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Passagiere irren im Hafen zwischen den Koffern umher.

© dpa

"Costa Allegra": Erst einmal eine Dusche

Die Ankunft der „Costa Allegra“-Passagiere auf den Seychellen – ein Bericht vom Hafen in Victoria.

Sie stehen an der Reling, einige tragen Handtücher auf dem Kopf, andere winken. Die „Costa Allegra“ schiebt sich wie eine Wand auf den kleinen Hafen von Victoria zu, die kleinste Hauptstadt der Welt. Die Sehnsucht der unfreiwilligen Seychellen-Reisenden richtet sich auf eher elementare Dinge – Toiletten, Duschen, kaltes Wasser. 600 Kreuzfahrtgäste und 400 Crew-Mitglieder der italienischen Reederei überrollen die kleine Stadt im Indischen Ozean.

Aber Chaos sieht anders aus. „Seit dem frühen Morgen haben wir in allen Kliniken und Notfallstationen tausend Betten frei gestellt“, sagt Josy Michaudpeut, Koordinatorin der Notfallhilfe. Zu ihr gehören auch einige deutsche Medizinstudenten, die just auf den Seychellen gerade ein Praktikum abhalten. „Wir haben gedacht, die sind alle dehydriert und haben einen Sonnenstich“, sagt Thilo Rattoy, Medizinstudent aus Münster. Doch die Crew und die Reederei hätten gut für die Passagiere gesorgt. Die Klinikbetten werden leer bleiben. Ein paar Stunden vor der Ankunft in Mahé war ein Arzt von den Seychellen auf das Schiff geflogen worden, und habe ihnen durchgegeben, dass die Passagiere zumeist wohlauf seien. Es habe ein paar Knochenbrüche gegeben, ohne Licht seien manche gestürzt und gestolpert. „Wenn alte Menschen hinfallen, brechen sie sich leicht etwas. Und es sind ja viele ältere Menschen an Bord.“

Hart knallt die Sonne auf den Rasen vor der Hafenbehörde, dort steht eine junge Italienerin, Angestellte der Reederei. Auf Englisch erklärt sie den versammelten Helferinnen einer lokalen Tourismusorganisation, wie das Verteilen der Passagiere auf die Busse abzuhalten habe. Im Stakkato gibt sie ihre Order aus: Alle Namen abhaken, die Menschen dürfen nicht länger als 15 Minuten darauf warten müssen, bis ihr Bus fährt. Eine Seychelloise stellt sich neben sie, übersetzt die Anweisungen in weiches Creole.

Am Hafen werden Tische aufgebaut, darüber drapiert die Schweizer Flagge, daneben die österreichische, die deutsche, die Amerikaner bauen zwei Fahnenmasten auf. Margit Hedwig-Bötte zieht sich eine orangefarbene Warnweste an, darauf steht; „Bundesrepublik Deutschland“. Hedwig-Bötte reiste einen Tag zuvor aus Nairobi an, sie ist die Deutsche Botschafterin für Kenia und die Seychellen. Sie möchte den 38 Deutschen an Bord bei der Ankunft vermitteln, dass „wir für sie da sind“. Auch wenn sie schon weiß, dass alle wohlbehalten sind, „auch unser ältester Passagier, ein 87-Jähriger.“ Viele sind aus Süddeutschland, wie der 37-jährige Sebastian Veit aus Schwäbisch Gmünd, der als erster Passagier von Bord ging, geführt von einem Helfer, Veit ist blind. „Nach meinem Eindruck ist das alles hier sehr gut organisiert“, sagt die Botschafterin. Die Passagiere kommen von Bord. Am Kai aufgereiht sind hunderte von Koffern. Auch Franz Mayer, Internist aus Koblenz, wird sofort umringt. Ja, sagt er, die Tage seien stressig gewesen, aber „die Crew war fantastisch“. Viele Reisende haben das Angebot der Reederei angenommen, zwei Wochen Luxusurlaub auf den Seychellen zu verbringen. Aber einigen war die Aufregung zu viel. Sie reisten gestern zurück in ihre Heimat.

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