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Der Fall Kevin: Massive Vorwürfe gegen Behörde

Der Untersuchungsausschuss zu dem Fall des toten Kevin hat seine Arbeit aufgenommen. Staatsrat Ulrich Mäurer warf dem Amt für Soziale Dienste in Bremen erneut massive Versäumnisse vor.

Bremen - Nach der Entlassung aus der Geburtsklinik sei das Baby offensichtlich monatelang vom "Bildschirm der Behörde" verschwunden, sagte Mäurer als erster Zeuge des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu dem Fall. Dabei habe die Klinik große Bedenken gehabt, das Kind zu den drogenabhängigen Eltern zu geben und deshalb auf eine engmaschige Begleitung gedrängt.

Tatsächlich seien keine Maßnahmen vorbereitet gewesen, als die Familie von einer Entgiftungskur nach dem Klinikaufenthalt nach Hause kam. "Es ist ein kleines Wunder, dass der Säugling unter diesen Umständen die nächsten Monate überhaupt überlebt hat", betonte Mäurer. Er hatte Ende Oktober aus den vorliegenden Akten einen Untersuchungsbericht vorgelegt. Der zweieinhalb Jahre alte Kevin war am 10. Oktober tot im Kühlschrank der Wohnung seines drogenabhängigen und als gewalttätig bekannten Ziehvaters gefunden worden. Der Junge stand nach dem Tod der Mutter unter staatlicher Obhut.

Kein normales Dienstverhalten

Die Untätigkeit der Behörde sei mit einem normalen Dienstverhalten nicht mehr in Einklang zu bringen, sagte Mäurer. Selbst als Kevin mit acht Monaten mit mehreren Knochenbrüchen in eine Klinik eingeliefert wurde, habe das Amt nicht reagiert. Erst nachdem die Polizei die volltrunkene Mutter mit dem Baby im Treppenhaus auffand, habe das Amt für Soziale Dienste eine erste Konferenz zum Fall Kevin einberufen.

Der Untersuchungsausschuss soll unabhängig von den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen die Strukturen der Bremer Verwaltung unter die Lupe zu nehmen. "Wir müssen sichergehen, dass die Verwaltung gut gerüstet ist, um so einen weiteren Fall zu verhindern", sagte der Ausschussvorsitzende Helmut Pflugrath. Bis Mittwoch werden zwei Dutzend Zeugen befragt. (tso/ddp)

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