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Mehrere Brände hielten die Feuerwehr auf der Nordseeinsel Sylt in Atem.

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Update

Brände auf Nordseeinsel: Hunderte Feuerwehrleute auf Sylt im Dauereinsatz

Mehrere Brände haben in der Nacht zum Montag auf der Nordseeinsel dafür gesorgt, dass sich rund 400 Feuerwehrleute im Dauereinsatz befanden. Zeitweise war der Ausnahmezustand auf der Insel verhängt worden.

Erst hat es geblitzt und gedonnert, dann schlug angeblich ein Feuerteufel zu. Bei Bränden auf Sylt ist wahrscheinlich ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Hunderte Urlauber und Feuerwehrleute erlebten die unruhigste Nacht des Sommers. Mitten in der Nacht zum Montag jagte ein Feueralarm den nächsten. Etwa 400 Menschen mussten ein Hotel in Wenningstedt und die Volkshochschule Klappholttal bei List verlassen. Laut Polizei gab es jeweils rund 200 Betroffene. Sie kamen vorübergehend in einer Halle des Sylter Flughafens unter. Bürgermeisterin Petra Reiber sprach von fünf Brandorten mit elf Brandherden auf der Nordseeinsel. Sie persönlich vermute Brandstiftung, sagte Reiber der Nachrichtenagentur dpa. Die Kripo ermittelt. Der Sachschaden könnte Millionenhöhe erreichen. Die Feuer wurden zwischen 1 Uhr 30 und 4 Uhr 30 gemeldet; alle Sylter Wehren waren bis zum Morgen im Dauereinsatz. Bei einem Unfall mit einem Feuerwehrauto gab es laut Polizei insgesamt drei Leichtverletzte.

Ob es sich um Brandstiftungen handelt, ist noch nicht abschließend geklärt. Es gibt aber Hinweise. Im Fall des Hotels waren die Einsatzkräfte zunächst von einem Blitzeinschlag ausgegangen, was sich nach ersten Ermittlungen aber nicht bestätigte. Brandstiftung werde hingegen „nicht ausgeschlossen“, hieß es in der Mitteilung. Im Radiosender RSH äußerte der Chef der örtlichen Feuerwehr den Verdacht, auch das Feuer in der Volkshochschule sei absichtlich gelegt worden. Es hätten zwei verschiedene Gebäude gleichzeitig Feuer gefangen. In einem dritten seien außerdem brennende Tischdecken gefunden worden, die aber schnell gelöscht werden konnten. Das sei „sehr ungewöhnlich“. Auch das Feuer in dem Altenheim wurde gelöscht, bevor es sich ausbreitete.

Sylt kam in letzter Zeit wegen der rasanten Umwandlung von Häusern in teure Urlaubsdomizile in die Schlagzeilen. So wird befürchtet, dass das ursprüngliche Inselleben immer mehr zurückgeht, weil die Zahl der Inselbewohner sinkt, und die Urlaubsdomizile die meiste Zeit im Jahr leerstehen.

Mitten in der Nacht mussten diese Hotelgäste ihre Betten verlassen.
Mitten in der Nacht mussten diese Hotelgäste ihre Betten verlassen.

© dpa

Von den Bränden am schlimmsten betroffen war die Volkshochschule Klappholttal in den Dünen zwischen Kampen und List. „Wir haben zwei Gebäude verloren“, berichtete Wehrführer Andreas Fließ. So brannte das Wirtschaftsgebäude samt Speiseräumen ab. Zerstört wurde auch eine Baracke mit Unterkunftsräumen für Personal und Gäste. In einem weiteren Haus konnte ein Polizist ein Feuer löschen. Nach Angaben der Feuerwehr hatten dort Unbekannte vermutlich Prospekte und eine Tischdecke angezündet. Auf dem 7,5 Hektar großen Gelände der Volkshochschule stehen insgesamt rund 150 kleine Häuser mit 250 Betten. Der Sachschaden hier wird auf einen sechsstelligen Betrag geschätzt. Bis zu 150 Feuerwehrleute aus fast allen Inselorten waren im Einsatz. Erschwert wurde ihre Arbeit dadurch, dass wegen des Feuers der Zugang zur Wasserentnahmestelle versperrt war. Erst in 1,5 Kilometern Entfernung war ein Anschluss an die Wasserversorgung möglich.

Im Wenningstedter Vier-Sterne-Hotel Lindner mussten nach dessen Angaben rund 250 Gäste das fast direkt am Strand gelegene Haus verlassen, nachdem Feuer im Keller eines Nebengebäudes ausgebrochen war. „Dort hat Wäsche gebrannt“, sagte Wehrführer Ralf Winter der dpa. „Warum, wissen wir nicht.“ Die ursprüngliche Vermutung, ein Blitz habe den Brand verursacht, bestätigte sich nicht. Das Feuer wurde schnell gelöscht, Ruß machte das Hotel laut Polizei jedoch zunächst unbewohnbar. Erst in der Nacht zum vorigen Donnerstag hatte es in einem Appartementhaus in Westerland einen Kellerbrand gegeben. Daraufhin mussten rund 60 Menschen in der Flughafenhalle übernachten. „Die Ermittlungen dauern an“, sagte Polizeisprecherin Kristin Stielow. Auch Müllcontainer in Westerland und ein Holzschuppen in Wenningstedt in der Nähe des Hotels Lindner brannten. Ebenfalls betroffen war laut Bürgermeisterin Reiber ein Seniorenpflegeheim in Westerland, das die Bewohner aber nicht verlassen mussten.

Die Stimmung der von den Bränden Betroffenen beschrieb Bürgermeisterin Reiber als ruhig. „Die Menschen fühlen sich sehr gut versorgt und betreut.“ Helfer brachten Essen und Getränke in die Katastrophenschutzhalle auf dem Flughafen, das Rote Kreuz hatte Betten aufgestellt. Bereits am vergangenen Freitag hatte es in der berühmten Sansibar gebrannt. Ein Mitarbeiter erklärte, das Feuer sei im Keller ausgebrochen. Die Ursache soll ein technischer Defekt an einem Gerät gewesen sein. (os/dpa/AFP)

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