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Panorama: Das falsche Bild

Die Veröffentlichung des Fotos der sterbenden Diana in Italien löst überraschenderweise dort kaum Reaktionen aus

Die Veröffentlichung eines Fotos der sterbenden Prinzessin Diana im Wrack ihres Unfallwagens in Paris in dem italienischen People-Magazin „Chi“ sorgt in Italien selbst kaum für Diskussionen. Die Veröffentlichung hatte, wie berichtet, in Großbritannien große Empörung ausgelöst. Dianas Söhne, die Prinzen William und Harry, hatten die Veröffentlichung am Freitag scharf verurteilt.

Ein Grund, warum in Italien selbst kaum über das Thema geredet wird, ist wohl die Tatsache, dass die Italiener derzeit ausschließlich mit dem Fußballskandal beschäftigt sind, der die Gemüter erhitzt. Die Tageszeitung „La Repubblica“ widmete dem Urteil des Sportgerichts gegen die Spitzenklubs des Landes am Samstag acht Seiten. Den Tabubruch der Veröffentlichung des Diana-Fotos ließ die römische Tageszeitung ihren Londoner Korrespondenten abhandeln, der sich im hinteren Teil des Blattes mit den Protesten des Königshauses und der britischen Medien beschäftigte. Der „Corriere della Sera“ schmuggelte das Bild, das Lady Diana mit einer Sauerstoffmaske zeigt, als „Vorabdruck“ aus einem demnächst in Frankreich erscheinenden Buch in einen Bericht über neue Ermittlungen des ehemaligen Scotland- Yard-Chefs John Arthur Steve zum Unfalltod Dianas vor neun Jahren.

Dass die Wochenzeitung „Chi“ neben dem Bild auch den offiziellen Autopsiebericht publizierte, rief die italienische Aufsichtsbehörde zum Schutz der Privatsphäre auf den Plan, die dem Blatt einen Verstoß gegen das geltende Gesetz vorwarf, das „die Publikation persönlicher Krankheitsdaten“ verbietet. Dazu gehörten auch Obduktionsberichte. Die Behörde warnte die Wochenzeitung davor, weitere Einzelheiten aus dem Bericht zu publizieren.

Der Chefredakteur des Klatschblattes, Umberto Brindani, zeigte sich erstaunt über die „künstliche Aufregung“, die die Veröffentlichung des Bildes in Großbritannien ausgelöst habe. Alle Bilder und Dokumente stammten aus „offiziellen französischen Ermittlungsakten“ und seien mehrere Jahre alt. Das Foto sei „weder beleidigend noch schockierend“. Diana erinnere auf dem Schwarzweißbild vielmehr an eine „schlafende Prinzessin“. Von Respektlosigkeit könne keine Rede sein, sagte Brindani. Er sei lediglich seiner „Informationspflicht“ nachgekommen. Es sei geradezu lächerlich, dass nun ausgerechnet jene britischen Boulevardblätter Entrüstung äußerten, die „Lady Di zeitlebens kompromisslos verfolgt“ hätten.

Ein Sprecher der italienischen Journalistengewerkschaft kritisierte den Abdruck des Fotos als „geschmacklos“. Mehreren wichtigenTageszeitungen wie „La Stampa“ war der Fall keine einzige Zeile wert.

„Wir sind tief traurig darüber, dass solche Niederungen erreicht worden sind“, hatten die Prinzen William und Harry in einer Stellungnahme erklärt, die vom Büro ihres Vaters, Prinz Charles, veröffentlicht wurde. „Als ihre (Dianas) Söhne haben wir das Gefühl, dass wir unsere Verpflichtungen ihr gegenüber verletzen würden, wenn wir sie jetzt nicht schützen würden, wie sie uns einst beschützt hat“.

Gerhard Mumelter[Rom]

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