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Begriffe: Im wahrsten Sinne

Das Jahrzehnt geht zu Ende und am Ende bleiben Worte. Was sind die Begriffe der nuller Jahre?

Von

Abwracken, das:

der kleine Bruder der Abwrackprämie, dem Wort des Jahres 2009. Meint ein Fahrzeug verschrotten und dafür Geld bekommen.

Alcopop, das:
angeblich vor allem bei Jugendlichen beliebtes, süßes Mixgetränk. Wird auch gerne von nicht mehr ganz so jungen Damen verzehrt.

Billigflieger, der:
ermöglicht uns zum Preis einer Taxifahrt, europaweit von A nach B zu gelangen.

Brangelina:
Kürzer für Brad Pitt und Angelina Jolie. Das Schauspielerpaar ist vor allem mit dem Ausbau seiner Familie und Dementieren von Trennungsgerüchten beschäftigt.

Blog, das:
Nie war es leichter, seine Meinung jedermann kundzutun. Siehe auch: Youtube, nur ohne Bild.

Bankster, der:

Wortkombination aus Banker und Gangster. Wird für die Krise (siehe dort) verantwortlich gemacht. Als Oberbösewicht gilt Bernie Madoff, Ex-Chef der Nasdaq.

Bionade, die:
Limonade für die Generation der Trend-Ökos, die nach der Devise gesund und nachhaltig leben. 2007 wurden 200 Millionen Flaschen verkauft.

Coffee-to-go, der:
Kaffee im Pappbecher zum Mitnehmen. Der Trendfaktor richtet sich nach der Ausgefallenheit des Getränks, z. B: halbentkoffeinierter Double-Hazelnut-Mocha-Caramel.

Chillen: Früher hieß das ausruhen.

Cash, Johnny:
Vielleicht der coolste Nuller-Hund.

DsdS:
Was Reality-TV in den neunziger Jahren war, sind Casting-Shows im 00er Jahrzehnt – nur schlimmer und realer.

Doherty, Pete(r):
der Sänger brachte uns den Rock ’n’ Roll zurück. Dazu gehören nun mal Drogen, Drogen, Drogen. Und seine Songs? Sind wunderschön.

Digitale Bohème, die:
eine der vielen spezifischen Subkulturen Berlins. Ihr Büro ist das Café Sankt Oberholz im Bezirk Mitte.

Euro, der:
Was den einen die Banane, ist den anderen das Starterkit: Am 1. Januar 2002 bekam jeder Bundesbürger einen kleinen Plastikbeutel, gefüllt mit Euromünzen im Gegenwert von 20 Mark.

Emo:
heute Modephänomen mit den Erkennungsmerkmalen schwarz gefärbter, gescheitelter Pony, Röhrenjeans, enge T-Shirts, dunkel geschminkte Augen sowie düstere psychische Befindlichkeit.

Ergebnisoffen:
Gibt es auch ergebnisgeschlossen?

Facebook, das:
350 Millionen Nutzer hat die Online-Plattform. Also 350 Millionen potenzielle Freunde sammeln. Das muss doch zu schaffen sein!

Flatrate, die: gibt es für den Computer oder für die Kneipe (siehe Komasaufen).

Fanmeile, die:
erfunden zur WM 2006. Aufenthalt auf selbiger dient nicht selten als Vorwand für reichlichen Bierkonsum, meist wird dort eher nebenbei Public Viewing (siehe dort) betrieben.

Googeln:
Ich googele, also bin ich. Aber: Machen Suchmaschinen dumm? Übernehmen Softwaremonopolisten die Weltherrschaft? Sicher arbeitet die Crawler-Krake schon an einer Vernetzung mit unseren Hirnen.

Garagenrock, der:
Revival einer Musikrichtung aus den 60er Jahren, meist gespielt von „The ...“-Bands. Die Musik wird zwar in aufwendigen Studios produziert, soll aber so klingen, als sei sie in einer Garage aufgenommen worden.

Gammelfleisch, das:
verdorbenes Fleisch, was nicht nur im Jahr 2005 in betrügerischer Absicht als Döner in viele deutsche Mägen gelangte.

„Geht ja
gar nicht“: geht doch – als Nachfolgeversion der Redewendung: Das ist jetzt aber suboptimal.

Hartzen. Jugendwort des Jahres 2009, früher: rauchen. Heute: rumhängen.

Humankapital, das:
Unwort des Jahres 2004, meint Arbeitskraft.

Hoffenheim, die TSG:
 Nach dem Aufstieg in die Bundesliga 2008 wird dem Dorfverein TSG ein Stadion für 30 000 Zuschauer gebaut. Hat aber auch nichts genutzt. Trotzdem: Hopp, Hopp, Hurra!

hdgdl:
Goethe fasste sich kurz, wenn er schrieb: „Kaum fängt der Tag an in Bewegung zu gehen, so verlangt meine Seele schon wieder nach Dir“ . Wir fassen uns kürzer und simsen: hdgdl - „hab dich ganz doll lieb“.

iPhone, das:
wie der iPod unverzichtbares Utensil der Digitalen Bohème (siehe dort) und jener, die unbedingt dazugehören möchten.

