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Auf der Ferieninsel Bantayan versuchen Überlebende mit einem Deckenventilator an einem Baum Strom zu erzeugen. So hoffen sie ihre Mobiltelefone aufladen zu können, um zumindest wieder mit ihren Familien auf anderen Inseln in Kontakt zu kommen. Die Lage ist verzweifelt. Die Insel war tagelang komplett von der Außenwelt abgeschnitten.

© dpa

Die Philippinen nach "Haiyan": Berliner will Energiekekse ins Krisengebiet schicken

Mit einer Million Euro könnte das Welternährungsprogramm 1000 Tonnen Energiekekse kaufen und damit Hunderten Menschen auf den verwüsteten philippinischen Inseln beim Überleben helfen. Francis Varga, ein Programmierer aus Berlin mit philippinischen Wurzeln, bittet die großen Kekshersteller um das Geld.

Francis Varga ist auf Cebu geboren und in Berlin aufgewachsen. Der 26-jährige Programmierer hat am Mittwoch eine Petition auf dem Internetportal Change.org gestartet mit dem Ziel, die großen deutschen Kekshersteller zu einer Großspende für seine geschundene Heimat zu gewinnen. Mit einer Million Euro könnte das UN-Welternährungsprogramm (WFP) 1000 Tonnen Energiekekse kaufen. Vargas bittet die Konzerne nun, diese Summe aufzubringen. Und seine Petition hat innerhalb von zwei Stunden schon knapp 5500 Unterstützer gefunden. Am Mittwochnachmittag stieg die Zahl der Unterstützer weiter schnell an.

Die philippinische Insel Cebu, Vargas Heimat, ist vom Super-Taifun „Haiyan“ getroffen worden, „aber meiner Familie geht es gut“, sagt er. Doch nördlich davon, die Ferieninsel Bantayan sei „regelrecht ausgelöscht“ worden. „Ich vermisse noch zwei Freunde“, sagte er dem Tagesspiegel. Am 22. November fliegt er wieder nach Cebu. „Ich hoffe, dass die Kekse dann auch da sind“, sagt er. Er und seine Familie wollten dem WFP bei der Verteilung helfen. Außerdem sammelt Varga auch auf seinem philippinischen Konto Geld für seine Landsleute. Auf seiner Internetseite will er alles dokumentieren, was er dort tut und was mit dem Geld der Spender passiert. Am Donnerstag will Varga den Keksherstellern seine Petition überreichen.

Francis Varga aus Berlin will im Land seiner Eltern helfen.
Francis Varga aus Berlin will im Land seiner Eltern helfen.

© promo

Wie er auf die Kekshersteller gekommen ist? Francis Varga ist im Supermarkt auf die Idee gekommen. Weihnachten steht zumindest im Einzelhandel unmittelbar vor der Tür, und die Läden sind voll mit Keksen. Der Gegensatz hat ihn ins Grübeln gebracht. "Kekse gibt es auf den Philippinen ja eigentlich gar nicht", erzählt er. Seit Januar war er fast ein Jahr in Asien unterwegs und ist zwischendurch immer wieder bei seiner Familie auf Cebu gewesen. Doch die Energiekekse sind nach den Erfahrungen des WFP die einfachste Möglichkeit, Menschen am Leben zu erhalten, wenn sie nicht kochen können, weil sie noch nirgendwo untergekommen sind, oder weil alles kaputt ist, weil der Strom nicht fließt, die Straßen nicht befahrbar sind, und die Flughäfen zu klein, um große Mengen Material schnell zu den verzweifelt wartenden Menschen zu bringen.

Cebu hat nach Einschätzung von Varga noch Glück gehabt. Es ist vor allem der Norden der lang gestreckten Insel, der von den Ausläufern des Taifuns schwer getroffen wurde, aber die größte Stadt, Cebu-City ist "noch einmal davon gekommen". Die Logistik sei auf den Philippinen eben nicht einfach, meint er. Der Inselstaat setzt sich aus 7000 Inseln zusammen. Der Flughafen auf Leyte, der größeren Nachbarinsel von Cebu, die fast völlig zerstört wurde, ist nicht mehr funktionsfähig. Die Fähre zur kleinen Ferieninsel Bantayan sei erst seit Mittwoch wieder in Betrieb. "Es mussten erst einmal Schiffe aufgetrieben werden. Die Fähren sind zerstört worden", erzählt Varga. Von Manila, der Hauptstadt aus, wo es den größten Flughafen gibt, braucht ein Schiff nach Leyte einen Tag, sagt Varga.

Wenige Wochen vor "Haiyan" hat ein schweres Erdbeben die südliche Nachbarinsel Bohol getroffen und vieles zerstört. "Da liegen jetzt drei zerstörte Inseln nebeneinander", sagt Varga. Der 26-jährige Programmierer hat erst Anfang November beim Berliner Start-Up-Unternehmen EyeEm angefangen, das sich mit Fotos im Internet beschäftigt. Er ist seinem Arbeitgeber "sehr dankbar", dass er ihn am 22. November wieder für zwei Wochen auf die Inseln reisen lässt. Aber angesichts der Bilder aus der Heimat hätte es ihn wohl kaum in Berlin gehalten.

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