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Burj Dubai

© AFP

Burj Dubai: Turmbau zu Dubai

720 Meter Höhe misst der Burj Dubai bereits - wiviele Meter noch dazu kommen werden ist ein großes Geheimnis. Chefstatiker Andy Davids erklärt in Berlin, wie das höchste Haus der Welt gebaut wird.

Es ist ein großes Geheimnis, ein riesengroßes. Schon jetzt ist es doppelt so groß wie der Berliner Fernsehturm. Gut 720 Meter ragt der Burj Dubai derzeit in den Himmel über Dubai und ist damit das höchste Gebäude der Welt. Und er wächst immer weiter. Wann Schluss ist, ist einigermaßen klar. „Voraussichtlich noch vor Weihnachten“, sagt Andy Davids, der Chefstatiker des Projekts. Er arbeitet in Dubai für die Londoner Firma Hyder Consulting, die mit den Hyder-Voigt-Ingenieuren eine Niederlassung in Berlin hat. Und welche Höhe wird die Stahlkonstruktion dann erreicht haben? Der Mann lacht schallend. Nein, das dürfe er keineswegs verraten. Spannung muss sein.

Es scheint, als wiederhole sich der Höhenrausch, dem die New Yorker Bauleute Anfang des 20. Jahrhunderts verfallen waren: Trump Building, Chrysler Building, Empire State Building – alle mehr als 280 Meter hoch. Die Namen der künftigen Giganten machen klar, dass auch der Wettlauf um die höchsten Bauwerke längst globalisiert ist: Chicago Spire, Russia Tower, Fernsehturm Guangzhou. Und immer tauchen in den Listen der Bauprojekte Städte im Nahen Osten auf.

In Dubai, das zu den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört, wächst seit vier Jahren der Burj Dubai. Das ist arabisch und bedeutet schlicht „Turm von Dubai“. Im September 2009 soll er fertig sein. In den mehr als 160 Stockwerken sollen Büros, Apartments und Läden entstehen, außerdem drei Dutzend Etagen Hotel und eine Aussichtsplattform. Bevor das Gebäude die Wolken kratzte, ging es in die Tiefe. Mit 850 Betonpfählen, die dick wie Litfaßsäulen sind und bis zu 50 Meter in den Untergrund reichen, wurde der künftige Turm verankert. Darüber kam ein eine dicke Platte aus Stahlbeton. Und dann wuchs er unaufhaltsam in die Höhe. Bis zur 155. Etage in einer Stahlbetonkonstruktion. Das heißt, die Arbeiter flochten Stahlstäbe zu einem Gitter, setzten an die Seiten eine Schalung und fluteten den entstehenden Hohlraum mit Beton. „Der logistische Aufwand, all die Menschen und das Material in diese Höhen zu bringen, ist eines der größten Probleme bei so einem Projekt“, sagt Chefstatiker Andy Davids. Denn jede Verzögerung kostet bares Geld. Schließlich muss das Gebäude in der avisierten Nutzungszeit von 100 Jahren die Baukosten von 1,8 Milliarden Dollar einspielen.

Am Burj Dubai haben die Bauarbeiter mit besonderen Problemen zu kämpfen. Tagsüber steigt das Thermometer bis zur 50-GradMarke. Der Spezialbeton, dreimal so stabil wie gewöhnlich, würde bei dieser Hitze zu schnell trocknen und dabei gefährliche Risse bilden. Deshalb wurde vor allem nachts betoniert. Mitunter sollen auch Eiswürfel in den grauen Brei geschüttet worden sein.

Nachdem der Stahlbetonbau die Zielhöhe erreicht hatte, wechselten die Ingenieure die Bauweise. Fortan wurde eine Stahlkonstruktion errichtet, die mit vorgefertigten Fassadenteilen verkleidet wird. Für das Metallgerippe wurde Spezialstahl aus aller Welt zusammengekauft. Auf diese Weise gelangten auch Teile des abgerissenen Palasts der Republik – nach erneutem Einschmelzen – abermals zu einer tragenden Rolle.

„Bei solchen Bauwerken muss das Material extrem belastbar sein“, sagt Jonas Olfe, Architekt beim deutschen Ableger von Hyder Consulting. Ein schlankes, mehrere 100 Meter hohes Gebäude wirke wie ein riesiger Hebel. Der darf weder durch Sturm noch durch Erdbeben zu Fall gebracht werden. „Entscheidend ist, dass der Schwerpunkt nicht über die Bodenplatte hinausragt“, sagt Olfe. Denn das Gebäude ist nicht „eingespannt“, wie Fachleute sagen; es bleibt nur aufgrund seines Eigengewichts stehen.

Chefstatiker Davids und sein Team haben alle denkbaren Naturereignisse auf ihren Computern simuliert. So wurde mithilfe lokaler Wetteraufzeichnungen vom Flughafen Dubai und Klimamodellen berechnet, wie sich das Wetter in der Golfregion entwickeln wird – und wie der Turm reagiert, wenn heftige Stürme an ihm zerren. Ungefähr drei Meter wird der obere Teil des Burj Dubai hin- und herschwanken.

In Zukunft wird es noch viel höhere Gebäude geben, sagt Davids. „Die Bautechnologie und die verwendeten Materialien werden immer besser, ich glaube kaum, dass es von dieser Seite eine Obergrenze geben wird.“ Limitierend sei vielmehr die Bauzeit. Alles was länger als zehn Jahre dauere, lohne sich nicht. Auch sein Kollege Jonas Olfe sieht das Höhenwachstum vor allem durch wirtschaftliche Faktoren begrenzt: „Mit zunehmender Höhe benötigt man mehr Platz für Fahrstühle und Treppenhäuser – und der geht für die Nutzfläche wie Büros oder Apartments verloren.“

Davids, der schon mehrere Himmelsbaustellen betreut hat, schätzt, dass es in 20 Jahren Gebäude gibt, die dreimal so hoch sein werden wie der Burj Dubai. Also wie viel Meter? Davids schweigt hartnäckig. Das Online-Lexikon Wikipedia schreibt 818 Meter – was der Statiker nicht kommentieren will.

Wie lange der Höhenrekord bestehen bleibt, ist ungewiss. Dass er gebrochen wird aber ziemlich sicher. Vor wenigen Tagen meldete der Onlinedienst Skyscrapernews.com, dass nur 30 Kilometer vom Burj Dubai entfernt ein noch höheres Gebäude entstehen soll. Der Nakheel Tower soll bis 2020 fertig sein. Höhe: 1,14 Kilometer.

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