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Frisch auf der Welt. Verwechslungen im Krankenhaus kommen sehr selten vor. Neugeborene bekommen üblicherweise ein Armband zur Identifizerung.

© dpa

Eltern verlangen 12 Millionen Schadenersatz: Babys in der Klinik vertauscht

Erst zehn Jahre nach der Geburt bestätigt ein Gentest den Verdacht der Eltern: Ihre Babys waren im Krankenhaus vertauscht worden. Nun fordern beide Elternpaare Schadenersatz.

Vor 20 Jahren sind in Südfrankreich zwei Babys in einer Klinik vertauscht worden - jetzt fordern die beiden Familien mehr als 12 Millionen Euro Schadenersatz. Ein Zivilgericht im südfranzösischen Grasse befasste sich am Dienstag mit der Klage der Eltern, die jahrelang Zweifel hatten, ob ihr Kind auch wirklich ihres ist. Erst ein DNA-Attest zehn Jahre nach der Geburt brachte Gewissheit: Die beiden Mädchen waren im Brutkasten vertauscht worden. Die Eltern der dann bereits zehnjährigen Kinder forderten keinen Rücktausch.

Krankenpflegerin vertauschte die Babys

Die tragische Verwechslung der beiden Babys ereignete sich im Juli 1994: In einer Klinik in Cannes brachte Sophie Serrano damals ihre Tochter Manon zur Welt. Wegen einer Gelbsucht kam das Baby in einen Brutkasten, in dem ein weiteres Mädchen ebenfalls mit Gelbsucht behandelt wurde. Eine Krankenpflegerin vertauschte dann die beiden Babys. Obwohl die Mütter sofort Zweifel äußerten, insbesondere wegen der Länge der Haare, wurden sie mit dem Hinweis beruhigt, das liege an den Wärmelampen im Brutkasten.

Eltern trafen leibliche Kinder erst nach zehn Jahren

Zehn Jahre später verlangte der Vater von Manon dann einen Vaterschaftstest, weil er wegen der fehlenden Ähnlichkeit und dem dunklen Teint seiner Tochter nach wie vor Zweifel hatte. Bei dem DNA-Test stellte sich heraus, dass auch Sophie Serrano nicht die biologische Mutter ist. Nachforschungen ergaben, dass die andere Familie, die anonym bleiben will, nicht weit entfernt wohnte. Die Paare trafen ihre leiblichen Kinder dann erstmals im Alter von zehn Jahren.

Nachdem eine Strafanzeige keinen Erfolg hatte, gehen die Familien der beiden heute 20-jährigen Frauen nun zivilgerichtlich gegen die Klinik, die Ärzte und die damalige Pflegerin vor. Für jedes ausgetauschte Mädchen verlangen sie drei Millionen Euro Schadensersatz sowie 1,5 Millionen Euro für die Eltern und 750.000 Euro für jeden Bruder und Schwester. Das Urteil soll am 10. Februar fallen.

Ähnlicher Fall in Russland

Die Verwechslung von Babys kommt äußerst selten vor. In Frankreich wie in anderen Ländern bekommen die Babys nach der Geburt kleine Armbänder zur Identifizierung. Im Jahr 2011 war eine russische Geburtsklinik zur Zahlung von 140.000 Euro Schadensersatz verurteilt worden, weil sie zwölf Jahre zuvor versehentlich zwei Babys verwechselt hatte. (AFP)

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