe entdeckten die Forscher die Leiche einer Frau, die auf der Seite liegt und den Skeletten zweier Kinder zugewandt ist. Die Arme der Kinder sind zu der Frau ausgestreckt, die Hände der Toten umschließen sich. Die Wissenschaftler fanden Blütenstaub, die Leichen lagen vermutlich auf einem Bett aus Blumen. Ein Bericht über die Grabung wird auch in der September-Ausgabe des US-Magazins "National Geographic" erscheinen. (sgo/dpa)

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