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Panorama: Das Ende der Briefmarke

In Dänemark und Schweden können Postkunden die Frankierung künftig per SMS erledigen

Demnächst können die Dänen auf ihre Briefmarken pfeifen, und auch Schweden zieht nach. Die farbenfrohen Bildchen sollen mittelfristig ganz durch einen Zifferncode ersetzt werden, der per SMS angefordert werden kann. So will die Post Geld sparen und Kunden einen unkomplizierteren Briefversand ermöglichen.

Das Ende der Briefmarke nimmt in Dänemark ab 1. April seinen Anfang. Dann führt die dänische Post einen SMS- Dienst ein, der schrittweise den Gebrauch von Briefmarken ganz ersetzen soll. Briefeschreiber sollen dann einfach unter der Nummer 1900 eine SMS an die Post schicken. Da muss angegeben werden, wie viel Porto der Kunde wünscht. Ganz ohne den Einsatz von Personal wird automatisch eine SMS mit einem zwölfstelligen Code vom Post-Computer zurückgeschickt. Der Code ist sieben Tage gültig. An der Stelle auf dem Briefumschlag, wo traditionell die angefeuchtete Briefmarke aufgeklebt wird, schreibt der Postkunde dann einfach diesen Code mit einem schnöden Kugelschreiber hin – fertig ist die Frankierung. Die Postscanner können die Codes genauso problemlos einlesen wie die Handschriften im Adressfeld.

Auch das Nachbarland Schweden bereitet sich auf die Ablösung der Briefmarke durch Handys und Kugelschreiber vor. Dort soll der Dienst voraussichtlich nach dem Sommer eingerichtet werden. „Das ist eine zeitgemäße Lösung. Ich sehe kein Argument, das gegen ein Handyporto spricht“, sagt Anders Aasberg, Marktentwicklungschef bei der schwedischen Post. Im vergangenen Jahrzehnt hat der Versand von Briefen zugunsten von Fax, E-Mails und Facebook in beiden skandinavischen Ländern rapide abgenommen – in Dänemark allein um 20 Prozent in den letzten zwei Jahren. Das hat der Post erhebliche finanzielle Probleme eingebracht.

Das Risiko von Fälschungen, ursprünglich ein wichtiger Grund für die aufwendige Briefmarkenproduktion, sieht man bei der Post als gering an. Dass Hacker über Computerprogramme falsche Briefmarkencodes generieren könnten, gilt zwar als möglich, aber als mindestens genauso schwer wie die Fälschung physischer Briefmarken.

Für die Post ist die Kosteneinsparung ein wichtiger Punkt bei der Umstellung. Auch wenn diese bei der Werbung für den neuen Dienst nicht im Mittelpunkt steht: Sowohl die Entwürfe und die Produktion als auch der Verkauf der Marken durch Menschenhand sind teuer. SMS-Briefmarken können die Schlangen in den Postämtern erheblich abbauen und letztlich auch den Personalbestand und das kostspielige Postämter-Netz weiter verkleinern.

Vor allem ältere Dänen, Nostalgiker und Briefmarkensammler kritisieren allerdings die Modernisierung bei ihrer geliebten Post. Der dänische Verbraucherverband begrüßt die SMS-Frankieralternative, zeigt aber Unverständnis für eine gleichzeitig stattfindende Portoerhöhung. Die dänische und die schwedische Post hatten im Sommer 2009 unter dem Namen „Posten Norden“ fusioniert. Das skandinavische Gemeinschaftsunternehmen hat heute 40 000 Angestellte und einen Jahresumsatz von umgerechnet 3,33 Milliarden Euro.

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