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Panorama: Der Herrscher von Dubai

Emir Mohammed bin Raschid al-Maktum gehört zu den reichsten Männern der Welt

Es war eine Party der Superlative – 2000 prominente Gäste aus aller Welt reisten an. Um Mitternacht brachte das bisher größte Feuerwerk der Weltgeschichte die künstliche Insel „The Palm Jumeirah“ vor der Küste Dubais für 15 Minuten zum Leuchten. Wirtschaftskrise hin, Wirtschaftskrise her, Emir Mohammed bin Raschid al-Maktum kennt nur eine Richtung: „Wir wollen Geschichte schreiben, und dafür blickt man nicht auf die Vergangenheit.“ Ungerührt von aufziehenden dunklen Wolken über der Skyline seiner Metropole richtete er kürzlich sogar einen Wirtschaftskongress aus zum Thema „Globale Tagesordnung für eine Zukunft ohne Krisen“. Über die tatsächliche Finanzkrise dagegen verlor der 59-jährige Scheich, der sich gerne als Visionär feiern lässt, vor dem erlesenen Fachpublikum nur wenige Sätze. Sie sei nicht überraschend gekommen, sondern schon vor einem Jahr zu erkennen gewesen, urteilte er. Ursache seien die zweifelhaften Immobilienkredite in den USA und die viel zu hohen Bonuszahlungen an Topmanager, erklärte bin Raschid al-Maktum, der mit einen Vermögen von 14 Milliarden Dollar zu den reichsten Männern in der Welt gehört.

Seit einigen Tagen hat er allerdings nun selbst die Wirtschaftsprüfer im Haus. Und die fördern Beunruhigendes zutage. Das Emirat ist mit 70 Milliarden Dollar gefährlich hoch verschuldet. Zum ersten Mal, seit Ausländer in Dubai Immobilien erwerben dürfen, fallen die Preise. Halbstaatliche Bauträger wie Emaar, Nakheel und Union Properties büßten in den letzten Wochen rund 80 Prozent ihres Börsenwerts ein und kündigten an, die Arbeiten an laufenden Großprojekten zu bremsen. Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass der ungeliebte, ölreiche Rivale Abu Dhabi mit einem Rettungspaket in zweistelliger Milliardenhöhe zu Hilfe kommen muss. „Scheich Mo“, wie ihn seine Untertanen nennen, irritiert das nicht. Schon in jungen Jahren beschrieben ihn seine Lehrer als „athletisches, aufgewecktes Kind mit starkem Forscherdrang“. Ohne Rast ist der passionierte Falkenzüchter und Rennpferdenarr mit seinem Mercedes-Geländewagen zwischen den Großbaustellen seiner Wüstenenklave unterwegs, dessen Ölvorkommen bald zur Neige gehen. Den Plan einer künstlichen Inselwelt vor der Golfküste hat er selbst ersonnen. Die 2,5 Kilometer langen Wasserwelten mit Superrutsche und Strudelkanal des am Donnerstagabend eingeweihten Megahotels Palm The Atlantis testete er eigenhändig mit seinen beiden Frauen und 16 Kindern. Nur dem Skifahren kann er nichts abgewinnen, obwohl das inzwischen trotz 40 Grad Außentemperatur auch in Dubai geht. Eine 22 500 Quadratmeter große Halle mit künstlichem Schnee bietet fünf Abfahrten, über die bis zu 1500 Skifahrer gleichzeitig kurven können. Die längste ist 400 Meter lang.

Geboren wurde Mohammed 1949 als drittältester von vier Söhnen des märchenhaft reichen Scheichs Raschid bin Said al-Maktum. Von 1990 bis zu seinem Tod 2006 war sein ältester Bruder Maktum Staatsoberhaupt von Dubai, ließ in Wirtschaft und Baugeschäft jedoch dem innovativen Kronprinzen Mohammed von Anfang an freie Hand. Und der formte aus dem verschlafenen Handelszentrum eine boomende globale Metropole, in der heute 85 Prozent Ausländer leben. 250 000 von ihnen sind miserabel bezahlte Wanderarbeiter aus Asien und Nordafrika. Seit zwei Jahren ist „Scheich Mo“ nun selbst Staatsoberhaupt der 200 000 Emiratis und kann noch freier schalten und walten. „Ich mache alles selbst“, sagt er stolz in seiner Regierungszentrale in den Emirate Towers.

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