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Prinz Charles.

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Britisches Königshaus: In Highgrove hängt der Haussegen schief

Das Munkeln begann im April: Camilla geht eigene Wege – und Prinz Charles hat Ärger.

Belustigt beißt Prinz Charles in das ihm gereichte Teigstück und schließt die Augen. „Die Pembrokeshire Pasty ist süßer“ entscheidet er. Der Vergleichstest der Pasteten aus Wales und Cornwall bei der Pembrokeshire Fish Week verlangt eine feine Zunge und noch mehr diplomatisches Fingerspitzengefühl. Charles ist Prinz of Wales, aber auch Herzog von Cornwall. Und er ist in Begleitung der Herzogin. Camilla, die mit Rücksicht auf das Andenken an Prinzessin Diana nicht den Titel Princess of Wales, sondern Duchess of Cornwall trägt, entscheidet: „Beide sind extrem lecker“.

Charles und Camilla zogen in höchstem Einvernehmen auf ihrer jährlichen Tour durch ihre Lehen in Wales. Händeschütteln, Bierzapfen, Kindern mit Fähnchen winken. Für Charles ist es tägliche Arbeit, pflichtbewusst erfüllt. Camilla tut sich schwerer damit. Sie kann small talk und das ewige Lächeln nicht ausstehen, wird gemunkelt. Und diesmal waren die Augen aufmerksam auf das Paar gerichtet. Denn Charles und Camilla werden nicht mehr oft zusammen gesehen. Zeitungen berichten, die Leidenschaft des betagten Paares sei abgekühlt. In Charles’ Landsitz Highgrove und im Londoner Stadtpalast Clarence House soll der Haussegen schief hängen.

Das Munkeln begann, als Camilla nach ihrem Beinbruch im April, statt sich von Charles in Highgrove pflegen zu lassen, in ihr eigenes Landhäuschen Ray Mill auf der anderen Seite der Autobahn zog. Charles pedantische Ordnungsliebe sei ihr zuwider, wusste der Hofkorrespondent der Daily Mail. Charles ist ein Gewohnheitsmensch und wird ungehalten, wenn seine liebevoll gehegte Landidylle gestört wird. Camilla dagegen gilt als spontan und unordentlich.

Aber nicht nur Charles Ehe wird zur Zeit unter die Lupe genommen. Seit ein Gericht seine Einmischung in ein Bauprojekt in London als „unwillkommen und überraschend“ bezeichnete, wird debattiert, was der zukünftige König eigentlich sagen darf – außer „diese Pastete ist süßer“. Sogar Verfassungsrechtler diskutieren, ob Charles mit der eng getippten, zweiseitigen Epistel an den Emir von Qatar die Grenzen überschritt. Eindringlich, mit dicken Unterstreichungen hatte Charles den Großinvestor vom Golf gedrängt, das Projekt nach Plänen von Stararchitekt Sir Richard Rogers abzusagen. Bestimmt sprach Charles vielen Londonern aus dem Herzen, als er argumentierte, der „brutalistischen“ Architektur fehle es an Nachbarschaftlichkeit, menschlichen Proportionen und „altmodischer Schönheit“. Doch Architekt Rogers schäumte vor Wut und warf ihm Missbrauch seiner Privilegien vor.

Camilla.
Camilla.

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Auch Kritik an der luxuriösen Haushaltsführung des Thronfolgers wird wieder laut. Letzte Woche legte Charles wieder seine jährliche Haushaltsabrechnung vor. Mit einer Schlankheitskur prinzlicher Gastfreundschaft wurde das Party-Budget um 275 000 Pfund (339 000 Euro) um mehr als die Hälfte abgespeckt. Der Reiseetat wurde von 1,7 Millionen Pfund im Vorjahr auf nur 692 000 Pfund abgeschmolzen. Viele finden dennoch, dass Charles auf zu großem Fuße lebt. Sein Haushalt beschäftigt 149 Gärtner, Chauffeure, Köche und Leibdiener – nur drei Personen weniger als im Jahr zuvor.

Leisten kann es sich Charles. Mit organischen Würsten, den berühmten „Duchy“ Keksen und Immobilien hat er in seinen Gütern im letzten Jahr über 17 Millionen Pfund erwirtschaftet, vier Prozent mehr als im Vorjahr. Er zahlte (freiwillig) über drei Millionen Pfund Steuern, gab neun Millionen Pfund für seinen Haushalt und die Leitung seiner wohltätigen Unternehmen aus und ließ sich statt über drei Millionen Pfund wie im Vorjahr nur noch 1,6 Millionen vom Steuerzahler erstatten.

Auch an Charles Fleiß gibt es keine Zweifel: Er schrieb 1869 „persönliche“ Briefe und nahm 646 Termine war, 125 davon im Ausland. Immer öfter muss er die betagte Königin vertreten. Die antimonarchistische Gruppe „Republik“ forderte dennoch, den Steuerzuschuss nun zu streichen. Ein königlicher Termin dauere im Durchschnitt eine Stunde. Damit koste Charles die Steuerzahler 2000 Pfund pro Arbeitsstunde, so die Begründung.

Matthias Thibaut

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