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Panorama: Die Liebe geht durch die Nase

Wer im Internet unter dem Stichwort "Pheromone" blättert, wird schnell fündig.Etliche Firmen bieten die als Sexuallockstoffe angepriesenen Pheromone in Parfüms und Rasierwassern an.

Wer im Internet unter dem Stichwort "Pheromone" blättert, wird schnell fündig.Etliche Firmen bieten die als Sexuallockstoffe angepriesenen Pheromone in Parfüms und Rasierwassern an.Produkte wie "Desire" oder "Contact" versprechen Einsamen Hilfe bei der Partnersuche - Sexappeal aus dem Flacon.

Pheromone sind flüchtige Boten des Begehrens.Zumindest im Tierreich spielen die auch als "Soziohormone" bezeichneten Substanzen eine wichtige Rolle.Vom Einzeller bis zum Menschenaffen kommunizieren die Tiere über Pheromone, markieren ihr Revier oder locken den Partner an.So werden bestimmte Pheromone denn auch verwendet, um unliebsame Pflanzenschädlinge in die Falle zu locken.Und auch die trüffelsuchende Sau ist eigentlich auf falscher Fährte: Die Trüffel enthält nämlich den Lockstoff des Ebers.

Auch der Mensch verfügt über spezielle Pheromone, zu denen Abbauprodukte des männlichen Geschlechtshormons Testosteron und bestimmte Substanzen aus den Schweißdrüsen gehören.Die chemische "Antenne" der Lockstoffe ist das vomeronasale Organ.Es besteht aus zwei winzigen, nur wenige Millimeter langen Schläuchen zu beiden Seiten der vorderen Nasenscheidewand.Die Schleimhautschläuche sind offenbar dazu in der Lage, Pheromone aus der Luft herauszufiltern und dem Gehirn ihre Anwesenheit mitzuteilen.

Lange Zeit glaubte man, daß das vomeronasale Organ beim Menschen keine Rolle spielt; inzwischen sind manche Forscher von der Idee angetan, in dem Minisensor einen "sechsten Sinn fürs Sexuelle" entdeckt zu haben.Lassen sich also Menschen genauso durch Pheromone "fernsteuern" wie Insekten oder Schweine? "Da ist im Prinzip schon was dran", sagt der HNO-Chefarzt Hans Scherer vom Universitätsklinikum Steglitz.Zugleich warnt er vor dem Gebrauch von Pheromonen: "Sie locken damit vielleicht eine Frau an, die sie in Wirklichkeit gar nicht riechen können."

Der Mensch verfügt über zwei verschiedene Riechsysteme: da ist zum einen der eigentliche Geruchsnerv selbst, über dessen Riechkolben Duftstoffe bewußt wahrgenommen werden.Anders das vomeronasale Organ: zwar ist auch dieses ein "chemischer" Sinn, der Substanzen in der Atemluft erschnuppert.Doch dringt deren Wahrnehmung nicht bis ins Bewußtsein vor, denn Pheromone sind zumeist geruchlos.

Noch ist alles andere als bewiesen, daß Pheromone auf den Menschen jene Wirkung haben, die Parfümhersteller ihnen zuschreiben.Für den HNO-Spezialisten Scherer kommt es bei den vom Menschen abgesonderten Duft- und Lockstoffen ohnehin nicht auf eine Überdosis aus der Flasche an: "Das macht die Leute eher aggressiv."

Bei der Partnerfindung sei eher die "individuelle Note" des Körpergeruchs entscheidend.Auch wenn es um Körpergeruch geht, scheinen Gegensätze sich anzuziehen.Das wiederum könnte biologische Gründe haben.Denn es gibt Hinweise darauf, daß Körpergeruch und Immunsystem in Verbindung stehen.

Offenbar haben Menschen die Fähigkeit, auf eben jenen Körpergeruch mit Sympathie zu reagieren, dessen Träger ein genetisch wenig verwandtes Immunsystem hat.Eine mögliche Ursache dafür ist nach Ansicht von Wissenschaftlern wie dem Immunforscher Andreas Ziegler von der Charité, daß dies für das Überleben der Nachkommen besonders günstig ist.

Ziegler glaubt allerdings, daß Sexuallockstoffe in diesem Zusammenhang nicht entscheidend sind."Die Pheromone sind vermutlich eher dazu da, um uns anzuheizen." Ob eine Partnerschaft zustande komme, hänge dann eher mit der "erschnupperten" genetischen Konstellation der Partner zusammen.

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