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Panorama: Die Kosten sind hoch

Die Folgen des Irrflugs über Frankfurt kommen den Piloten teuer zu stehen – ihm drohen Haft und ein Millionenschaden

Neben einer möglichen Haftstrafe muss der 31-jährige Amok-Pilot Franz-Stephan Strambach damit rechnen, für die finanziellen Schäden aufzukommen, die die Sperrung des Flughafens und der Frankfurter Innenstadt verursachte. „Uns ist ein Schaden von mehreren hunderttausend Euro entstanden“, sagte Wolfgang Schwalm, stellvertretender Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport AG dem Tagesspiegel. Nach Angaben der Fraport handelt es sich dabei um entfallene Start- und Landegebühren. Wegen der fast zweistündigen Sperrung des Luftraums hatten 56 Flugzeuge nicht den Frankfurter Flughafen ansteuern können, während 60 Flüge keine Starterlaubnis erhielten. Sein Unternehmen prüfe zur Zeit, ob die Schadenssumme vom Piloten eingefordert werden wird oder durch eine Versicherung abgedeckt ist.

Die Chancen, dass der Schaden versichert ist, stehen für Strambach jedoch schlecht: „Wenn man ihm Vorsatz nachweist, ist der Pilot für den ganzen entstandenen Aufwand verantwortlich. Da greift keine Versicherung“, sagte Rita Jakli, Sprecherin des Versicherungsunternehmens R+V. Die weiteren Kosten, beispielsweise für den Einsatz von zwei Phantom-Jagdflugzeugen durch die Bundeswehr, sind noch gar nicht überschaubar. Thomas Wassmann vom Verband der Besatzungen strahlgetriebener Kampfflugzeuge, schätzt die Betriebskosten eines einzigen Abfangjägers auf rund 5000 Euro pro Stunde. Die beiden Jets hatten eine dreiviertel Stunde lang den Frankfurter Luftraum gesichert.

Bislang ebenfalls noch nicht kalkuliert sind die Kosten für die Evakuierung der Frankfurter Innenstadt mit rund 300 eingesetzten Polizisten. Nach Angaben der Frankfurter Feuerwehr waren auch 60 Feuerwehrleute in die Innenstadt der Mainmetropole ausgerückt, 50 zusätzliche Beamte waren in den Wachen in Alarmbereitschaft versetzt worden. Über die Kosten des Einsatzes konnten die Behörden noch keine Angaben machen. Nach ersten Schätzungen geht das Land Hessen von Kosten in Höhe von etwa 35 000 Euro aus. Eine Klage werde derzeit geprüft, sagte Michael Bußer, Sprecher des Innenministeriums. Zugute kam den Einsatzkräften der Zeitpunkt des Fluges: Durch das Main-Hochwasser befanden sich bereits zahlreiche Feuerwehrleute und Polizeibeamte in Frankfurt. Zudem hatten sich am Sonntag nur wenige Personen in den geräumten Hochhäusern befunden.

Nach Angaben von Job Tilmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt, müssen die Kosten solcher „Maßnahmen zur Gefahrenabwehr“ üblicherweise vom Störer übernommen werden. „Wir müssen aber erstmal sehen, wie weit sich da eine Kostenforderung überhaupt durchsetzen lässt“, sagt Jürgen Linke, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt. Wenn der Pilot nicht vermögend oder eventuell unzurechnungsfähig gewesen sei, bliebe jeder auf seinen Kosten sitzen, so der Polizeisprecher. Die Schuldfähigkeit des Studenten steht aber sehr in Frage: Nach einem Kurzgutachten der Frankfurter Universitätsklinik wurde Strambach vorläufig in der Psychatrie untergebracht.

„Unsere Betriebsunterbrechungsversicherung greift nicht in so einem Fall“, sagte Lufthansa-Sprecherin Christine Ritz der Nachrichtenagentur dpa. Ihr lägen aber noch keine genauen Zahlen über den erlittenen Schaden vor, so Ritz. Der Lufthansa sind 54 Flüge gestrichen und 25 weitere umgeleitet worden. Rund 8500 Passagiere mussten umgebucht, auf die Bahn verwiesen oder in Hotels untergebracht werden. Die Personalkosten und der Verwaltungsaufwand müssen noch analysiert werden. Die Hausjuristen prüfen eine Zivilklage gegen den Studenten.

Doch auch ohne Schadensersatzforderungen sieht Strambach einer schweren Strafe entgegen. Gegen ihn wird unter anderem Anklage wegen Angriffs auf den Luftverkehr und schwerer räuberischer Erpressung erhoben. Das Strafmaß für solche Taten liegt zwischen fünf und 15 Jahren Haft.

Sehr gefährlich war es nicht

Nach Einschätzung der Flugsicherung war der Irrflug vom Sonntag weniger gefährlich, als zunächst befürchtet wurde. Das Kleinflugzeug mit seinen 500 Kilogramm Gewicht und maximal 70 Litern Treibstoff könne an einer Hochhausfassade nur wenig Schaden anrichten, sagte die Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS), Ute Otterbein. Auch ein Zusammenstoß einer so kleinen Maschine mit einem Passagierjet führe nur höchst unwahrscheinlich zum Absturz des Jets, sagte Otterbein. Sie räumte aber ein, dass das „für den Jet-Piloten natürlich eine irritierende Situation“ sei. Der Frankfurter Flughafen sei letztlich geschlossen worden, weil die Towerbesatzung sich ausschließlich um den Piloten des Segelflugzeugs kümmern musste. Konkrete Gefährdungen des Linienverkehr durch die „Super Dimona“ habe es nicht gegeben.

Der Frankfurter Lotse Arnold Grubek, der am Sonntag den Entführer beruhigt und auf den Frankfurter Flughafen gelenkt hatte, sei selbst Hobby-Pilot und habe hervorragende Arbeit geleistet, sagte Otterbein. Doch letztlich seien solche Zwischenfälle nicht grundsätzlich zu vermeiden, da die Lotsen keine Möglichkeit der direkten Einwirkung auf die Piloten haben. (mit dpa)

Roman Heflik

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