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Panorama: Die Katastrophe bleibt mysteriös - Meyer-Werft widerspricht Bericht über Erkenntnisse der eigenen Experten

Im Fall der 1994 in der Ostsee gesunkenen Fähre Estonia halten die Spekulationen über eine Bombenexplosion an Bord an. Die Rostocker "Ostseezeitung" berichtet in ihrer Donnerstagausgabe unter Berufung auf einen Abschlussbericht der von der Papenburger Meyer-Werft eingesetzten Expertenkommission, die Bugklappe der Estonia sei durch mindestens zwei heftige Detonationen unterhalb der Wasserlinie abgesprengt worden.

Im Fall der 1994 in der Ostsee gesunkenen Fähre Estonia halten die Spekulationen über eine Bombenexplosion an Bord an. Die Rostocker "Ostseezeitung" berichtet in ihrer Donnerstagausgabe unter Berufung auf einen Abschlussbericht der von der Papenburger Meyer-Werft eingesetzten Expertenkommission, die Bugklappe der Estonia sei durch mindestens zwei heftige Detonationen unterhalb der Wasserlinie abgesprengt worden. Demgegenüber erklärte ein Sprecher der Werft, seines Wissens habe die Expertenkommission ihren Bericht noch nicht fertig gestellt. Eine zweite internationale Untersuchungskommission hatte im September Spekulationen über einen Bombenanschlag zurückgewiesen.

"Zweifelsfrei ein Attentat"

Nach Angaben der "Ostseezeitung" soll es in dem Abschlussbericht der deutschen Kommission heißen, es habe zweifelsfrei um Mitternacht des 28. September 1994 ein Attentat auf die Fähre gegeben. Weiter schreibt die "Ostseezeitung", angeblich stecke der russische Geheimdienst hinter dem Attentat. Bei der Katastrophe auf dem Schiff, das von Tallin nach Stockholm unterwegs war, starben 852 Menschen.

Die aus Sprengstoff- und Schiffssicherheits-Experten sowie Hamburger Wissenschaftlern bestehende Kommission schreibt laut "Ostseezeitung" weiter, dass infolge der Detonation das Bugvisier des Schiffes aus der Steuerbordhalterung herausgerissen wurde. Der zehn Millimeter starke Schiffbaustahl im Bugbereich der Passagier- und Autofähre sei auf etwa drei Meter Länge durchtrennt worden.

Der Havarieexperte der Kommission, der Hamburger Kapitän Werner Hummel, habe außerdem berichtet, dass auf Videos, die Taucher vom Wrack anfertigten, deutlich zwei Sprengstoffpakete zu sehen seien, die nicht detonierten, schreibt die Zeitung. Hummel ließ allerdings am Donnerstag über sein Hamburger Büro erklären, an dem Abschlussbericht werde noch gearbeitet. Zu den Ursachen der Katastrophe werde er vor Januar keine Stellungnahme abgeben.

Nach Angaben der Meyer-Werft wird die Kommission ihren Abschlussbericht voraussichtlich im Januar einem schwedischen Gericht übergeben.

Die internationale Kommission zur Untersuchung der Schiffskatastrophe, das ist die offizielle Kommission, hatte Spekulationen über eine Sprengstoffexplosion an Bord noch im September zurückgewiesen.

Der Leiter des finnischen Teams dieser internationalen Kommission, Kari Lehtola, hatte auf einer Pressekonferenz in der estnischen Hauptstadt Tallin erklärt, bei dem angeblichen Bombenpaket, das auf einem Videofilm zu sehen sei, handele es sich wahrscheinlich um eine zusammengefaltete Plane.

Die Meyer-Werft hatte das Schiff 1981 fertiggestellt. Sie hatte nach dem Unglück Hummel und andere deutsche Experten mit eigenen Ermittlungen beauftragt, nachdem die amtliche Havariekommission in Schweden, Estland und Finnland Konstruktionsfehler der Werft am Bugvisier als eine der wichtigsten Ursachen für die Katastrophe benannt hatte.

Hummel und seine Kommission hatten ihre Theorie einer Explosion bereits mehrfach öffentlich in Medien dargelegt. Die staatliche Havariekommission wurde wegen ständiger Pannen und der mehrjährigen Verzögerung ihres amtlichen Untersuchungsberichts auch in der schwedischen Öffentlichkeit immer wieder scharf angegriffen. Sie hatte die seit langem kursierenden Theorien über einen Bombenanschlag an Bord mehrmals als "blanken Unsinn" eingestuft.

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