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Panorama: Deutscher entdeckt Großwasserfall

Drittgrößter der Welt – Sage warnt vor Gefahr

Weit oben in den Bergen der Provinz Chacapoyas fristet der verwunschene Indio Juan Mendoza sein trauriges Dasein als Fels. Verzaubert von einer mächtigen Sirene muss er sich gegen die gewaltigen Wassermassen wehren, die über seine Schultern in die Tiefen stürzen, so erzählt es die einheimische Bevölkerungsgruppe, die Gocta. Wem sein Leben lieb ist, so sagen sie, der wage sich nicht in die Nähe der Sirene, die als Mutter der Fische über die Natur wacht und über Juan Mendozas Schicksal als Wasserfall.

Es ist ein deutscher Abenteurer, der jetzt diesen Wasserfall entdeckt hat, in dessen Gebiet sich bisher niemand vorwagte – der Schauermärchen wegen. „Juan Mendoza“ ist der dritthöchste Wasserfall der Welt, sagt Stefan Ziemendorff. 771 Meter. Jetzt führte er ein Kamerateam zu dem Wasserfall, den er nach eigenen Angaben 2002 im Amazonas-Gebiet fand, etwa 650 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lima.

Schon vor einigen Jahren war er der Geschichte des verwunschenen Juan Mendozas und den zornigen Wassermassen nachgegangen und hatte den imposanten Wasserfall in einem unberührten Naturreservat entdeckt und ihn Gocta genannt. Als er ihn im Februar diesen Jahres zusammen mit einem deutsch-peruanischen Team vermaß, hatte das Ergebnis nicht nur im peruanischen Amazonas für Aufsehen gesorgt: Gocta ist mit 771 Metern der dritthöchste Wasserfall der Welt und schlägt die Yosemite Falls im amerikanischen Yosemite Nationalpark damit um 32 Meter. Mehrere Millionen Liter Wasser stürzen pro Sekunde in die Tiefe.

Warum Gocta jedoch so lange unentdeckt geblieben war, mag nicht nur mit dem Mythos der zornigen Sirene, sondern auch mit der unberührten Umgebung zusammenhängen. Das könnte sich nun ändern. Zumindest erwarten die Behörden im peruanischen Amazonas-Department nach der Entdeckung einen großen Ansturm von Besuchern. Die Einnahmen daraus wollen sie zum Schutze der Umgebung des Wasserfalls verwenden, denn in einem Umkreis von zwei Kilometern leben derzeit viele vom Aussterben bedrohte Tiere wie Brillenbären, Pumas, Tukane und seltene Kolibri- und Papageienarten. Sie sind derzeit von der extensiven Landwirtschaft der umliegenden Dörfer Coca und Cocachimba bedroht, für die der Zuckerrohr-Anbau die bisher einzige Einkommensquelle ist.

Dort, wo bislang nur wenige Touristen ihren Fuß auf den Boden setzen und nur selten ein Flugzeug seine weiße Spur über den Himmel zieht, sind die Flüsse, die von den Ketten der Anden in weiten Flussschlingen zum Amazonas strömen, die einzigen Verkehrsadern durch die weiten Waldgebiete.

Hier, in der Provinz Chacapoyas im Nordosten Perus, ist der peruanische Regenwald noch dicht und fast undurchdringlich. Etwa 50 000 Menschen, so viele wie in einer deutschen Kleinstadt, leben hier auf einer Fläche von über 3300 Quadratkilometern.

Anne-Katrin Schneider

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