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© dpa

Caroline von Monaco: Adel und Wahrheit

Die Schläge waren "symbolisch": Prinzessin Caroline springt vor Gericht ihrem Mann Ernst August bei.

Sie hat es tatsächlich getan. Caroline Prinzessin von Hannover ist von Monaco nach Hildesheim gekommen und hat vor Gericht und vor den Augen der Öffentlichkeit ihren Ehemann verteidigt. Ernst August wird vorgeworfen, einen Diskothekenbesitzer krankenhausreif geschlagen zu haben. Er sagt, es waren nur zwei Ohrfeigen. Caroline gibt ihm recht.

Doch bevor die Prinzessin am Mittwoch den Saal des Landgerichts betritt, müssen erst die Fotografen und Kameraleute den Saal räumen. Das ist eine Bedingung, die die paparazzigeplagte Prinzessin für ihr Erscheinen gestellt hat. Dann betritt sie, umringt von ihren Bodyguards zügigen Schrittes den Schwurgerichtssaal. Zierlich ist sie. Viel kleiner und schmaler als es die Bilder in den Illustrierten suggerieren. Ihren Kopf hält sie gesenkt, Haarsträhnen verdecken ihr Gesicht. Den halblangen, hellbraunen Mantel hat sie sich über die Schultern gelegt. Ganz in Schwarz ist sie gekleidet. Caroline trägt eine dick umrandete Brille, die fast zu groß ist für ihr schmales Gesicht. Falten ziehen sich links und rechts der Nase zu den Mundwinkeln. Die Frau von Ernst August wirkt mitgenommen. Sie hätte allen Grund dazu.

Ein Boulevardblatt hat es sich nicht nehmen lassen, die königliche Hoheit gestern mit einer besonderen Geschichte zu begrüßen. „Das ist die Frau, mit der Ernst August fremd plantschte“, steht da. Die Frau von den Thailand-Fotos vom Jahreswechsel ist demnach eine 41-jährige Myriam aus Marrakesch, die seit Jahren zum Bekanntenkreis des Ehepaares zählt. Nun gibt es Fotos, die zeigen, wie Ernst August diese Myriam küsst.

Caroline ist verschnupft. Als sie vor Gericht zunächst auf Französisch beginnt, ihre Angaben zur Person zu machen, hustet sie. Das Hustenbonbon der Dolmetscherin lehnt sie ab, nimmt stattdessen ein Schluck Wasser. „Der Angeklagte ist ihr Ehemann.“ Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage des Vorsitzenden Richters Andreas Schlüter. Trotzdem sind alle im Saal gespannt auf die Antwort. Die ist kaum zu vernehmen. Caroline streicht sich mit dem rechten Zeigefinger über den Nasenrücken. „Oui“, meint man zu hören.

Dann jedoch wird sie aufgefordert, am Stück zu erzählen, was sich vor genau zehn Jahren, in der Nacht zum 15. Januar 2000, am Strand der kenianischen Insel Lamu ereignet hat. Und sie tut das souverän. Mit fester, leicht rauer Stimme berichtet sie zwei Stunden lang auf Englisch, mit feinem britischen Akzent, von der verhängnisvollen Begegnung zwischen ihrem Mann und Josef Brunlehner. Caroline berichtet, wie sie und Ernst August am Abend mit den Hotelbesitzern zum Essen zusammensaßen und auch über die Lärm- und Laserbelästigung durch die Diskothek von Josef Brunlehner auf der nahen Nachbarinsel sprachen. Dann habe plötzlich jemand gerufen, dass der „Joe“, wie Brunlehner von den Einheimischen genannt wird, am Strand sei. Nach Aussage von Caroline sei ihr Mann aufgestanden und zu ihm gelaufen. Auf einer kleinen Treppe sei er auf Brunlehner gestoßen, dem er zwei Ohrfeigen verpasste. „One for the light and one for the music“ („Eine für das Licht und eine für die Musik“), habe sie ihn sagen hören.

Wie kräftig waren die Schläge, fragt der Richter. „Es waren keine sehr starken Schläge, es waren eigentlich mehr symbolische“, sagt sie. Verletzt habe er nicht gewirkt. „Mein Mann hat ihm noch ein paar Sachen nachgerufen, die nicht so geeignet sind, um vor einem Gericht zitiert zu werden“, sagt Caroline. Der Richter wird es später dennoch tun. „Du deutsches Schwein. Du schwules Schwein. Du Zuhälter. Ich hetze eine Mafiabande auf dich, die dich in Stücke schneidet“.

Ob Ernst August einen Gegenstand in der Hand gehalten hatte, will der Richter wissen. Einen Ring vielleicht? „Mein Ehemann trägt generell keine Ringe, auch keinen Ehering.“ Später wird sie sagen: „Mein Ehemann hat ein eher aufbrausendes Wesen.“ Was sagt sie zu den Schlägen, fragt der Richter. „Man sollte auch nicht mit übermäßiger Geschwindigkeit über die Autobahn fahren, aber es passiert halt“, sagt sie.

Es ist ein großer Auftritt Carolines. Die Anwälte sind zufrieden, die Zuschauer beeindruckt. Es kann sein, dass Ernst August ihr viel zu verdanken hat, wenn im Frühjahr das Urteil fällt.

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