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Panorama: Die Beaver ist abgestürzt

Das berühmte Wasserflugzeug vom Hamburger Hafen ist verunglückt. Vier Menschen starben

Vier Menschen wurden am Sonntagvormittag bei dem Absturz eines Wasserflugzeuges im Hamburger Hafen getötet. Zwei Menschen wurden schwer verletzt. Unter den Opfern befindet sich auch ein zwölfjähriger Junge, der den Rundflug zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Nach ersten Berichten soll der Motor der „Beaver“ ausgesetzt haben. Sie hat nur einen. Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) haben die Ermittlungen aufgenommen.

Am Sonntagvormittag hatte sich der Pilot vor dem Start nur kurz mit einem „Hallo“ bei den Lotsen im Kontrollturm des Hamburger Flughafens Fuhlsbüttel gemeldet, berichtete Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung. Er ließ sich den zur Einstellung der Höhenmesser benötigten Luftdruckwert geben. Ein Notruf wurde nicht abgesetzt.

Gegen 10 Uhr 40 versuchte der Pilot dann, rund zwei Kilometer vom Startplatz entfernt auf dem Gelände des Güterbahnhofs Hamburg-Süd notzulanden. Dabei prallte die Maschine jedoch gegen einen abgestellten Güterwaggon, explodierte und ging in Flammen auf. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste gaben Großalarm und rückten mit rund 115 Einsatzkräften an. Sie hatten nach Angaben von Feuerwehrchef Dieter Farrenkopf zunächst Schwierigkeiten, an den Absturzort heranzukommen.

Vier Passagiere, darunter der zwölfjährige Knabe, kamen in den Trümmern ums Leben. Der Pilot und ein Fluggast, bei dem es sich um den Vater des Jungen handeln soll, wurden mit schweren Verbrennungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Sie hatten sich offenbar noch mit eigener Kraft aus dem Wrack retten können. An der Wasserflugstation am Baumwall kümmerte sich nach Feuerwehrangaben eine Pastorin um die Angehörigen der Opfer.

In Luftfahrtkreisen galt die Ursache des Unglücks zunächst als völlig rätselhaft. Die „Beaver“ (Biber) wurde von der Firma de Havilland (heute Bombardier) in Kanada als Standardflugzeug für die Buschflieger entwickelt und gilt als ebenso robust wie sicher. Nach einem Triebwerksausfall ist sie noch in der Lage, eine von Flughöhe und Windverhältnissen abhängige Strecke im Segelflug zurückzulegen. In unmittelbarer Nähe der Absturzstelle befinden sich der Spreehafen und weitere Wasserflächen. Das Wetter kann keine Rolle gespielt haben. Zum Unglückszeitpunkt herrschte strahlender Sonnenschein.

Die 1962 gebaute „Beaver“ der Himmelsschreiber GmbH, die ihren Startplatz unweit der berühmten St. Pauli-Landungsbrücken hatte, gehörte seit rund einem Jahrzehnt zu den Attraktionen der Hansestadt. Sie beförderte auf 20-minütigen Rundflügen bis zu sieben Passagiere. Der Trip in 600 Metern Flughöhe kostete für Erwachsene 85 Euro, Kinder zahlten 40 Euro.

Bei dem Piloten handelte es sich nach ersten Meldungen um den Eigner der Maschine. Der 50-jährige Jörg S. gilt als erfahrener und besonnener Pilot. Frank Hellberg, Chef des Air Service Berlin, hat erst vor wenigen Tagen mit ihm gesprochen. Da hatte ihm der Himmelsschreiber-Chef berichtet, dass er nach dem Ausscheiden eines weiteren Piloten jetzt wieder bei allen Rundflügen selbst am Steuerknüppel sitze. „Wir sind alle völlig schockiert und hoffen, das wir bald etwas über die Ursache erfahren“, sagte Hellberg.

Meldungen, wonach der Pilot gegenüber den Rettungskräften noch Angaben gemacht haben soll, konnten Sprecher von Polizei und Feuerwehr zunächst nicht bestätigen. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust reagierte bestürzt auf den Absturz. „Ich bin tief erschüttert über das Unglück. Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen“, sagte der Politiker.

Rainer W. During

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