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Panorama: Eltern geben Kindern mehr Geld

Zuwendungen übertreffen in diesem Jahr erstmals die 1000-Euro-Grenze – und was zwei Studien sonst noch sagen

Von Andreas Oswald

Berlin - Deutsche Kinder bekommen von Eltern und Verwandten mehr Geld als je zuvor. In diesem Jahr übertrifft die Höhe der Geldzuwendungen die 1000-Euro-Marke. Das ergab die am Dienstag in Berlin vorgestellte Kids-Verbraucher-Analyse 2006 des Egmont Ehapa Verlages. Im vergangenen Jahr waren es noch 915 Euro und 2004 waren es 988 Euro.

Da es sich um Durchschnittszahlen handelt und andere Studien ergeben, dass gleichzeitig die Kinderarmut zunimmt, ist der Trend bei den Geldzuwendungen bei Bessergestellten vermutlich noch deutlicher. Die Wirtschaft weiß um diese Kaufkraft. Vor allem das ausgeprägte Markenbewusstsein der Kinder kommt den Firmen entgegen, wenn sie die Kinder gezielt ansprechen wollen. Auffallend ist nach Angaben des Leiters der Studie, Ralf Bauer, dass die Kinder ihr Markenbewusstsein bei den Eltern durchsetzen. Diese richten sich erheblich nach den Wünschen der Kinder.

Die gestern vorgestellte Studie wird indirekt durch eine weitere Untersuchung gestützt, die das Statistische Bundesamt gestern Bekanntgabe. Sie bezieht sich zwar auf das Jahr 2003, stützt aber die These, dass Eltern immer mehr Geld für ihre Kinder ausgeben. Nach diesen Angaben gaben Eltern 2003 im Durchschnitt 549 Euro pro Monat aus. Fünf Jahre zuvor war die Summe mit 496 Euro noch um ein Zehntel geringer.

Je älter das Kind wird, desto tiefer müssen die Eltern in die Tasche greifen: Bei Kindern unter sechs Jahren lagen die Ausgaben 2003 mit 468 Euro (Paar mit einem Kind) noch unter dem Gesamtdurchschnitt und stiegen für die sechs bis zwölf Jahre alten Kinder auf 568 und für Jugendliche zwischen zwölf und 18 auf 655 Euro. Alleinerziehende machen den Trend zu Mehrausgaben mit; sie liegen mit 537 Euro monatlich 2003 knapp unter dem Gesamtdurchschnitt. Die Umfrage bei gut 53 000 deutschen Haushalten ergab auch, dass die Ausgaben für Kinder vom Einkommen der Eltern abhängen: Geringer Verdienende mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen bis zu 1717 Euro gaben bei einem Kind durchschnittlich 325 Euro für den Nachwuchs aus. Gutverdiener mit mehr als 5427 Euro monatlich konnten dagegen das 2,7-fache (862 Euro) für ihr Kind einplanen.

Laut Ehapa-Studie beträgt die Finanzkraft der Kinder in Deutschland 5,88 Milliarden Euro im Jahr. Die Studie untersuchte Sparguthaben und fragte nach Taschengeld und Geldgeschenken. Gut gefüllt sind vor allem die Sparbücher der Kinder, auf denen im Durchschnitt 615 Euro liegen – fast 100 Euro mehr als im Vorjahr. Dabei sparen fast 20 Prozent aller älteren Kinder auf Mobiltelefone, die Jüngeren auf Spielzeug. Das monatliche Taschengeld lag bei 20,5 Euro. Zum Geburtstag und zu Weihnachten wurden den Kindern im Schnitt 68 Euro und 77 Euro geschenkt. Ihr Taschengeld gaben die Kinder wie eh und je zum größten Teil (60 Prozent) für Süßigkeiten aus. 36 Prozent investierten sie in Eis und 35 Prozent in Zeitschriften. Nach Getränken, in die 27 Prozent des Taschengeldes fließen, tauchen dann schon mit 20 Prozent Handy-Kosten als Ausgabenposten auf. Das Markenbewusstsein der Kinder ist weiter auf hohem Niveau, wenn auch marginal rückläufig. Besonders großen Wert legen die Kinder auf Marken, wenn sie das Outfit betreffen. So geben fast 60 Prozent der Kinder an, dass ihnen Marken bei Sportschuhen wichtig sind. 54 wollen einen namhaften Schulranzen und 50 Prozent Markenklamotten.

Nach dem rückläufigen Trend in den vergangenen Jahren sind die Süßigkeiten wieder auf dem Vormarsch. Kinder naschen wieder etwas häufiger: 45 Prozent lutschen mehrmals pro Woche Bonbons, 39 Prozent essen Fruchtgummis und 38 Prozent Schokolade.

Zudem geben 24 Prozent einen Teil ihres Taschengeldes für Fast Food aus – vier Prozentpunkte mehr als noch vor zwei Jahren. Laut Studie deuten die Daten aber auch darauf hin, dass es bei Kindern positive Ansätze gesunder Lebensweise gibt.So trinken die Kinder eher Mineralwasser als süße Limonaden und geben an, in der Freizeit mehr Fußball zu spielen und schwimmen zu gehen.

Nahezu ein Drittel aller befragten Kinder besitzt ein Mobiltelefon. Mehr als die Hälfte der Zehn- bis 13-Jährigen, aber auch jedes zehnte Kind zwischen sechs und neun Jahren ist mobil erreichbar. Laut Studie gaben die Kinder im Schnitt 23,66 Euro pro Monat für ihr Handy aus - vier Prozent weniger als noch im Vorjahr. Die anfallenden Kosten müssen rund eine Viertel der Kinder aus eigener Tasche bezahlen. In 37 Prozent der Fälle bezahlen die Eltern zumindest einen Teil der Rechnung oder tragen alle Kosten (37 Prozent). Grund für die sinkenden Kosten sind der Studie zufolge günstigere Tarife und eine stärkere Kostenkontrolle der Eltern. Für die Analyse wurden 1652 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren über ihr Medien- und Konsumverhalten befragt.

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