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Panorama: Die Sache mit dem Sultan-Po

Ein Schönheits-Chirurg entdeckt den Trend zum straffen Hinterteil - seine Kollegen runzeln die StirnJan-Martin Wiarda Doktor Panfilov schwört auf den Kneiftest. "Wenn ein Mann an seinem Po mehr als drei Zentimeter Fettschicht greifen kann", sagt der plastische Chirurg aus Bonn-Bad Godesberg, "dann ist eine Operation angeraten.

Ein Schönheits-Chirurg entdeckt den Trend zum straffen Hinterteil - seine Kollegen runzeln die StirnJan-Martin Wiarda

Doktor Panfilov schwört auf den Kneiftest. "Wenn ein Mann an seinem Po mehr als drei Zentimeter Fettschicht greifen kann", sagt der plastische Chirurg aus Bonn-Bad Godesberg, "dann ist eine Operation angeraten." Denn Frauen, so habe er durch eine Umfrage ermittelt, legten zwar grundsätzlich weniger Wert auf Äußerlichkeiten als Männer, doch gebe es eine Ausnahme: den Knackhintern. Darum heißt der bei ihm auch "Sultan-Po". "Ein Sultan ist der Inbegriff der Potenz", erklärt der gebürtige Jugoslawe. "Schließlich hatte er doch einen ganzen Harem zu bedienen."

Unter Kollegen genießt der Bonner Schönheitschirurg einen zweifelhaften Ruf: Panfilov, heißt es, sei doch der, der sich mal im Fernsehen live überschüssiges Fett am Kinn abgesaugt habe: ein schwarzes Schaf seiner Branche. Wenn er erzählt, dass immer mehr Männer bereit seien, die 5000 bis 9000 Mark für ein erotischeres Hinterteil hinzublättern, und einen neuen Trend ausruft, kommt Axel-Mario Feller, Professor für Plastische Chirurgie an der Technischen Unversität München, das kalte Grausen. "Mir ist noch kein Mann untergekommen, dem sein Hintern nicht gefallen hat", sagt der Wissenschaftler. Den von Panfilov propagierten Trend gebe es nicht. Er halte es für standesrechtlich fragwürdig, wenn ein Kollege öffentlich einen Modetrend herbeirede.

Schlecht ist auch Detlef Witzel, Sekretär der Deutschen Gesellschaft Ästhetisch-Plastischer Chirurgen, auf Kollegen wie Panfilov zu sprechen. Die ganze Sultan-Po-Geschichte sei Irrsinn, der vermeintliche Trend nicht mehr als eine PR-Aktion Panfilovs. "Als Arzt mache ich mich doch nicht zum Erfüllungsgehilfen meines Patienten", sagt Witzel. "Eine wesentliche Aufgabe besteht für Mediziner darin, die Patienten zu beraten und ihnen, wenn nötig, auch abzuraten." Doch offenbar habe Panfilov nur ein Interesse: "Der nimmt sich ein Schlagwort wie Sultan-Po und macht eine Kampagne daraus."

Den Verdacht, er leiste mit derlei Operationen mehr dem eigenen Geldbeutel als seinen Patienten einen Dienst, weist der Entdecker des Sultan-Pos entschieden zurück. "So was bringt mich auf die Palme", sagte er. "Niemand lässt sich operieren, nur weil er zu viel Zeit und zu viel Geld hat." In jeden Fall liege ein subjektiv empfundener Leidensdruck und eine objektiv feststellbare Deformation des Hinterteils vor. Wenn der Kunde die Angstschwelle vor einer Operation überwinde und genug Bares habe, "warum sollte ich dann nicht operieren?"

Die Fettentfernung geschieht durch Ultraschallsonden, die unter der Haut platziert werden und die Fettzellmembranen zum Platzen bringen. Laut Panfilow "eine wunderbare Methode, und sie geht ganz ohne Bluten ab". Bis zu drei Liter Fett ließen sich so absaugen.

Panfilov, dessen Klinik in Bad Godsberg "Nofretete" heißt, hat eine eigene Theorie entwickelt, warum gerade der Po für Frauen der Inbegriff der Erotik sein soll. Die Ursache führe zurück in die frühe Menschheitsgeschichte. Von jeher, sagt Panfilov, bedeute ein muskulöser Beckengürtel eine höhere Zeugungskraft. "Das wissen die Frauen von heute nicht, aber sie ahnen es instinktiv." So jedenfalls ahnt es Panfilov.

Möglicherweise kommt Dimitrije Panfilov eine umstrittene Werbeaktion, mit der er unter Hinzunahme einer Presseagentur Material an Zeitungen verschickt hat, jetzt teuer zu stehen. Denn Ärzten ist Eigenreklame untersagt. Verbandssekretär Witzel schätzt, dass Panfilovs Fall "ein heißes Kapitel" auf dem nächsten Kongress sein werde. Dirk Schulenburg, Justiziar der zuständigen Ärztekammer Nordrhein, kündigt eine Überprüfung der Methoden des Mediziners an. Es sei unseriös, die Gefahren einer Fettabsaugung herunterzureden. "Das ist ein chirurgischer Eingriff, und der trägt immer ein Risiko in sich." Und was die Werbebroschüren angehe: "Eventuell werden wir gegen Panfilovs Klinik wettbewerbsrechtlich vorgehen." Sollte die Ärztekammer tatsächlich zur Tat schreiten, wäre der Trend zum Sultan-Po wohl endgültig gestorben.Mehr zum Thema im Internet

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