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Blamage: BP fälscht Fotos - und dann auch noch schlecht

Der Energiekonzern kämpft nicht nur gegen das ausströmende Öl, BP kämpft auch gegen ein Imageproblem. Doch die Öffentlichkeitsarbeit des Öl-Multis produziert die nächste Panne.

Im Krisenkrontrollzentrum von BP scheinen die Arbeiten auf Hochtouren zu laufen. Drei Männer sitzen vor Monitoren, die Live-Aufnahmen des Bohrlochs zeigen. Dieses Foto veröffentlichte der Ölkonzern auf seiner Webseite. Aber was der Öffentlichkeit den Eifer der BP-Experten demonstrieren sollte, entpuppte sich im Internet als große PR-Blamage. Blogger, die sich das Foto genauer ansahen, stellten fest, dass das Foto stark verfälscht wurde. Auch bei anderen Fotos, die BP im Kampf gegen die Ölpest zeigen, wurden erhebliche Manipulationen festgestellt.

Der Konzern, der seit Wochen wegen seiner nicht immer akkuraten öffentlichen Erklärungen zur Lage am Bohrloch in der Kritik steht, muss jetzt auch wegen der verfälschten Fotos Kritik und Spott verkraften. Dabei ist es rätselhaft, warum der Konzern, der in dieser Zeit ein großes Interesse daran haben müsste, öffentlich als glaubwürdig dazustehen, Fotos über seine Arbeit manipuliert, obwohl das völlig unnötig ist.

Entsprechend höhnisch sind die Kommentare der Blogger. „Ein 12-jähriges Kind hätte die Arbeit besser machen können“, schreibt einer. „Jeder, der mit Photoshop gearbeitet hat, weiß, dass dies ein unheimlich amateurhafter Job war“, schreibt ein anderer.

BP hat auf „flickr.com“ sowohl die unveränderten als auch die verfälschten Fotos veröffentlicht, um deutlich zu machen, dass es sich nach Ansicht des Konzerns um eine qualitative Verbesserung der Bilder handelt. BP zufolge kam es zu den Manipulationen, weil ein Fotograf unter Beweis stellen wollte, dass er mit dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop arbeiten kann. Dabei stellte er allerdings unter Beweis, dass er das offensichtlich nicht besonders gut kann.

Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass die Manipulationen ziemlich stümperhaft ausgeführt wurden. Auf dem Foto aus dem Kontrollzentrum (oben links) waren drei Monitore ausgeschaltet. Auf dem manipulierten Foto (oben rechts) wurden in die Monitore Fotos einkopiert. Außerdem sind die Köpfe des rechten und mittleren Mitarbeiters, die die Monitore schneiden, ganz schlecht ausgeschnitten, in der Vergrößerung sind eckige Schnittstellen zu erkennen.

Auf dem zweiten manipulierten Bild (unten rechts) befinden wir uns in einem fliegenden Hubschrauber über dem Meer. Wenn man das Foto stark vergrößert, zeigen die Anzeigen der Armaturen, dass er gar nicht fliegt. Das Original verrät: Der Hubschrauber steht auf einer Startplattform, die durch die Fenster zu sehen ist. Der Fotograf hat blaues Meer über die Plattform retuschiert (roter Kreis). Von dem Schiff, auf dem der Hubschrauber in Wirklichkeit steht, ist nichts mehr zu sehen – außer der einsame Tower, im linken Bildrand ganz oben, es wurde vergessen, ihn wegzuretuschieren. So scheint der Hubschrauber zu fliegen und den Tower gleichsam mitzunehmen. Zudem hat das einkopierte Meer eine andere, hellere, leuchtendere Farbe, als das Meer auf dem Original.

Dem Konzern ist der Vorgang sehr unangenehm. Ein Konzernsprecher in London erklärte auf Anfrage, alle manipulierten Fotos würden von den Webseiten entfernt. Künftig würden nur noch unverfälschte Fotos veröffentlicht. Die einzigen Veränderungen, die vorgenommen würde, beträfen die Helligkeit und die Farbprüfung, die technisch angepasst werden müssten. Es würden aber keine Inhalte mehr ausgetauscht.

Ein Blogger bat den Konzern, sich um Wichtigeres zu kümmern, zum Beispiel um das Bohrloch: „Geht endlich hin und löst das Problem!“

Christina Franzisket, Christian Martens

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