It-Girl:
kam erstmalig 1927 in den USA für den Stummfilm-Star Clara Bow auf - als Bezeichnung für eine junge Frau mit dem „gewissen Etwas“, also Sexappeal.

Krise, die:
viele Leute haben sie in ihrem Portemonnaie.

Komasaufen, das: modischer Begriff für einen Zeitvertreib, den schon frühere Generationen praktizierten.

Latte, die: Kurzform für Latte Macchiato, italienisches Milchmixgetränk mit Kaffeegeschmack.

Lounge, die:
klingt einfach besser als Aufenthaltsraum, z. B. auf Flughäfen, in der Bahn, Restaurants, Clubs (Raucherlounge). Aber nur, wenn man es nicht verwechselt mit Launch, modern für Start.

Mies:
Darf nur von unter 20-Jährigen benutzt werden, steht für super.

Migrationshintergrund, der:
politisch korrekt für „Ausländer“.

Michael Jackson, der:
muss hier stehen.

Nordic Walking, das:
früher Wandern, heute mit Hilfsmittel. Ökologisch gut, denn niemand muss mehr kostbares Holz schnitzen und Schnee gibt es nicht mehr.

Opel, der:
War mal ein biederer Klein- und Mittelklassewagen. Die sportliche Version gab es mit Fuchsschwanz. Jetzt steht Opel auch für Krise (siehe Krise).

Opfer, du!:
Umgangssprachlich für „Du Weichei“. Wird vorrangig im Berliner Raum verwendet.

Public Viewing:
Neue Form der öffentlichen Zusammenkunft und in jeder Kleinstadt von Format zu beobachten.

Pimp. Aufmotzen oder aufmöbeln. Insbesondere von Autos. Mittlerweile gängiger Begriff für jede Art der Aufhübschung.

Piraten, die: neue politische Vereinigung auf der Jagd nach der verloren gegangenen Freiheit. Oder, traditionell: Seeräuber, vor allem vor Somalia aktiv.

Paris Hilton, die:
Das It-Girl (siehe It-Girl) des Jahrzehnts.

Prenzelberg: Berliner Stadtteil, in dem sich Süddeutsche und Originalbewohner auf die Nerven gehen.

Qaida, Al:
Das Terrornetzwerk des Jahrzehnts.

Resort, das:
heißt nicht mehr Hotel, meint aber dasselbe. Nur mit mehr Pools, längerem Büfett und Kinderbespaßung. Vorrangig in der Dominikanischen Republik, Tunesien und auf Mallorca zu finden. Und immer All-Inclusive.

Rauchverbot, das: Verbote gab es viele in diesem Jahrzehnt. Von diesem sind Millionen betroffen. Zu finden sind sie jetzt meistens frierend vor Restauranttüren.

Retikulozyten, die: Junge rote Blutkörperchen. Gerne liebevoll Retis genannt. Besonders zahlreich zu finden im Körper der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Für den Internationalen Eislauf-Verband ein klarer Beweis für Doping. Für sie selbst ein Beweis, dass sie anders ist als andere.

Rütli-Schock, der:
Synonym für Schule. Zusammen mit Pisa löste die Berliner Schule eine breite Debatte über Bildung in Deutschland aus. Seitdem gibt es wenigstens Wachpersonal.

Spin, der:
etwas bekommt eine Richtung. Wird vor allem in Polit-Berater-Kreisen benutzt. Der Begriff ist ungefähr so beliebt wie der passende Wortwitz dazu: die spinnen.

Sudoku, das: Spiel des Jahrzehnts. Verbreitet das gute Gefühl, in Mathe doch nie so schlecht gewesen zu sein.

Twitter, das:
Was als SMS begann, endet zum Ausklang des Jahrzehnts als Twitter. Gezwitscher im Netz.

Tsunami, der:
verheerende Flutwelle in Südostasien mit tausenden Toten. Hat aber auch als Begriff das Gewitter abgelöst, welches bei Gefahr über uns hereinbricht.

Talentfrei:
neu für dumm.

Unterschichtenfernsehen, das: Gab es auch in den neunziger Jahren schon als Begriff, bekam aber durch Harald Schmidt, der das Wort prägte, und das Dschungelcamp neuen Schwung.

Vogelgrippe, die:
eine von zwei großen Tierkrankheiten, die viele Menschen dahin gerafft haben. Tiere hat es auch getroffen, wenngleich mehr Vögel an der Vogelgrippe gestorben sind als Schweine an der Schweinegrippe.

Wer wird Millionär?: Beliebteste Fernsehshow und beliebtester Moderator (Jauch, Günther). Die „Eine-Million-Euro-Frage“ hat sich als Begriff verselbstständigt, ebenso wie die Anmerkung auf Stehpartys: Habe ich einen Telefonjoker?

Youtube:
Machte einen Traum wahr: Jeder kann Fernsehstar werden – im Internet.

Yep:
neu für „Ja“.

Zoo:
Gibt es noch in Berlin. Hatte sogar Knut. Aber der berühmte Bahnhof ist degradiert. Immerhin die S-Bahn hält noch – wenn alles gut geht. 

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