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Wenn ein Haus brennt und die Solaranlage weiter Strom produziert, laufen die Feuerwehrleute in Gefahr, einen elektrischen Schlag zu bekommen.

© dpa

Solaranlagen auf dem Dach: Die Angst der Feuerwehr

Im Brandfall kann eine Solaranlage auf dem Dach zu einem Risiko für die Retter werden. Die Angst vor elektrischen Schlägen führt dazu, dass die Feuerwehr Häuser mit Photovoltaikanlagen "kontrolliert abbrennen" lässt.

Solaranlagen können gefährlich werden. Zumindest für Feuerwehrleute, wenn ein Haus brennt und die Anlage weiter Strom produziert. Im Februar des vergangenen Jahres führte die Verunsicherung darüber in Schwerinsdorf in Ostfriesland dazu, dass die dortige Feuerwehr ein Haus „kontrolliert abbrennen“ ließ, wie der Einsatzleiter Sirke Siebens der „Ostfriesen-Zeitung“ gesagt hat. „Das Risiko, bei dem Löscheinsatz einen elektrischen Schlag zu bekommen, war einfach zu groß.“ Bei einem Einsatz 2009 war ein Feuerwehrmann durch die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach bei einem Löscheinsatz schwer verletzt worden.

Seit zwei Jahren gibt es deshalb eine Arbeitsgruppe der Solarwirtschaft mit der Feuerwehr. Inzwischen liegt auch eine Einsatzkarte für freiwillige Feuerwehren vor, die über die Gefahren einer Fotovoltaikanlage informiert und Vorschläge zum Vorgehen macht. Allerdings scheinen viele Feuerwehrleute von diesem Hilfsmittel nicht besonders überzeugt zu sein. Das Photovoltaik-Zentrum von Michael Ziegler hat drei Monate lang eine Online-Befragung von Feuerwehrleuten zum Thema Fotovoltaik und Brandschutz veranstaltet. Das Ergebnis: Mehr als 54 Prozent der 2134 Feuerwehrleute, die sich an der Umfrage beteiligt haben, schätzen ihre Kenntnisse über den Umgang mit Fotovoltaikanlagen im Brandfall als unzureichend ein. Zwar kannten mehr als 51 Prozent der Feuerwehrleute die Einsatzkarte, die der Bundesverband Solarwirtschaft gemeinsam mit dem Deutschen Feuerwehrverband entwickelt hat. Doch die Mehrheit hält das Hilfsmittel für unzureichend. Die meisten wünschen sich eine Kennzeichnung der Häuser mit Fotovoltaikanlage, um diese gleich zu Beginn eines Löscheinsatzes berücksichtigen zu können.

Inzwischen gibt es rund 800 000 Solarstromanlagen auf deutschen Dächern. Deshalb wird das Thema immer relevanter. Es gibt bereits Hausbesitzer, die aus Furcht, die Feuerwehr könnte ihr Haus abbrennen lassen, wenn es eine Fotovoltaikanlage hat, Aufträge storniert haben. Zugleich wird aber nach technischen Lösungen für das Problem gesucht. Neuere Anlagen verfügen über einen Schalter, mit dem die Stromleitungen ausgeschaltet werden können. Dieser Schalter befindet sich aber häufig im Keller am Wechselrichter, der den in der Solaranlage erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Wenn sich dort Löschwasser gesammelt hat, gibt es auch da die Gefahr eines Stromschlags. Bei den Solarforschungseinrichtungen wird deshalb an einer technischen Lösung gearbeitet, die im Brandfall automatisch die Solaranlage vom Stromkreislauf trennt. Doch die sind bisher noch nicht auf dem Markt.

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