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Panorama: Dürrekatastrophe in China: Gelber Fluss trocknet aus - Nicht allein das Wetter ist schuld

Nach wochenlanger Trockenheit leidet China unter der schwersten Dürre seit einem Jahrzehnt. Für mindestens 21 Millionen Menschen und 17 Millionen Tiere in Nord- und Zentralchina werde das Trinkwasser knapp, berichtet die Pekinger Tageszeitung "Chen Bao".

Nach wochenlanger Trockenheit leidet China unter der schwersten Dürre seit einem Jahrzehnt. Für mindestens 21 Millionen Menschen und 17 Millionen Tiere in Nord- und Zentralchina werde das Trinkwasser knapp, berichtet die Pekinger Tageszeitung "Chen Bao". In einigen Städten wird Wasser rationiert. Betroffen sind vor allem die Provinzen Henan, Shandong und Anhui.

In der Hauptstadt Peking, deren 13 Millionen Bewohner durch den Miyun-Stausee versorgt werden, melden Behörden die größte Trockenheit seit 50 Jahren. Der Grundwasserpegel sei um 2,3 Meter abgesackt. Selbst der Gelbe Fluss, an dessen Lauf mehr als 170 Millionen Menschen leben, ist an vielen Stellen ausgetrocknet. Im Huaihe-Fluss (Provinz Anhui) stecken wegen des niedrigen Wasserstandes mehr als 2000 Schiffe im Flusssand fest. Insgesamt sind 12,4 Millionen Hektar Ackerfläche von der Dürre betroffen, teilen die Behörden mit.

In einigen Gebieten leidet die Bevölkerung Zeitungsberichten zufolge bereits unter akutem Wassermangel. Im Dorf Luogou in der Provinz Henan müssen sich 300 Menschen aus einem einzigen Schlammloch versorgen, berichtet die Wochenzeitung "Nanfang Zhoumo". In der Stadt Weihai (Provinz Shandong) wurde das Wasser pro Einwohner auf zwei Kubikmeter pro Monat rationiert. Öffentliche Toiletten seien geschlossen worden. "In manchen Restaurants werden die Schüsseln und Essstäbchen nicht gewaschen, sondern nur mit Taschentüchern ausgewischt", schreibt die "Nanfang Zhoumo." Spätestens im Juli, so die Stadtverwaltung, werde die Wasserversorgung völlig zusammenbrechen.

Als Grund für die Dürre nennt Chinas Regierung allein das trockene Wetter. In der zentralchinesischen Metropole Wuhan sprechen Meteorologen von der größten Trockenperiode seit 120 Jahren. Einige Wissenschaftler, wie Zhang Jiacheng vom Forschungsinstitut für Meteorologie, halten solche Erklärungen jedoch für zu einfach. "Der Grund für die Dürre ist nicht der Wassermangel, wie die Propaganda behauptet", sagt der Professor. Schuld habe vielmehr die Regierung: Mit der Intensivierung der Landwirtschaft sei der Wasserverbrauch in die Höhe geschnellt. Durch den Bau immer neuer und tieferer Brunnen sei der Grundwasserpegel in vielen Gebieten heute "gefährlich niedrig", sagt Zhang.

Harald Maass

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