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Gefahr aus dem All. Ein Asteroidentreffer kann der Erde ziemlich zusetzen, wie das Aussterben der Dinosaurier zeigte.

©  Nasa

Das wird knapp: Asteroid fliegt nächste Woche dicht an der Erde vorbei

Er fliegt so dicht, dass er Satelliten treffen könnte. Wer „2012 DA14“ sehen will, kann am übernächsten Freitag nach 20 Uhr 30 zum Fernglas greifen.

Natürlich wird er aufgeregt sein, wenn der Asteroid vorbeikommt. Aber Angst habe er keine, sagt Detlef Koschny. Er muss es wissen, denn Koschny ist Experte für erdnahe Asteroiden bei der europäischen Raumfahrtagentur Esa in Darmstadt. Es war vor einem Jahr, da entdeckten europäische Astronomen ein fernes Objekt, dem sie den Namen „2012 DA14“ gaben. Am übernächsten Freitag, den 15. Februar, wird der rund 45 Meter große Asteroid der Erde bis auf 27 700 Kilometer nahe kommen.

Nach kosmischen Maßstäben ist das verdammt knapp. Schließlich fliegen die geostationären Satelliten, die unter anderem für die Wettervorhersage und fürs Fernsehen zuständig sind, in rund 36 000 Kilometern Höhe. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine der Hightechkisten von dem Brocken getroffen wird, ist dennoch extrem gering. Die Forscher bei der Esa und der Nasa geben sich dementsprechend gelassen. Denn vor allem eine Kollision mit der Erde, was natürlich die entscheidende Frage ist, ist nach Ansicht der Experten ausgeschlossen. „2012 DA14 wird die Erde nicht treffen“, sagt Koschny, Manager des Near-Earth-Objects-Programms der Esa.

Der Asteroid nähert sich der Erde „von unten“, das heißt, er kommt von Süden her und steuert etwa auf die Antarktis zu. Dann passiert er zunächst die Südhalbkugel, wobei er dem Indischen Ozean am nächsten kommt. Das wird etwa um 20.30 Uhr MEZ sein. Zu diesem Zeitpunkt wird er den Berechnungen zufolge gegenüber der Erde ein Tempo von 28 100 Kilometern pro Stunde haben, das sind 7,8 Kilometer pro Sekunde. Später wird er auch von der nördlichen Hemisphäre aus zu sehen sein. Für Beobachter in Afrika, Asien und Europa wird der Brocken flach am Horizont auftauchen und dann aus dem Blickfeld verschwinden.

Mit dem bloßen Auge wird 2012 DA14 jedoch nicht zu erkennen sein, dafür ist er zu klein und reflektiert nicht genügend Sonnenlicht, sagen die Experten. Ein gutes Fernglas könnte jedoch diesen einmaligen Blick ermöglichen.

„Für unsere Hochleistungsteleskope wird der Asteroid während des Vorbeiflugs sogar zu hell sein“, sagt der Forscher. Untersuchungen, die etwa über die chemische Zusammensetzung aufklären sollen, werden einige Stunden vor und nach der Passage erfolgen. Koschny will daher am übernächsten Freitag „einfach nur rausgehen und das Schauspiel genießen“.

Die Asteroidenjäger beobachten rund 360 weitere Objekte

Denn die Passage von 2012 DA14, der wie die meisten Brocken aus dem Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter stammt, ist ein seltenes Ereignis. Es vergehen im Schnitt 40 Jahre, bis ein Objekt dieser Größe der Erde so nahe kommt. Noch seltener, etwa alle 1500 bis 3000 Jahre, schlägt ein kosmisches Geschoss dieses Formats auf der Erde ein. Was dann geschieht, erlebte die Region Tunguska in Sibirien 1908. Vermutlich explodierte damals ein Asteroid über dem Boden und machte die Taiga auf 2000 Quadratkilometern Fläche dem Erdboden gleich. Kaum vorstellbar, welche Folgen das in dicht besiedelten Gebieten gehabt hätte – und haben kann.

Darum versuchen Astronomen, für jedes neu entdeckte Objekt am Himmel die Flugbahn zu bestimmen, um daraus ein Kollisionsrisiko zu berechnen. Das machen übrigens sowohl Fachleute bei der Nasa als auch bei der Esa. Diese Dopplung ist gewollt, damit ein möglicher Fehler des einen Teams nicht dazu führt, dass eine Gefahr übersehen wird.

In den Katalogen der Asteroidenjäger finden sich rund 360 Objekte, die unter Beobachtung sind. Eine besorgniserregende Einschlagswahrscheinlichkeit ist aber mit keinem verbunden. Auch für den berühmten „Apophis“ ist neuen Berechnungen zufolge eine Kollision mit der Erde im Jahr 2036 ausgeschlossen.

Allerdings gibt es auch in dieser Statistik eine Dunkelziffer. Von den „großen Brocken“ mit mindestens einem Kilometer Größe sind Schätzungen zufolge rund 90 Prozent erfasst. Bei den kleineren, die – wie das Tunguska-Ereignis zeigt – ebenfalls gefährlich sind, sieht es viel schlechter aus. Nach Ansicht von Experten gibt es davon etwa eine halbe Million. Davon ist noch nicht mal ein Prozent entdeckt und katalogisiert worden. Um die Lücke zu schließen, hat die Esa ein Beobachtungsprogramm aufgelegt, das gezielt nach kleineren Asteroiden sucht. „Es wird aber noch drei, vier Jahre dauern, bis die Teleskope einsatzbereit sind“, sagt Koschny.

Zugleich grübeln Forscher, was im Fall einer echten Bedrohung getan werden könnte. Bis jetzt gibt es keine Methode, die auch nur entfernt machbar erscheint.

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