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Panorama: Die Familie steht zu Susanne Klatten

Noch in diesem Jahr soll gegen ihre Erpresser Anklage erhoben werden

München/Mailand - Gegen den mutmaßlichen Erpresser der BMW- und Altana-Großaktionärin Susanne Klatten wird nach Einschätzung der Münchner Staatsanwaltschaft noch in diesem Jahr Anklage erhoben. Der Prozess gegen den Tatverdächtigen 43-jährigen Helg S. werde aber sicher erst 2009 beginnen, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler am Montag. Der mutmaßliche italienische Komplize des Schweizers, Ernano B., bestreitet unterdessen offenbar eine Beteiligung an der Erpressung der Milliardärin.

Susanne Klatten ist mit einem geschätzten Vermögen von 7,8 Milliarden Euro die reichste Frau Deutschlands. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Klatten selbst sagte zu dem Fall nur so viel: „Meine Familie steht hinter mir und gibt mir in dieser schwierigen Situation Kraft.“

Sie gilt als absolut verschwiegen, nie ließ sie die Öffentlichkeit in ihr Privatleben blicken – Diskretion war stets oberstes Gebot der ganzen Familie Quandt. Jetzt reißt der Vorhang auf und gibt den Blick frei – auf eine intime und bittere Geschichte. Die verheiratete Susanne Klatten ließ sich unwissentlich mit einem Kriminellen auf ein Liebesabenteuer ein.

Susanne Klatten soll den Mann – laut „Bild“-Zeitung ein ehemaliger Banker der Credit Suisse, der gut aussieht, mehrere Sprachen spricht und offenbar eine einnehmende Ausstrahlung hat – zufällig 2007 an einer Hotelbar kennengelernt und ihn dann mehrfach in verschiedenen Hotels getroffen haben. Zuerst soll der Mann mit einer erlogenen Geschichte Geld ergaunert haben. Er habe das Kind einer Mafia-Familie angefahren, nun brauche er Geld, um die Mafiosi zu besänftigen. Doch selbst nach der Übergabe einer hohen Summe in einer Tiefgarage – sieben Millionen Euro in 200-Euro-Scheinen sollen es laut Zeitungsberichten gewesen sein – gab er sich offenbar nicht zufrieden und drohte nun mit der Veröffentlichung von Videos. „Das Ziel war von Anfang an, sie zu betrügen und Geld zu erpressen“, erklärte Appelhans.

Als Klatten klar wird, dass sie an einen Betrüger geraten ist, tut sie einen mutigen Schritt: Trotz der drohenden Öffentlichkeit, die sie zeitlebens gemieden hat, geht sie zur Polizei. Bei der vereinbarten Geldübergabe wartete dann statt der erpressten Frau die Polizei. Die Handschellen klickten Medienberichten zufolge am 14. Januar im österreichischen Tirol. „Sie hat konsequent und ohne Rücksicht auf die für sie unangenehmen öffentlichen Folgen Anzeige erstattet“, sagt Klattens Sprecher Jörg Appelhans. „Sie hat das auch getan, um dem Täter das Handwerk zu legen und andere eventuelle Opfer vor dessen kriminellen Machenschaften zu bewahren.“ Denn Susanne Klatten soll nicht als Einzige auf den Mann hereingefallen sein – den Berichten zufolge soll er weitere vermögende Frauen verführt und dann erpresst haben. Er soll dem Vernehmen nach professionell und sehr systematisch vorgegangen sein.

Mit der Quandt-Familie kam der Schweizer an eine der reichsten Wirtschaftsdynastien Deutschlands. Mit dem Tod des Vaters Herbert Quandt in den 1980er Jahren übernahm Klatten gemeinsam mit ihrem Bruder Stefan einen Großteil des Vermögens der Quandts. Ihr gehören unter anderem große Anteile an DAX-Unternehmen. Klatten ist Großaktionärin von BMW, an deren Wertpapieren sie zusammen mit Mutter Johanna und Bruder Stefan 46,6 Prozent hält, zudem ist sie Hauptaktionärin des Chemie-Unternehmens Altana. Als Aufsichtsrätin der Unternehmen agierte sie in der Regel im Hintergrund. Stets war Klatten mit allergrößter Vorsicht mit ihrer prominenten Herkunft umgegangen. dpa/ddp

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