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Kampusch

© dpa

Der Fall Kampusch: Österreichs Politiker unter Druck

Der Fall um die Veröffentlichung brisanter Details zu Natascha Kampuschs Entführung mischt die österreichische Politik kräftig auf. Die Zeitung "Heute" plaudert derweil weiter aus den geheimen Akten.

Auf der Internetseite des österreichischen Gratis-Heftchen "Heute" ebenso wie bei der Deutschen "Bild" ist noch immer von brisanten Details aus den Vernehmungsprotokollen Natascha Kampuschs zu lesen. - Trotz des Aufschreis der Empörung über die kaltschnäuzige Verwurstung der Entführungsgeschichte dieser jungen Frau, die nur endlich ein normales Leben führen will.
 
"Heute"-Chefredakteur Richard Schmitt aber sieht darin kein Problem: "Ich sehe es prinzipiell als journalistische Aufgabe, wenn man Infos bekommt, die die Öffentlichkeit nicht kennt, diese aufzuzeigen. Wir haben aufgedeckt, was nicht ermittelt worden ist", sagte er nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Wer kannte die Details?

Ganz so locker sieht es das restliche Österreich aber nicht. Denn ungeklärt ist vor allem, wie die Details in die Finger der Journalisten kamen. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Politik, die seit März dieses Jahres einen Untersuchungsausschuss eingerichtet hat: Ist hier die undichte Stelle zu finden?   Die Staatsanwaltschaft ermittelt zumindest wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses. Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, sagte, es sei aber noch nicht abschätzbar, wie groß der Kreis der möglichen Verdächtigen ist. Sollte sich herausstellen, dass Abgeordnete und Mitarbeiter des Untersuchungsausschusses vertrauliche Informationen weitergegeben haben, drohen bis zu drei Jahre Haft, berichtet der "Standard" auf seiner Webseite weiter.

Das Innenministerium der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) sah sich nach Angaben des Fernsehsenders "ORF" genötigt, zu versichern, dass man nie über Ermittlungsakten zum Fall Kampusch verfügt hätte. Vorher wurde der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zum Fall Kampusch, Peter Fichtenbauer von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), mit dem Vorwurf zitiert, lediglich die ÖVP habe Gründe dafür, die geheimen Akten weiterzugeben. So könne man nämlich den Untersuchungsausschuss diskreditieren.

Fichtenbauer selber fühlt sich falsch verstanden und dementiert. Helmut Kukacka, ÖVP-Fraktionschef im Untersuchungsausschuss, bestand indessen auf einer Entschuldigung und setzte Fichtenbauer eine Frist bis Montagmittag. Sonst erwarte ihn eine Klage wegen Rufschädigung.

Marie Preuß

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