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Rola El-Halabi (r.) mit ihrem Anwalt vor dem Berliner Landgericht.

© dapd

Boxerin schildert vor Gericht den Angriff: Die Schüsse auf Rola El-Halabi

Ihr Stiefvater hat ihr in die Hand und einen Fuß geschossen. Zum Prozessauftakt am Dienstag schildert Profiboxerin Rola El-Halabi vor Gericht den Tathergang.

Von Barbara Nolte

Fremd sei ihr der Stiefvater nicht gewesen, als er sie in ihrer Kabine in Karlshorst niederschoss, sagt die Profiboxerin Rola El-Halabi am Dienstag im Berliner Landgericht. Der Stiefvater habe selbst von sich gesagt, dass er, wenn er austicke, nichts mehr wahrnehme. „Der einzige Mensch, der ihn in solchen Situationen beruhigen konnte, war ich.“

Rola El-Halabi, 26, trägt eine schwarze Jeans, ein enges Jackett, Ballerinas. Sie wirkt gefasst, sehr konzentriert, als sie schildert, wie sie auch in der Kabine versuchte, den Stiefvater zu besänftigen, der ihr in die Hand und einen Fuß schoss. Dann lud er nach und zielte auf ihren zweiten Fuß und ihr Knie. Sie spricht permanent auf ihn ein, sie redet ihm sogar aus, sich selbst das Leben zu nehmen: Er müsse doch an seinen Sohn denken, der erst zehn sei. Als sie mit ihren zerschossenen Gliedmaßen am Boden lag, robbte sie auf ihn zu. „Ich war mehr mit ihm beschäftigt als mit mir.“

Am ersten Prozesstag gegen Hicham El-Halabi, der der versuchten schweren Körperverletzung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung angeklagt ist, versucht das Gericht die fünf Minuten zu klären, in denen ein Familienstreit kulminierte. Es geschah am 1. April 2011, zwischen 22 Uhr 50 und 22 Uhr 55. Rola El-Halabi sollte wenige Minuten später ihren Weltmeistertitel im Frauen-Leichtgewicht verteidigen. Mit seiner Aussage versuchte Hicham El-Halabi, 44, den Vorsatz seiner Tat zu widerlegen, der der Anklage zugrunde liegt. „Ich war nicht mehr ich.“ Dabei belegen Zeugenaussagen, die das Gericht verliest, dass er zuvor angekündigt hatte, die Karriere der Tochter mit Gewalt beenden zu wollen. Ihr neuer Freund hatte ihm nicht gepasst.

Im Zeugenstand richtet Rola El-Halabi ihre Hand nach oben. Der Mittelfinger ist nach vorne gekrümmt. Sie kann die Hand nicht zur Faust ballen. Zwei Monate hat sie seitdem in Krankenhäusern verbracht. Nach ihrem Beruf gefragt, sagt sie: „Berufssportlerin.“ Ob sie ihren Beruf jemals wieder ausüben kann, können die Ärzte noch nicht sagen.

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