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Busunglück

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Busunglück: Ermittlungsverfahren gegen LKW-Fahrer

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Lastwagenfahrer wegen fahrlässiger Tötung. Er war möglicherweise abgelenkt, weil er nach einer Flasche griff. Die Angehörigen versuchen das Wechselbad zwischen Hoffen und Bangen zu verarbeiten.

Einen Tag nach dem schwersten Busunglück in Deutschland seit 15 Jahren mit 13 Toten auf der Autobahn Dresden-Magdeburg ist die Zahl der Verletzten korrigiert und ein Ermittlungsverfahren gegen den Unfallverursacher eingeleitet worden. So sind nach Angaben der Polizei 36 Menschen verletzt worden, einige von ihnen schwer. Bislang war von 31 Verletzten die Rede gewesen. Zudem bestätigte die Polizei die Erkenntnisse vom Abend, dass das Unglück durch einen unaufmerksamen Lastwagenfahrer ausgelöst worden war, der ungebremst auf den Bus auffuhr. Der Bus hatte wegen eines anderen Unfalls die Geschwindigkeit reduziert.

Laut Polizei hob dabei der Lkw den Bus aus, so das dieser vom Fahrer nicht mehr gelenkt werden konnte. Der Bus kam von der Fahrbahn ab, stürzte einen Abhang hinunter und blieb auf dem Dach liegen. Zuvor hatte der Reisebus noch ein Auto touchiert, dessen Insassen unverletzt blieben. Viele Opfer wurden in dem Wrack eingeklemmt und konnten zum Teil erst nach Stunden gerettet werden. Der Zustand aller verletzten Personen ist inzwischen stabil, wie Kliniksprecher mitteilten.

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Mühsame Aufräumarbeiten. -

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Dem ebenfalls verletzten Lastwagenfahrer wirft die Polizei nun "Herbeiführung eines schweren Verkehrsunfalls und fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge" vor. Der 46-Jährige habe nach einer Flasche greifen wollen und deshalb die Bremslichter des vor ihm fahrenden Reisebusses zu spät bemerkt, sagte der Geschäftsführer der Straßenbaufirma aus Krefeld dem Nachrichtensender "n-tv".

In dem mit 49 Menschen besetzten Bus war eine Seniorengruppe aus Hopsten in Nordrhein-Westfalen auf dem Weg zu einer Städtereise nach Dresden. Bei den Opfern handelt es sich den Angaben zufolge um ältere Landwirte, die bislang jedes Jahr einmal eine Fahrt gemeinsam unternehmen. Ihre Identität ist inzwischen geklärt, es handelt sich um sieben Männer und sechs Frauen.

Während in Sachsen-Anhalt an der Unfallstelle bei Könnern und in den Kliniken von Halle und Magdeburg Einsatzkräfte fieberhaft um das Leben der Verletzten kämpften, entspann sich in Hopsten ein quälendes Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffen und Bangen. Die Behörden

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aus Sachsen-Anhalt übermittelten eine Passagierliste des havarierten Reisebusses. Den Namen von 33 Reisenden war ein Krankenhaus zugeordnet - es mussten die Überlebenden sein. Doch welche der 16 Namen ohne Klinik gehörten zu den 13 Toten? Ausweise wurden abgelichtet, Haarfarben ermittelt und Lichtbilder gesendet. Für die Angehörigen der getöteten und verletzten Menschen ist in der Gemeinde Hopsten ein Krisenzentrum eingerichtet worden.

"Einige Angehörige hatten zwischen acht und neun Stunden lang keine Klarheit", sagt Bürgermeister Pohlmann mit feuchten Augen. 21 Notfallseelsorger der beiden großen christlichen Kirchen kümmerten sich um die Eheleute, Kinder, Geschwister und Enkel der Unfallopfer. Erst um 5.00 Uhr am Dienstagmorgen herrschte endgültig Klarheit. "Wir hatten damit gerechnet", war die Reaktion von Hinterbliebenen, als die Seelsorge-Teams in aller Frühe die Häuser der betroffenen Familien aufsuchten.

Jetzt solle ein Gedenkgottesdienst abgehalten werden, sagte ein Gemeindesprecher. In der bäuerlich geprägten Gemeinde mit ihren 7800 Einwohnern herrscht blankes Entsetzen. "Der Ort trauert", sagte Ortsvorsteher Johannes Kramer (CDU). "Das Schützenfest am Wochenende wurde abgesagt, auch alle anstehenden goldenen Hochzeiten und silbernen Hochzeiten wurden abgesagt."  (mit AFP/ddp/dpa)

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