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Panorama: Eingebürgert!: Fidel Castro

Da sind wir uns einig: Das mit dem 1. Mai geht so nicht weiter.

Da sind wir uns einig: Das mit dem 1. Mai geht so nicht weiter. Doch - was tun? Die Kreuzberger Durchgedrehten und ihre Tagesgäste fürchten weder Polizei noch Bundesgrenzschutz, die Bürgermeisterin ist ihnen schnurz, Tod und Teufel sowieso. Folglich wird es immer weiter knallen - wenn nicht eine der letzten integrativen Personen der Weltpolitik eingreift: Fidel Castro.

Stellen wir uns der Realität: Der große Sozialistenführer hat seine Zukunft weitgehend hinter sich. Noch hält der kubanische Sicherheitsapparat stand, aber dass sich das sehr schnell ändern kann, wissen wir in Berlin am besten. Castro droht Schicksal Honeckers: Vom Leben bestraft, vom Volk geächtet, wird er mitsamt seinen letzten Getreuen in die karibische See gejagt oder durch Prozesse gequält werden, bis der Notarzt kommt. Oder die CIA, unter Bush erstarkend, ist noch schneller als das geknechtete Volk und holt die Kiste mit den Killer-Zigarren wieder aus dem Giftschrank. Eine Verschwendung, bedenkt man, was der Mann noch Gutes tun könnte. Bieten wir ihm Asyl!

Ein richtiger Regierungsjob wird natürlich nicht drin sein in Berlin. Dafür ist die politische Richtung, die er vertritt, zu problematisch, seine Kenntnisse der deutschen und türkischen Sprache trotz alter Liebschaften zu dürftig. Aber wenn es gelänge, ihm eine schöne große Wohnung am Mariannenplatz frei zu machen, eine mit Blick aufs Mai-Chaos und breitem Balkon für publikumswirksame Auftritte, dann wäre schon viel geschafft. Fidel Castro könnte eine Art Berliner Sozialistenbeauftragter werden, stets

im strategisch bedeutsamen Zwiegespräch mit PDS und linken Sozialdemokraten, geachtet aber auch von steinewerfenden Wirrköpfen, sofern die ihre Tätigkeit als politisch motiviert betrachten.

Wir sehen das richtig vor uns: Castro, wie er bei Biolek Zeugnis ablegt, Castro im Streit mit Stoiber bei Sabine Christiansen, immer mit dicker Havanna im Rauschebart. Und, vor allem, Castro, wie er, mit der üblichen gefleckten Tarnkluft bekleidet, die Kreuzberger Wogen teilt, hier einen Stein auf sich nimmt, dort mit einer revolutionären Anekdote den Pöbel beruhigt. Die Idealbesetzung! Aber schnell muss es gehen. Bürgern wir ihn ein, jetzt.

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